Besiana Alijaj ist froh, dass am Ende alles gut gegangen ist. Vergessen wird die 21-Jährige aus Meersburg den Sonntag vor knapp zwei Wochen aber nicht mehr. Die Auszubildende war mit dem Linienbus auf dem Weg zur Arbeit, als es gegen 12 Uhr im Heckbereich zu einer Rauchentwicklung kam. Mit Kopfhörern auf den Ohren war sie zuvor in den Bus in Richtung Friedrichshafen eingestiegen. Dort macht sie gerade eine Ausbildung zur Altenpflegerin.

Lauter Knall kurz nach der Bushaltestelle

Kurz nach der Bushaltestelle in der Höhe von Stetten soll es während der Fahrt einen lauten Knall gegeben haben, sagt die junge Frau. Sie nahm ihn wegen der Musik, die sie hörte, nicht wahr. Die anderen Fahrgäste – mit ihr waren es zehn – berichteten ihr später davon. Das anschließende "komische Ruckeln" und ein lautes Piepen realisierte sie jedoch ganz deutlich. Im weiteren Verlauf stieg links von ihr plötzlich Rauch auf, erinnert sie sich.

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Die 21-Jährige reagierte geschockt darauf und war nach eigenen Angaben erst mal steif vor Angst. Umso mehr imponierte ihr deshalb das Verhalten des Busfahrers. "Er war gar nicht panisch und blieb sehr ruhig. Dafür bin ich ihm sehr dankbar", sagt Besiana Alijaj. Trotz der Geschehnisse lenkte der Mann den Bus noch einige hundert Meter weiter, ehe er ihn am Straßenrand anhielt.

"Er war gar nicht panisch und blieb sehr ruhig. Dafür bin ich ihm sehr dankbar", sagt Besiana Alijaj über den Busfahrer. Sie ist 21 ...
"Er war gar nicht panisch und blieb sehr ruhig. Dafür bin ich ihm sehr dankbar", sagt Besiana Alijaj über den Busfahrer. Sie ist 21 Jahre alt und lebt in Meersburg. | Bild: privat

Die Auszubildende vermutet, dass er dies tat, damit die Fahrgäste sicher aussteigen konnten, ging die Fahrt doch über die viel befahrene Bundesstraße 31. Auf dem Gemeindeverbindungsweg neben der Bundesstraße verfolgten sie das Unglaubliche schließlich weiter. Der Busfahrer habe den Omnibus als letzter verlassen und sei sogar noch mal eingestiegen, um zu kontrollieren, ob wirklich alle ausgestiegen seien, berichtet die junge Meersburgerin. Und weiter: "Seine ruhige Art gab mir das Gefühl, dass ich sicher bin."

Linienbus fängt im hinteren Bereich Feuer

Die Situation an dem Linienbus verschlechterte sich derweil sekündlich. Es sei immer mehr Rauch aufgestiegen, sagt Besiana Alijaj. Dann fing der Bus im hinteren Bereich, wo sich der Motor befindet, auch noch Feuer. "Für mich hat es so ausgesehen, als ob der Bus ganz anfängt zu brennen", so die 21-Jährige. Auf der Straße habe es ebenfalls gebrannt. Die Auszubildende nimmt an, dass es sich um ausgetretene Betriebsstoffe handelte, die in Brand gerieten.

Dichter Rauch quoll aus dem hinteren Bereich, wo sich der Motor befindet.
Dichter Rauch quoll aus dem hinteren Bereich, wo sich der Motor befindet. | Bild: Freiwillige Feuerwehr Stetten

Knapp zwei Wochen nach dem Vorfall lassen sie nicht nur die Bilder von dem Bus nicht mehr los, sondern auch die Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer. Bevor die Bundesstraße 31 komplett gesperrt werden konnte, fuhren die Menschen in ihren Fahrzeugen schnell an dem Bus und dem Rauch vorbei. Keiner hielt an, um zu fragen, ob er helfen kann. So zumindest die Wahrnehmung der 21-jährigen Auszubildenden.

Wenig Mitgefühl von Mitarbeiterin einer Taxi-Zentrale

Auf dem Gemeindeverbindungsweg gab es sogar einen Zwischenfall mit einer Autofahrerin, die die Fahrgäste des Busses für Gaffer hielt. Die Frau ließ die Scheibe an der Fahrertür ihres Autos herunter und rief Besiana Alijaj zufolge, dass die Wartenden alle bestraft gehörten. Grund dafür war vermutlich, dass einige der Fahrgäste die für sie unfassbaren Momente mit ihren Smartphones festhielten. Auch die Mitarbeiterin einer Taxizentrale zeigte wenig Mitgefühl für den Busfahrer und die Fahrgäste. Die 21-Jährige rief dort an, um Taxis zu bestellen. Doch die Mitarbeiterin habe gesagt, dass sie ohne etwas Schriftliches, dass der Verkehrsverbund RAB bezahle, nichts machen könne. Die junge Frau ärgert das. "Man kann in einer Notsituation doch nicht einfach Nein sagen", klagt sie.

Bundesstraße über mehrere Stunden voll gesperrt

Am Ende warteten die Fahrgäste in einem Kleinbus des Roten Kreuzes auf ein RAB-Ersatzfahrzeug. Eine Hilfeleistung, die für die 21-Jährige und die anderen Fahrgäste wohltuend war. Ebenso die schnelle Reaktion des Verkehrsverbunds, der die Linienbusse betreibt. Ein RAB-Vertreter sei superschnell da gewesen, um die Weiterfahrt und anderes zu organisieren. "Es war Stau. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat", sagt Besiana Alijaj. Parallel waren die Freiwilligen Feuerwehren Meersburg und Stetten mit den Löscharbeiten beschäftigt. Als diese geschafft waren, wurde der beschädigte Bus geborgen und die Bundesstraße noch gereinigt. Diese wurde wegen des Vorfalls über mehrere Stunden voll gesperrt.

Die Feuerwehrmänner waren über mehrere Stunden auf der Bundesstraße 31 beschäftigt. Unter anderem mit dem Säubern der Fahrbahn.
Die Feuerwehrmänner waren über mehrere Stunden auf der Bundesstraße 31 beschäftigt. Unter anderem mit dem Säubern der Fahrbahn. | Bild: Uwe Petersen

Besiana Alijaj kam gerade einmal 40 Minuten zu spät zur Arbeit. Ihr sei es wie eine Ewigkeit vorgekommen, weil sie so geschockt gewesen sei. Über den Busbrand vergaß sie sogar ihren eigenen Geburtstag. "Meine Beine haben gezittert. Ich musste laufen, sonst wäre ich hingefallen. Man malt sich aus, was alles hätte passieren können", sagt die 21-Jährige. Nach Friedrichshafen fährt die Auszubildende weiterhin mit dem Bus. Allerdings versucht sie, immer ganz vorne zu sitzen, erklärt sie.