Er steht schon eine ganze Weile auf der Wiese beim Wasserhochbehälter oberhalb von Markdorf-Möggenweiler. Der neue, der inzwischen zweite Wagen für den städtischen Waldkindergarten wird in diesen Tagen von seinen kleinen Nutzern und deren erwachsenen Betreuern in Betrieb genommen. Genau genommen stellt der Wagen ja ein Zusatzangebot da. Weil die Kinder des Waldkindergartens die meiste Zeit draußen verbringen – und nicht unter dem Dach des Waldkindergartenwagens.

Das Dach wird vor allem bei schlechtem Wetter genutzt. Wenn es stürmt, schneit oder sehr stark regnet. Ansonsten spielen, beobachten, experimentieren die über Dreijährigen unterm Naturdach von Bäumen. Das gilt insbesondere für die Mädchen und Jungen in der seit März bestehenden ersten Waldkindergartengruppe. Denn deren Wagen steht oberhalb des Hochbehälter-Areals, ganz in der Nähe des Forsthauses.

Waldkindergarten auf der grünen Wiese?
Für die nun gebildete zweite Gruppe stellt sich die Situation etwas anders dar. Ihr Wagen steht nicht direkt im Wald, sondern gewissermaßen auf der grünen Wiese. Und auch das große mit Astwerk umwundene und mit Holzspänen ausgelegte Rund für den morgendlichen Begrüßungskreis der Gruppe liegt etwas unterhalb, doch gleichfalls auf dem Wiesengelände. Zum reinen „Wiesenkindergarten“ wird die neue Gruppe deshalb aber nicht. Schon deshalb, weil beide Gruppen immer wieder zusammenfinden, viel gemeinsam unternehmen – natürlich auch im Wald.

Konzept überzeugt die Eltern
Bürgermeister Georg Riedmann zeigt sich sehr zufrieden mit der Situation in Möggenweiler, doch durchaus auch mit dem Markdorfer Kindergartenangebot insgesamt. „Wir hatten ja einiges zu tun in den letzten Jahren.“ Grundsätzlich habe die Stadt gar nicht so schlecht dagestanden. Zumal der Bedarf an Betreuungsplätzen seit 2010 doch lediglich von jährlich etwa 135 Plätzen auf nun 155 Plätzen angestiegen ist. Was sich aber deutlicher verändert habe: Das sei die Nachfrage nach neuen, anderen Betreuungsformen. Der Wunsch nach einer Betreuung für unter Dreijährige stieg ebenso an wie der Wunsch nach Ganztagsbetreuung. Riedmann betont, dass der zweite Waldkindergartenwagen auf den ausdrücklichen Elternwunsch hin angeschafft worden sei. „Wir wollten ja zunächst abwarten, ob der Bedarf tatsächlich besteht“, erinnert sich der Bürgermeister. Immerhin handelt es sich bei Möggenweiler ja nur um ein Halbtagsangebot – draußen und bei fast jedem Wetter. Mit einer gewissen Skepsis der Eltern war also zunächst zu rechnen.
Noch Plätze frei in Möggenweiler
„Wir sind fast voll belegt in der Waldgruppe – mit 18 von 20 Plätzen“, berichtet Franziska Nusser, die Leiterin des Waldkindergartens. Und die Nachfrage kam weiterhin. Bei den Markdorfer Müttern und Vätern hatte sich offenbar herumgesprochen, wie gern Kinder die Natur erkunden, auf Wiesen oder im Unterholz spielen. Für die Eltern nun die gute Nachricht: Es gibt jetzt noch freie Plätze im Möggenweiler Waldkindergarten.

Natur regt Fantasie der Kinder an
Andreas Witt, Erzieher für die neue Gruppe, schwört auf die fantasieanregenden Kräfte der Natur. „Wenn Kinder Vogelnester entdecken, wenn Kinder Raupen beobachten, dann spielt sich da ganz viel ab in ihren Köpfen.“ Dies seien die Impulse, an die die Naturpädagogik anknüpfe. „Von der Raupe kommen wir aufs Thema Schmetterling und so fort ...“, erläutert Franziska Nusser. Der in allen Kindertagesstätten geltende pädagogische Rahmenplan werde dennoch beachtet. Doch die Schwerpunkte begegnen gewissermaßen vor der Tür des Waldkinderwagens. Was übrigens auch die Eltern stets aufs Neue begeistere, berichtet die Waldkindergartenleiterin. Zumal die Kinder daheim von ihren Begegnungen berichten – dieses Kraut, jenen Baum oder Vogel ebenso gut benennen können, wie ein Insekt oder eine Spinne. „Uns fordert die kindliche Neugier natürlich auch“, erklärt Franziska Nusser, „das Naturkundebuch ist ein ganz wichtiges Arbeitsmittel für uns Erzieherinnen und Erzieher“. Solches Lernen werde keineswegs als belastend empfunden.

Mit Begeisterung bei der Sache
Sowohl Andreas Witt wie auch seiner Ehrzieherinnen-Kollegin Veronika Meschenmoser war klar, worauf sie sich einließen, als sie sich in Markdorf um eine Erzieherinnenstelle bewarben. Beide sprechen von ihrem direkten Draht zur ihrer Arbeit im Waldkindergarten. Die durchaus ihre großen Vorteile habe, so Franziska Nusser. Statt eines hohen Geräuschpegels begegne im Grün eine natürliche, eine gedämpfte Geräuschkulisse. Die habe ihre eigene Qualität für die Arbeit mit den Kindern. Wovon alle profitieren. Mit dem neuen Waldkindergartenwagen sei der Ausbau des städtischen Betreuungsangebots indessen an sein vorläufiges Ende gekommen, so erklärt Bürgermeister Georg Riedmann.