Eine besondere Art, sich von der Fasnet zu verabschieden, hat die Narrenzunft Moschtobst: Bei einem abendlichen Narrenspiel im Freien zeigten die Aktiven, wie aus Obst Most wird. Gleichzeitig wurde für alle bisher noch nicht Eingeweihten die Entstehungsgeschichte der Zunft, ihrer Figuren und Häser erzählt. Und trotz aller Traurigkeit glomm ein Fünkchen Hoffnung auf: Die Taufe der neuen Mitglieder zeigte: Um den Nachwuchs muss man sich keine Sorgen machen.
Zuschauer am Rande war der neue Zunftmeister Chris Rid. Schon im Bürgersaal zum Schweigen verdonnert und auf das Amt des Marathon-Küssers der weiblichen Akteure auf der Bühne reduziert, durfte er auch hier als zuschauende Randfigur die Veranstaltung genießen. Hat er überhaupt was zu sagen?, fragen wir ihn ketzerisch. „Natürlich, ich bin ja der erste Vorstand, der Narrenpräsident“, entgegnet er freundlich und berichtet außerdem von der vorangegangenen Narrenbaumversteigerung im Gasthaus zum Frieden.
Dort hatte Christian Wegis zunächst den stattlichen Stamm ersteigert, ihn aber dann wieder freigegeben. Zum einen benötigte er ihn nicht, zum anderen wollte er noch mehr Geld für die Jugend des Musikvereins herauskitzeln. So wurde Chris Rid aktiv und ersteigerte – erneut im Wechsel mit Christian Wegis – den Baum und spendete ihm dem Kindergarten. Die Erzieherinnen wollen daraus Sitzgelegenheiten fräsen.
Das Resümee seiner ersten aktiven Fasnetssaison, in der er auch als Schinder unterwegs war? „Anstrengend, aber sehr gut.“ Besonders der Abschluss mit dem Umzug in Lindau mit anschließendem Pizzaessen in der Zunftstube hatte ihm gefallen. Am meisten aber freut er sich an der Gemeinschaft der Dorffasnacht und im Verein: „Der Zusammenhalt ist einfach super!“
Das zeigte sich auch beim Bühnenspiel: Karin Poisel und Claudia Veeser resümierten die Fasnet 2023, wobei sie sich besonders über die Teilnahme des Musikvereins Ahausen freuten. „Das macht viel mehr Spaß hinter einer Live-Musik zu laufen, als zur scheppernden Musik aus der Konserve!“ Sieben Umzüge liegen hinter den Hästrägern Äpfel, Birnen, Schindern, Glöpfern und Bauern. Mal wurde eine Mütze, mal ein Kind vergessen. Das Schlimmste aber: Jemand hatte doch glatt „Narri, Narro“, statt „Moscht – Obst“ gerufen. Aber nur einmal...
Dann wurde es beim Narrenspiel ernst: Während die Schinder nach und nach in den Annaberg verbannt wurden, wanderten Äpfel und Birnen, die zuvor noch lustig getanzt hatten, in die Mostpresse. Und jedes Mal, wenn „die Presse steht schon bereit“ gerufen wurde, zuckte die Zeitungsvertreterin zusammen.
Acht Neumitglieder, sechs Schinder und zwei Birnen wurden schließlich dem Taufritual unterworfen. Voraussetzung war, dass sie ein Jahr bei den Umzügen mitgelaufen waren, um endgültig Bestandteil der Zunft werden zu können. Während der Pandemie gab es weder Fasnet noch Umzüge, sodass die Zahl der Täuflinge diesmal größer ausfiel.
Sie mussten barfuß bei der Kälte in die Gelte stehen. „Mit nackten Füßen steigt hinein, und stampft den Trester klitzeklein“, wies Karin Poisel sie an. Dazu hatten sie einen Schwur zu leisten und anschließend den mit einem Trichter eingeflößten Most zu schlucken. So wurde ihnen das moschtobstnärrische Bewusstsein im wahrsten Sinne eingetrichtert.