Seit mehr als zehn Jahren findet am 14. Februar der Aktionstag „One Billion Rising“ gegen Gewalt an Frauen statt. Mit zwei Wochen Verzögerung kamen erstmals in Markdorf aus gegebenem, traurigem Anlass aber umso mehr Frauen zusammen. War doch am 21. Januar mitten unter ihnen eine Frau Opfer eines Gewaltverbrechens geworden und gestorben.
Die Trommlerinnen vom Rhythmusraum Markdorf machten den Auftakt. „Toll, dass Sie da sind und sich mit uns gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen stark machen“, begrüßte Veronika Wäscher-Göggerle, Frauenbeauftragte des Bodenseekreises, die weit mehr als 100 Teilnehmerinnen am Tanz-Flashmob.
„Gewalt ist ein absolutes No Go“
Manche von ihnen hatten sich schon auf Youtube, im Turnverein oder in einer Tanzschule mit den Schritten zum Lied „Break the Chain“ von Tena Clark vertraut gemacht. Zu ihnen gehören auch einige Frauen vom Turnverein Bermatingen. „Uns als Frauen zu solidarisieren und zu zeigen ist für uns eine Selbstverständlichkeit, auch wenn wir selbst nicht betroffen sind“, sagte Sonja Heger. Gewalt gegen Frauen sei ein absolutes No Go und unterste Schublade, ergänzte Angelique Lerner „Ein friedlicher Tanz dagegen ist das Beste, was man tun kann.“

Für alle spontanen Besucherinnen zeigte Organisatorin Katja Eberle auf der Bühne die Schrittfolge, bevor es in alle vier Himmelsrichtungen losging. „Es freut mich sehr, dass heute so viele hierhergekommen sind“, rief sie von der Bühne.

Nach der ersten Runde zum Aufwärmen zur Musik vom Band griff Sängerin Brigitte Rösler zum Mikrofon: „Mir liegt diese Sache sehr am Herzen.“ Seit einigen Jahren ist sie mit dem Lied bereits bei „One Billion Rising“ in Friedrichshafen dabei. Am Samstag sang sie den Klassiker gleich zweimal und die Frauen tanzten begeistert dazu.
Vision von einer besseren Welt
„Wir sind hier für eine Welt, in der Frauen ihre Sexualität, ihren Intellekt, ihre Spiritualität und ihre Gefühle leben können ohne bedroht, eingeschüchtert, belästigt oder getötet zu werden“, betonte Wäscher-Göggerle. Der Aktionstag sei zugleich die Vision von einer Welt, in der Menschen aller Kulturen und Klassen zusammen protestieren, reden, tanzen – weltweit für dieselbe Sache. Auch in Deutschland erlebe jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. So sei der gefährlichste Ort für eine Frau ihr eigenes Zuhause. Absolute Ruhe herrschte, als an die ermordete Markdorferin in einer Schweigeminute gedacht wurde.

Frauen aller Generationen erheben sich
Frauen aller Generationen erhoben sich auf dem Marktplatz. „Der Mord hier bei uns hat mich schon bewegt und ich finde es wichtig, dass auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht wird“, sagte die 13-jährige Lia Wirth.

Auch für Marni Eberle und Ida Metzger war es ein gutes Gefühl, beim Flashmob dabei zu sein. Zusammen mit anderen Jugendlichen hatten sie bereits im Vorfeld ein Video mit den Tanzschritten auf Youtube hochgeladen. „Es ist voll schön, dass so viele mitgemacht haben“, sagte Ida Metzger. Sie fühle sich fast ein bisschen stolz, dass sie ein Teil der Veranstaltung gewesen sei, beschrieb Marni Eberle ihr Gefühl nach dem gemeinsamen Tanz.