Wenn es ans Bezahlen geht, wundern sich die Kunden. Insbesondere jene, die von auswärts kommen, vor allem die Touristen. „Auf den ersten Blick sind wir ja gar nicht als Caritas-Kleiderladen zu erkennen“, erklärt Renate Ernet. Sie gehört zum Kreis der ehrenamtlich Engagierten, die für die katholische Seelsorgeeinheit in dem vom Bundesverband der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) unterstützten Bekleidungsgeschäft in der Poststraße arbeitet.

Vielen Neukunden sei nicht klar, dass je nach Art der Garderobe abgerechnet wird. Herrenhosen kosten sechs Euro, Damenblusen fünf, während ein Kleid zwischen fünf und acht Euro liegt. „Wer mehr geben möchte, der darf das natürlich gerne“, erklärt Evi Gräble-Kopp. Sie leitet den CKD-Kleiderladen zusammen mit Gerda Dilger. Der Trend geht in zwei Richtungen.

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Da sind zum einen die Umweltbewussten. „Ein großer Teil unserer Kunden denkt an den CO2-Ausstoß bei der Kleidungsproduktion und will deshalb auf Nachhaltigkeit setzen“, erklärt Eva Gräble-Kopp. Zum anderen aber seien da die Bedürftigen: Jene Menschen, denen die steigenden Preise die Haushaltskasse leeren. Die für Heizung, Strom und Lebensmittel soviel zahlen müssen, dass an größere Anschaffungen schon gar nicht zu denken ist. Da sind die Kunden, die auch die Markdorfer Tafel besuchen müssen, um sich mit gespendeten Lebensmitteln einzudecken.

Renate Ernet zählt diese Besucher des Kleiderladens zu den Tafelkunden. Weil es für den Besuch der Tafel eines von der Diakonie ausgestellten Ausweises bedarf, der ihnen die Bedürftigkeit bescheinigt. Sie zahlen auch im Kleiderladen weniger, die Hälfte. Und die Zahl der Tafelkunden im Bekleidungsgeschäft wächst – zusammen mit der Zahl der Umweltbewussten.

Notierte Renate Ernet im Januar noch 216 Käufer, so waren es im Juni schon 400. „Und gefühlt“, erklärt Gerda Dilger, „wächst die Zahl der Bedürftigen immer weiter.“ Seitdem die Markdorfer Tafel wegen Überlastung keine neuen Kunden mehr aufnimmt, seitdem die Diakonie keine weiteren Tafelausweise mehr ausstellt, gilt im Kleiderladen eine Sonderregelung. Es genügt ein Stempel der Diakonie auf dem Flyer, damit die wachsende Zahl der Einkommensschwachen auch weiterhin Preisreduktionen bekommt.