Schneller, höher, weiter. Das gilt nicht nur für den Spitzensport, sondern auch auf Breiten- oder Vereinsebene. Nur zählt dort am Ende mehr der Spaß als die Rekorde. „Großen Spaß“ habe ihm sein Amt als Vorsitzender des Turnvereins Markdorf (TVM) gemacht, erklärte Uwe Schäfer bei der Hauptversammlung. Und das, obwohl er wenig Berührung mit dem Turnen habe. „Ich bin mehr der Fußballer.“ Viel gelernt habe er durch sein Amt. Und er hat einen Rekord gebrochen: Länger als er war bislang noch keiner aktiv.

„Elf Jahre sind es jetzt und ich habe es schon vor drei Jahren angekündigt: 2024 stehe ich nicht mehr zur Wahl.“ Umso dringlicher sei die Suche nach einem neuen Vorstandsteam. Schatzmeister Heribert Stützle möchte ebenfalls aufhören, einen stellvertretenden Vorsitzenden sucht der Verein schon seit zwei Jahren vergeblich. „Damit wären im nächsten Jahr drei von vier Vorstandsposten vakant“, warnte Schäfer. „Uns droht also die Vereinsauflösung, wenn ihr keine Leute findet.“

Übungsleiter im Internet

Zum TV Markdorf gehören derzeit 1200 Personen. „Unsere Mitglieder sind uns treu geblieben“, deutete Uwe Schäfer die Statistik. Anders als bei vielen Sportvereinen habe die Corona-Pandemie zu keiner nennenswerten Austrittswelle geführt. Zu dieser Stabilität kann auch der Umstand beigetragen haben, dass der Verein zweimal in Folge die Mitgliederbeiträge gesenkt hat. Hinzu kommt laut Schäfer, dass die Übungsleiter vieles abgefangen haben, indem sie mit ihren Angeboten ins Internet gegangen sind. Oder sie haben ihre Gruppen halbiert und ihr Übungsprogramm ein zweites Mal wiederholt, als Sport nur in kleinen Gruppengrößen erlaubt war.

Nachwuchssorgen muss sich der TVM keine machen – eher die: wie er die lange Warteschlangen fürs Kinderturnen abbaut. Gut aufgestellt, so Schäfer, ist man auch bei der Generation 50-plus. „Wer über 50 im Verein ist, der bleibt auch im Verein.“ Probleme bereitet die Altersgruppe zwischen 20 und 40. Studium, Beruf, Familie halten vom Sportplatz und der Turnhalle fern. Eine größere Bereitschaft zum Sport zeigt sich erst wieder jenseits der 40.

„Hier müssen wir noch mehr werben als bisher“, erklärte der TVM-Vorsitzende. Der Verein will deshalb künftig verstärkt im Amtsblatt annoncieren. Und seinen Sportplaner mit dem vollständigen rund 120-Stunden-Angebot pro Woche wird der Verein in Zukunft nicht mehr drucken, sondern auf seine Homepage stellen. Dort lässt er sich laufend aktualisieren. Als überaus werbewirksam hat sich der Gehrenberglauf erwiesen. Das herbstliche Cross-Event lockt stets zahlreiche Läufer und viel Publikum an. Überdies ist der Verein dadurch in aller Munde.

Uwe Schäfer erläuterte ausführlich, warum das Kooperationsprojekt „Movement“ mit der Musikschule im vergangenen Jahr abgesagt werden musste. „Wir sollten die Angelegenheit positiv angehen“, betonte der Vorsitzende mehrfach. Während er die Hintergründe schilderte, war ihm aber deutlich anzumerken, wie sehr ihn die Absage mitgenommen hat. „Movement ist uns ja schon zweimal supergut gelungen“, blickte er zurück.

Für Veranstaltungen in der frisch sanierten Sporthalle gelten neue Bestimmungen. Brandschutz und Rettungswege sind in anderer Weise zu beachten. So war eine Auflage des Landratsamtes – der Kreis ist der Träger der Halle – dass die Dekoration nicht entflammbar ist. Auch die Atmosphäre ist nicht mehr herzustellen. Das neue Hallenlicht lässt sich nicht dimmen – „volle Beleuchtung – 500 Lux“. Hinzu kommt laut Uwe Schäfer: „In die Halle dürfen maximal 800 Personen. Wir vom Turnverein und der Musikschule sind aber allein schon 300.“

Zum endgültigen Aus habe schließlich geführt, dass Proben und technischer Aufbau erst am Freitagnachmittag um 17 Uhr beginnen durften. Viel zu spät für die Technik, auch für Teilnehmer. „Einiges haben wir ja nachvollziehen können – doch längst nicht alles“, so der Vorsitzende. Uwe Schäfer schlägt vor, sich erneut mit dem Landratsamt zusammenzusetzen, um eine „pragmatische Lösung“ zu finden.

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