Dirk Maibauer ist in Eile. Und sehr geschäftig ist er obendrein. Weil er dringend in den Schatten muss mitsamt seinen beiden Clowns-Kollegen, Norbert Runge und Christoph Eichler. Die drei sind das Artistiktheater Mixtura Unica. Und sie sollen im Rahmen des Kinderprogramms beim Stadtfest für Spaß und Ausgelassenheit sorgen. Was gar nicht so leicht ist, wenn schwere Kisten mit Jonglage-Utensilien darin, Einräder und Zauberkaninchenställe in aller Eile von der oberen Marktplatzecke vor dem Polizeiposten nach unten zur Kirche umgezogen werden müssen. Dorthin, wo der Turm von St. Nikolaus Schatten spendet.

„Ich heiße Clown Till“, erklärt Dirk Maibauer. Man glaubt‘s ihm sofort, so grell leuchtet sein Hemd zur großkarierten Hose. „Moment!“ ruft er nach der Bitte um ein Pressefoto. Dann stülpt er sich den roten Gummiball über die Nase. Anschließend geht das emsige Tragen und Schleppen weiter. Während sich schon die ersten Kinder zusammen mit ihren Müttern und Vätern auf die Wiese vor der improvisierten Zirkusbühne setzen beziehungsweise auf die rasch herbeigeholten Bierbänke.

Es ist heiß an diesem Nachmittag. Tag zwei des Stadtfests. Auf den Tischen zwischen den Stadtfesthütten der Vereine bezeugen noch vereinzelte Gläser und Flaschen, die ausgelassene Feierlaune des Freitagabends.
Woanders ist längst aufgeräumt. Und hie und da sitzen auch schon die ersten Gäste, um etwas zu trinken. „Es lässt sich ganz gut an“, erklärt Liam Collier. Gemeinsam mit Jakov Zauzolkov und Nick Blassmann schenkt er nun Säfte aus. Am Stand des Markdorfer Turnvereins, der in diesem Jahr eine Alternative zum sonst üblichen großen, deshalb auch aufbauintensiven Auftritt gesucht hat. Sie fand sich – in dem Wagen für nicht alkoholische Getränke. Die laufen entschieden besser als Bier und Wein – bei dieser Hitze.

Fast ein bisschen zu heiß für den Flohmarkt
Deutlich weniger gut laufen die Geschäfte der allermeisten Anbieter auf dem Kinderflohmarkt. Dort laden zwar ausgemusterte Barbiepuppen, zu klein gewordene Fahrradhelme, Holzeisenbahnen und viele, viele Kinderspiele in ebenso leuchtenden Farben wie die daneben platzierten Bücher und Comichefte zum Einkauf ein. Doch fehlt es ganz entschieden an Kunden.

„Beim Dixiefest war mehr los“, erklärt Yvonne Hartmann. Sie assistiert ihrer kleinen Tochter beim Kinderflohmarktgeschäft. „Ein Vormittagstermin wäre schon geschickter“, befindet die junge Mutter.

Und Anne Gigilio, eine weitere Mutter vom Stand ein Stück weiter, erklärt, warum. „Weil bei diesen Temperaturen doch viele lieber zum Baden gehen.“ Immerhin haben die Gigilios an einen Sonnenschirm gedacht. So haben sie ein bisschen Schutz vor der grellen Sonne.
Hoch hinaus wollen auch die nicht mehr ganz Jungen
Scheinbar gar nichts macht die jenen aus, die den mobilen Kletterturm beim Kirchgarten erklimmen. Sieben Meter 70 ragt er an seiner höchsten Wand in die Höhe. An der anderen Seite ist er etwas weniger hoch – und auch nicht ganz so schwierig. Sodass das Gros der Kinder recht behänd hinaufsteigt.
Bestens gesichert durch Klettergurt und das Seil, mit dem Jonas Gburek die jungen Sportler vorm Absturz bewahrt. Der Achtjährige David steht wieder auf festem Boden. Eben noch war er ganz, ganz oben – und hat die Glocke angeschlagen. Sie hängt dort – gewissermaßen als akustisches Signal für den Klettererfolg. Ein bisschen Angst habe er schon gehabt, aber auch großen Spaß.

Nicht von Angst, doch von ihrer Mühe berichtet Diana Benno. „Ich bin mit meinen drei Enkeln und meinem Sohn da.“ Der Herausforderung der Kletterwand wollte sie sich stellen. Je höher sie kam, desto mehr schwanden die Kräfte. Stolz klingt sie aber doch ob der erfolgreichen Wandbesteigung.
Halb voll oder halb leer?
Um Maß und Mitte ging es dann am Stadtfestsonntag. Genauer um die Frage, ob das Glas halb voll oder doch halb leer sei. Die einen sehen es so – und heißen Optimisten, erklärt Pfarrerin Kristina Wagner beim ökumenischen Gottesdienst am Vormittag. Die anderen sehen es anders, und seien in vielen Dingen zögerlich, misstrauisch, gibt ihr katholischer Kollege, Pfarrer Ulrich Hund, zu bedenken.

Freuen sich die Optimisten, dass endlich wieder ein Stadtfest stattfinden kann, grübeln die anderen über Pandemie oder gar über Kriegsgeschehen bei den europäischen Nachbarn.

Auf den Punkt bringt es dann Egbert Benz – bei der Fürbitte. Er bittet den Herrn um das rechte Maß zwischen Arbeit und Erholung. Und er bittet den Herrn um Hilfe, „dass möglichst viele wieder zur Mitte finden“. Gelegenheit dazu gibt es reichlich am Stadtfestwochenende – inmitten der Feiernden.
Bastelangebote auf der Spielstraße
Zum Beispiel auf der Spielstraße, wo Eltern und Großeltern den Kindern beim Basteln zuschauen können. „Ganz toll, wie gut die Kinder hier betreut werden. Sie sehen ja, wie viel Spaß es meinem Enkel macht“, erklärt Birgit Wörner und zeigt auf den kleinen Moritz, der mit Hingabe Wolle zu einem Ball filzt.

Nicht minder stolz zeigen sich Großväter. „Mein Enkel steht da auf der Bühne und trommelt beim Spielmanns- und Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr mit“, erklärt Heinz Briemle.
