Es wird wieder gesungen, gelacht, gespielt und gewerkelt: Nach monatelanger Stille und Ausnahmezustand ist es seit Montag wieder so weit – die Türen der Kindergärten stehen für alle Kinder offen.

Christine Karrer, Leiterin des Markdorfer Pestalozzi Kindergartens, ist die Freude darüber anzusehen. Sie strahlt. „Unsere Räume sind wieder voller Leben“, sagt sie.

Für die Kinder sei es etwas Besonderes, wieder kommen zu dürfen. Karrer stellt fest:

Etwa 98 Prozent der 135 Kinder sind wieder da. Für viele Eltern sei das eine große Entlastung. „Die Eltern haben Großes geleistet. Sie waren während der Schließung sehr kulant und es war ein gutes Miteinander.“
Großer organisatorischer Aufwand
So groß die Freude von Kindern, Erzieherinnen und Eltern auch ist. Der Alltag im Kindergarten sei immer noch eingeschränkt, sagt Karrer. Für die Kinder seien die neuen Regeln wie häufiges Händewaschen aber das kleinste Problem. Sie wüssten zwar, dass es Corona gibt, „aber sie spielen einfach so wie immer“, sagt Karrer.

Für das Kindergarten-Team ist die Arbeit hingegen mit Mehraufwand verbunden. Laut Vorgabe der Corona-Landesverordnung sollten Gruppen nicht vermischt, sondern getrennt werden.
Jedes Kind in einer festen Gruppe
Daher wurde die Ganztagesgruppe aufgeteilt und jedes Kind ist in einer festen Gruppe. Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Gruppe wird so vermieden. Es werde versucht, dass ein geregelter Tagesablauf dennoch eingehalten wird.
Außerdem müssen Tische und die Garderoben öfters desinfiziert oder mit Spülmittel gereinigt werden. Auch das Geschirr aus der Puppenecke wird täglich gespült.

Sing- und Bewegungsspiele sollten laut der Verordnung der Landesregierung möglichst nicht im Innenbereich durchgeführt werden. Dies ist eine Empfehlung, keine Vorschrift. Denn die Umsetzung gestalte sich schwierig, da Singen ein wichtiges Grundelement im Kindergarten und bei festen Ritualen im Morgenkreis nicht wegzudenken sei, erläutert Karrer.

Garten in zwei Bereiche unterteilt
Nicht nur drinnen, auch draußen sind einige Dinge anders als früher. Der Garten ist in zwei Bereiche unterteilt, in einen oberen und untereren Garten, wie Karrer es bezeichnet.

„Trotzdem kann nicht jede Gruppe jeden Tag in den Garten. Da sind Alternativen und Kreativität gefragt wie in den Wald oder Spazieren gehen“, sagt die Leiterin des Markdorfer Kindergartens.
Zu ihren größten Sorgen gehört, dass der Kindergarten nochmal geschlossen wird. „Das wäre der Super-GAU“, sagt die Kindergartenleiterin. Sie hofft, dass die Einschränkungen nicht noch das ganze Kindergartenjahr andauern und wieder Feste mit Eltern und Kindern gefeiert werden können.
Gute Kommunikation macht es einfacher
Bis es soweit ist, setzt Katharina Lissner, Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth, auf gute Absprachen untereinander, um den Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen zu meistern. „Wenn alle im positiven Sinne zusammenarbeiten, sind die Regeln gut einzuhalten“, sagt sie.
Es seien zwar weniger Erzieherinnen im Haus, aber „an den Geräuschpegel im Kindergarten muss man sich erst wieder gewöhnen, da es nun lange still war“, sagt sie und lächelt.

Oberste Regel für die Kinder morgens nach dem Kommen sei, sich die Hände zu waschen. Auf den Toilettentüren wurden grüne, rote und gelbe Punkte angebracht, damit jedes Kind weiß, welche Toilette es benutzen soll.

Wunsch nach gemeinsamer Betreuung
Eine weitere große Veränderung sei, dass die Kinder nicht mehr gruppenübergreifend betreut werden können, sondern nur gruppenintern.

Gegessen wird in verschiedenen Essensbereichen, die räumlich voneinander abgetrennt wurden. Dabei hat jede Gruppe zwei feste Erzieherinnen. „Mein Wunsch ist, dass wir wieder mindestens zwei Gruppen zusammen betreuen können“, sagt Lissner. Kinder würden davon profitieren, wenn sie Spielpartner außerhalb der eigenen Gruppe und Kontakt mit anderen Erzieherinnen hätten.

Eingewöhnung von neuen Kindern möglich
Auch neue Kinder können nun wieder eingewöhnt werden, da dies im März, April und Mai nicht möglich war. Damit die Eltern die Kinder nicht draußen suchen müssen und Kontakt zu anderen Eltern gemieden wird, seien alle Kinder zur Abholzeit in den Räumen.

Zudem wurde die Terrassentür zum Ausgang umfunktioniert, weil der normale Eingang zu schmal wäre.
Trotz allen Einschränkungen seien die Eltern glücklich, dass alle Kinder wieder betreut werden und die Erzieherinnen froh, nach der langen Schließung der Kindergärten ihrem Beruf nachgehen zu können.
Am Eröffnungstag sagte ein Kind zu Lissner: „Jetzt kann ich endlich wieder schaukeln.“