In hunderten Fällen soll eine Markdorfer Ärztin Ende 2021 unwirksame Corona-Impfungen verabreicht haben. Die Sache flog damals auf, nachdem eine Patientin Anzeige erstattet hatte. Die Kripo ermittelte und hat die Ärztin in mehr als 300 Fällen wegen gefährlicher Körperverletzung angezeigt. Diese 300 Fälle schlagen sich deutlich in der Kriminalstatistik 2022 für Markdorf nieder, die Stephan Stitzenberger, Leiter des Polizeireviers Überlingen, und Günter Reiners, Leiter des Polizeipostens Markdorf, der Presse vorstellten. „Das ist ein alleiniges Ereignis, das man nicht verallgemeinern kann“, sagt Stitzenberger.

900 Straftaten weist die Kriminalstatistik 2022 auf

900 Straftaten weist die Kriminalstatistik 2022 für Markdorf auf. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um fast 90 Prozent, 2021 waren es 477 Straftaten. Für die Polizeistatistik sind der Fünfjahresvergleich und die Häufigkeitszahl Werte, an denen man sich orientieren kann. Im Fünfjahresvergleich liegt der Schnitt für Markdorf bei 648 Straftaten pro Jahr.

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Stitzenberger: „Hier wird sehr gute Arbeit geleistet“

Bei der Häufigkeitszahl wird die Zahl der Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Einwohner und ermöglicht so eine Vergleichbarkeit der Sicherheitslage von Städten und Gemeinden. Im Polizeipräsidium Ravensburg liegt die Häufigkeitszahl bei 4804, im Bodenseekreis bei 4744, in Markdorf beträgt sie 6301. Das Land Baden-Württemberg liegt bei 4944, der Bundesdurchschnitt bei 6491 Straftaten.

Die Aufklärungsquote in Markdorf beträgt 70 Prozent. „Hier wird sehr gute Arbeit geleistet“, sagt Stephan Stitzenberger. Mitentscheidend sei die Deliktsstruktur. Seien Ladendiebstähle, die bei einer Inventur bemerkt werden, kaum aufzuklären, sehe es beispielsweise bei häuslicher Gewalt anders aus, wenn der Täter aus dem persönlichen Umfeld komme.

Günter Reiners (links), Leiter des Polizeipostens Markdorf, und Stephan Stitzenberger, Leiter des Polizeireviers Überlingen, loben die ...
Günter Reiners (links), Leiter des Polizeipostens Markdorf, und Stephan Stitzenberger, Leiter des Polizeireviers Überlingen, loben die Zusammenarbeit mit Stadt und Gemeinden. | Bild: Nosswitz, Stefanie

So sieht die Polizeistatistik 2022 für Bermatingen und Deggenhausertal aus

2022 bleibt die Brandserie in Erinnerung

2022 war in Markdorf besonders die Brandserie auffällig. Die Kripo Friedrichshafen kam einem 26-Jährigen auf die Spur, der im November vom Landgericht Konstanz als Brandstifter zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt wurde. „Die Polizei hat hier schnell eine schlagkräftige Truppe aufgestellt und das hat gut funktioniert“, bilanziert Stephan Stitzenberger.

Der Bauwagen des Waldkindergartens stand im Mai vergangenen Jahres in Flammen. Er brannte vollständig aus.
Der Bauwagen des Waldkindergartens stand im Mai vergangenen Jahres in Flammen. Er brannte vollständig aus. | Bild: Scheerer Martin
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Anstieg in den meisten Deliktfeldern

Wirft man einen Blick auf die einzelnen Deliktfelder, so gab es fast überall einen Anstieg. Nach einem deutlichen Rückgang der Straftaten in den Corona-Jahren 2020 und 2021 befinden sich die Zahlen in etwa wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Bei der Gewaltkriminalität gab es einen Anstieg von 12 auf 334 Fälle (plus 2683,3 Prozent). Hier werden die Fälle gegen die Ärzte aufgelistet, sie zählen zur gefährlichen Körperverletzung. Die Rauschgiftkriminalität ist von 28 auf 44 Fälle gestiegen (plus 57,1 Prozent).

2022 keinen einziger Wohnungseinbruch

Die Straftaten gegen sexuelle Bestimmung steigen um zwei Fälle auf 15, Diebstahldelikte von 138 auf 163 (plus 18,1 Prozent) und sonstige Straftaten von 110 auf 156 (plus 41,8 Prozent). Im Bereich der Computerkriminalität gab es einen Anstieg von 17 auf 18 Fälle. Es gab keine Straftaten gegen das Leben. Bei Gewalt gegen Polizeibeamte gab es einen Rückgang von drei auf zwei Fälle. Bei den Wohnungseinbrüchen steht bei Markdorf für 2022 analog zum Vorjahr die Zahl 0. Immer noch arbeiten viele Menschen im Home-Office, so dass sich die Täter nicht sicher sein können, ob jemand zu Hause ist, nennt Günter Reiners einen Grund.

Bild 3: Polizei stellt Statistik vor: Unwirksame Corona-Impfungen sorgen für Anstieg der Straftaten
Bild: Schönlein, Ute

Vermögens- und Fälschungsdelikte bereiten weiterhin Sorgen

Sorgen bereiten den beiden Polizisten weiterhin die Vermögens- und Fälschungsdelikte, die mit 81 Fällen angegeben werden (2021: 113). Dazu zählen Betrugsdelikte wie ‚falsche Polizisten‘, ‚Gewinnversprechen‘, ‚Schockanrufe‘ und ‚Enkeltrick‘. Zwar gibt es einen Rückgang, doch gelingt es Tätern immer wieder, gezielt Senioren zu betrügen und ihnen Geld abzunehmen. Die Mehrzahl sind laut Statistik Versuchsstraftaten, es gibt nur wenige vollendete Taten, allerdings die dann mit hohen Schadenssummen.

Häusliche Gewalt wird in der Markdorfer Statistik nicht separat aufgeführt. Dies sei aber ein Handlungsfeld, das immer mehr in den Fokus rücke und auch beim Markdorfer Polizeiposten einen Schwerpunkt bilde, so Stephan Stitzenberger. „Das ist kein Dunkelfeld mehr“, ergänzt Günter Reiners.

Günter Reiners lobt Zusammenarbeit mit Stadt und Gemeinden

Günter Reiners, der seit Juli vergangenen Jahres den Polizeiposten Markdorf leitet, lobt die Zusammenarbeit mit den Stadt Markdorf sowie den Gemeinden Bermatingen und Deggenhausertal. Reiners hatte sich zum Ziel gesetzt, bei Veranstaltungen vor Ort zu sein, um den Besuchern ein gutes Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Beim Weinfest in Bermatingen beispielsweise habe es keine einzige körperliche Auseinandersetzung gegeben. „Die Absprachen haben funktioniert“, sagt Reiners, dem es wichtig ist, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

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