Die Ritter, Cowboys und Bauarbeiter von Playmobil haben die Nase vorn. Und das sogenannte Systemspielzeug von Lego findet inzwischen ebenfalls viel öfter unter den Weihnachtsbaum als die gute alte Eisenbahn. Kein Wunder also, wenn Märklin, Fleischmann und Co in den Spielwarenläden auf dem Abstellgleis rangieren.
Den Handel mit rollendem Material en miniature haben unterdessen einige wenige Spezialisten in der Hand. Was Jonas Brauckmann ganz genau weiß. Der „Webmaster“ der Markdorfer Eisenbahnfreunde ist in Meckenbeuren aufgewachsen. Und das dortige Spielwarengeschäft, von einem ausgemachten Modellbahn-Liebhaber geführt, ist längst zur Anlaufstelle für die Fans der Lokomotiven im Maßstab 1:87, aber auch anderer Größen geworden. „Wir als Verein bestellen auch dort, lieber jedenfalls, als im Netz“, sagt Brauckmann.

Modellbahnbau – nur ein Hobby von vielen
Das Netz, das Smartphone, die vielen, vielen Freizeitangebote, gerade von Musik- oder Sportvereinen, der Nachmittagsunterricht in der Schule – all das hat das Modellbahn-Hobby beziehungsweise das Spielen mit den Miniaturzügen zum Teil ausgebremst. Das berichten Jonas Brauckmann und Jens Seeberger von den Markdorfer Eisenbahnfreunden.

„Wir können uns trotzdem nicht beklagen“, betont Seeberger. Die Jugendarbeit des Markdorfer Vereins funktioniert. Etwa ein Dutzend Jugendlicher kommt, um an den vereinseigenen Landschaften mitzugestalten oder Dampfloks über die Gleise schnurren zu lassen. „Seit Corona sind es allerdings weniger geworden“, bedauert Seeberger.
Mit Volldampf ins Netz
Überhaupt Corona: Auf Rot haben die Signale auch in diesem Oktober gestanden. Als die Markdorfer Modelleisenbahnfreunde zu ihrer alljährlichen Herbstausstellung in der der Stadthalle einladen wollten, hat ihnen die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die „Modellbahntage“ mussten einmal mehr abgesagt werden. Immerhin gab und gibt es einen gewissen Ersatz.

Der Verein zeigt seine der Ochsenhausener Öchslebahn nachempfundene Anlage nun auf Youtube. Auf dem Video-Kanal im Internet gibt es indes auch weitere Anlagen zu sehen von Lindenthal, von Albershausen oder von Runkulem. Nicht nur virtuell, sondern ganz real – bis hin in architektonische Details, etwa der Birnau – war jüngst die „Zukunft der Bodenseegürtelbahn“ zu bestaunen. Dies als eine von den Markdorfer Eisenbahnfreunden betreute Modell-Anlage auf der Landesgartenschau in Überlingen.

Ein Steckenpferd, das viele Nischen kennt
Heile Modelleisenbahn-Welt? Ein Stück weit ja, solange sie von Modellbahn-Enthusiasten gepflegt wird – und deshalb Publikum anlockt. „Nach unseren Modellbahntagen kommen Anfragen“, berichtet Jens Seeberger. Trotz wachsender Konkurrenz auf dem Freizeit-Sektor wirkt die alte Faszination an den mit Technik kombinierten Miniatur-Szenerien. „Und es ist ja wirklich für jeden etwas dabei“, betont Jonas Brauckmann.

Der Interessen-Fächer reicht dabei von Dampflok-Nostalgie über die Landschaftspanoramen-Liebhaber und Verkehrsgewimmel-Fans bis hin zu den Detailversessenen, die auf die korrekte Beschriftung der Waggons achten, samt Anschrift, Wagennummer und Fassungsvermögen. Und eine immer größere Rolle spielen die Elektroniker.

Neue Technik, neue Chancen
Denn die Digitalisierung hat unterdessen keineswegs nur die große Eisenbahnwelt erreicht, in der sich das neue Mobilitäts-Zeitalter mehr und mehr von der alten Eisenbahn-Infrastruktur abkoppelt. In der wenige digitalisierte Stellwerke viele nicht mehr zu überholende Stellwerke überflüssig machen. Digitalisiert werden auch die Modell-Eisenbahnen.

„Heutige Startersets für Kinder beinhalten auch digitale Technik“, erklärt Jonas Brauckmann. Loks lassen sich per Infrarot-Fernbedienung steuern. Der gute alte Transformator hat ausgedient. Modellfreunde steuern den Zugverkehr auf ihrer Anlage per Smartphone mit einer eigens dafür programmierten App. Jens Seeberger sieht in solchen Entwicklungen „den Trend der Zeit“. Und Jonas Brauckmann merkt an, dass der digitale Fortschritt das Modellbahn-Hobby für Technik-Tüftler interessant gemacht hat – das übrigens nicht nur in Markdorf. „Und irgendwann“, so Brauckmann, „bekommt jedes Kind seine Modelleisenbahn geschenkt.“