„Der Fisch in der Pfanne“, so heißt die neue Ausstellung in der Stadtgalerie, zu der der Markdorfer Kunstverein einlädt – allerdings wird die Ausstellung vorerst nur online zu sehen sein. Damit geht der Kunstverein pandemiebedingt ganz neue Wege. Gespannt sind die Initiatoren darauf, wie dieses Experiment beim Publikum ankommt.

Zehn junge Künstler präsentieren sich in Markdorf

Zehn junge Künstler, allesamt Absolventen oder Studenten der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste (ABK) und allesamt Schülerinnen und Schüler von Cordula Güdemann, Professorin für Malerei und Zeichnen, zeigen Gemälde, Fotos und Skulpturen. „Das ist ja eines unserer Grundanliegen“, erklärt Ingrid Friedel-Neumann vom Vorstand des Kunstvereins, „dem künstlerischen Nachwuchs eine Plattform zu bieten“.

Ingrid Friedel-Neumann weist auf ein Gemälde, das demnächst online zu betrachten ist.
Ingrid Friedel-Neumann weist auf ein Gemälde, das demnächst online zu betrachten ist. | Bild: Jörg Büsche

In Zeiten des Lockdowns gelte das mehr denn je, so Friedel-Neumann. Und Juliane Nagy, gleichfalls Mitglied des Vorstands, fügt hinzu, dass das Markdorfer Publikum gerade durch solche Gruppenausstellungen wie dem „Fisch in der Pfanne“, die Gelegenheit bekomme, auf einen Schlag vielen unterschiedlichen künstlerischen Positionen zu begegnen.

Ivan Zozulya ist einer von zehn Künstlern, deren Arbeiten noch bis zum Juli in der Stadtgalerie zu sehen sind.
Ivan Zozulya ist einer von zehn Künstlern, deren Arbeiten noch bis zum Juli in der Stadtgalerie zu sehen sind. | Bild: Jörg Büsche

Es ist auch keineswegs die erste Präsentation einer Akademie-Klasse in den Räumen der Stadtgalerie. Erhoffter Nebeneffekt solcher Auftritte junger Künstler laut Nagy: „Wir wünschen uns natürlich auch mehr Aufmerksamkeit beim jüngeren Publikum.“

Politische Botschaften in den Kunstwerken

Was charakteristisch für die Güdemann-Klasse ist, erklärt Ivan Zozulya. Der 1990 in der Ukraine geborene Maler betont, wie international die Studierenden dort seien. „Wir verständigen uns mehr über die Kunst als durch die Sprache.“

Ein Arbeit von Ivan Zozulya.
Ein Arbeit von Ivan Zozulya. | Bild: Jörg Büsche

Eine weitere Klammer sei die Politik, erklärt Plastikerin Alessia Schuth: „Themen wie der Klimawandel, das Verhältnis der Geschlechter tauchen auch in unseren Arbeiten auf.“ Das Entscheidende aber sei am Ende der Dialog in der Klasse, das sich gegenseitig Beeinflussen, das mitunter stärker wirke als die lenkende Hand der Professorin, sagt Ivan Zozulya.

So kam der Fisch in die Pfanne

Wie kam es zum Titel der Ausstellung? „Das habe ich bei einer Zoom-Konferenz gesagt“, erklärt Fotokünstler Fabian Holzwarth. Per Video-Stream verbunden waren die zehn Beteiligten der aktuellen Ausstellung. Und es ging um die Frage, ob und wie sie überhaupt stattfinden könne in Zeiten des Corona-Lockdowns.

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Dürfen überhaupt Besucher in die Galerie? Lassen sich die Exponate eventuell per Internet zu den Betrachtern bringen? So wie dies von etlichen Museen und Galerien seit Beginn der Corona-Pandemie praktiziert wird.

Fabian Holzwarth vor seinen Fotografien.
Fabian Holzwarth vor seinen Fotografien. | Bild: Jörg Büsche

Fabian Holzwarth sah die Fakten bereits auf dem Tisch. „Im Grunde war ja schon alles angerichtet, vorbereitet – der Fisch lag ja schon in der Pfanne.“ Nun musste nur noch gebraten, die gesamte Mahlzeit also zubereitet werden.

Kunstvereins-Mitglieder hoffen aufs Ende des Lockdowns

Bernhard Oßwald, der Vorsitzende des Markdorfer Kunstvereins, hofft, dass es nicht beim reinen Augenschmaus bleibt. Am Dienstag war der Aufbau der „Fisch in der Pfanne“-Ausstellung in den Galerieräumen. Und hätten die Freiwilligen, die Aufbauhelfer vom Verein, nicht mit Masken gearbeitet und auf Abstand geachtet, es hätten die Szenen einer ganz normalen Ausstellungsvorbereitung sein können.

Szene vom Aufbau der Ausstellung.
Szene vom Aufbau der Ausstellung. | Bild: Jörg Büsche

Dass „Der Fisch in der Pfanne“ ganz anders wird als im vergangenen Jahr geplant, das ist inzwischen klar. So wird es nun keine Vernissage geben. Weder in den Räumen der Stadtgalerie, noch im Vorhof des Bischofsschlosses oder dem Haus im Weinberg, wohin der Verein bei seinen letzten Ausstellungen coronabedingt ausgewichen ist. Wobei seinerzeit noch der Galeriebesuch in kleiner Gruppe möglich war.

Farbmächtig: Eines der Bilder in der Stadtgalerie.
Farbmächtig: Eines der Bilder in der Stadtgalerie. | Bild: Jörg Büsche

Ganz anders ist dies nun: Die Bundesnotbremse hat das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren: Wo eine Inzidenz über 100 herrscht, müssen Konzerthäuser, Museen und Galerien geschlossen bleiben.

Das Netz als Ausweg

„Wir weichen aufs Netz aus“, erklärt Bernhard Oßwald. Der Kunstverein präsentiert die aktuelle Ausstellung auf seinem Internetauftritt. Die Vorbereitungen dafür trifft in diesen Tagen Wolfgang Kreder. „Ich werde ein Video aufnehmen mit Panorama-Ansichten aus den Ausstellungsräumen“, erklärt er.

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Panorama-Fotos aus der Stadtgalerie präsentiert er regelmäßig in jenen Bildbänden, mit denen er seit Jahren schon den Ausstellungsbetrieb in der Ulrichstraße 5 dokumentiert. Festhalten wird Wolfgang Kreder auch die „Eröffnungsrede“ von Wolfgang Neumann.

Ingrid Friedel-Neumann weist auf ein Gemälde, das demnächst online zu betrachten ist.
Ingrid Friedel-Neumann weist auf ein Gemälde, das demnächst online zu betrachten ist. | Bild: Jörg Büsche

Neumann gehört selbst zu den ausstellenden Künstlern. Er war auch von Anfang an für die Laudatio vorgesehen, erklärt Ingrid Friedel-Neumann, durch deren Anregung die Ausstellung überhaupt zustande gekommen ist.

Ein Menschenbild in der aktuellen „Fisch-in-der-Pfanne“-Ausstellung des Kunstvereins.
Ein Menschenbild in der aktuellen „Fisch-in-der-Pfanne“-Ausstellung des Kunstvereins. | Bild: Jörg Büsche

Sie hat im vergangenen Jahr die Ausstellung der Cordula-Güdemann-Schüler im Schloss Mochental gesehen – und den Kunstvereinsvorstand mit ihrer Begeisterung angesteckt. Begeistert, so erzählt sie, seien dann auch die jungen Künstler von der Idee, in Markdorf ausstellen zu können, gewesen.

Alessia Schuth stellt filigrane Skulpturen aus.
Alessia Schuth stellt filigrane Skulpturen aus. | Bild: Jörg Büsche

Die Künstler und der Verein hoffen nun, dass es fürs Publikum nicht beim virtuellen Rundgang bleibt. Sobald es die Infektionszahlen wieder zulassen, will der Kunstverein zum realen Besuch in der Stadtgalerie einladen, ebenso zu einem Begleitprogramm.