Fünf fünfte Klassen und eine siebte Grundniveau-Klasse, also rund 120 Schüler, erleben in der Realschule am Bildungszentrum Markdorf (BZM), wo Lebensmittel herkommen und wie sie wachsen. Alle 14 Tage sind die Schüler auf dem Gemüsefeld direkt hinter der Schule aktiv. „Wir sind eine digitale Schule und da bildet die Gemüseackerdemie einen tollen Gegenpol“, sagt Schulleiterin Marianne Licciardi-Haberbosch. Da könnten die Schüler in der Erde wühlen und mit anpacken. „Die Ernte des selbst gezogenen Gemüses ist dann ein Erfolgserlebnis.“

Wie bereits im vergangenen Jahr bepflanzen sie die drei 100 Quadratmeter großen Gemüsebeete, übernehmen Verantwortung für die jungen Pflänzchen, gießen, hacken und jäten, setzen sich mit ökologischer Schädlingsbekämpfung auseinander und fahren schließlich ihre Ernte ein. „Im Prinzip hat sich zu unserem letzten Ackerjahr nicht viel geändert. Natürlich sind wir in diesem Jahr deutlich erfahrener, doch die Rahmenbedingungen sind nach wie vor dieselben“, sagt Ackerlehrerin Nicola Vogel, die die Gemüse-ackerdemie am BZM mit ihrer Kollegin Eva Stauber initiiert hat.

Rund 1000 Setzlinge gepflanzt
Vergangene Woche setzten die Fünftklässler an einem Nachmittag rund 1000 Gemüsepflänzchen – von Fenchel über Kohlrabi, Mangold, Pflücksalat und Gemüsezwiebeln bis zu Kartoffeln in die Erde. Ende Mai ist ein zweiter Pflanztag geplant, sodass rund 20 Gemüsearten auf dem BZM-Acker wachsen werden. „Es ist ein unglaublicher Kraftakt, solche Mengen an Gemüse in den Boden zu bringen und dabei die Kinder auch noch gut zu betreuen“, erzählt Vogel.

Unterstützt werde sie zusammen mit den anderen Klassenlehrerinnen, die durchweg zum ersten Mal auf dem Acker sind, von Ackercoaches wie Judith Prox. „Gartenbau ist mein Hobby und es ist mir ein Anliegen, mein Wissen weiterzugeben“, sagt Prox über ihre Motivation. Lehrerin Stefanie Bauhofer ist ebenso wie ihre Schüler Neuling auf dem Gemüseacker. „Eigentlich habe ich keinen grünen Daumen und war im Vorfeld schon ein wenig nervös“, gibt sie offen zu. Die Kinder erlebe sie als sehr motiviert. Sie würden durch das Projekt Erfolgserlebnisse haben und die Klassengemeinschaft werde gefördert. „Die Natur ist auf diesem Weg der beste Lehrer“, fasst Bauhofer zusammen.

„Die Arbeit auf dem Acker macht mir Spaß. Und wenn das Gemüse gewachsen ist, kann man es essen“, sagt Jana aus der Klasse 5a. Ebenso wie ihre Freundin Mira hat sie bereits zu Hause ein wenig im Gemüsebeet gegärtnert. „Mein Lieblingsgemüse ist eigentlich nur Gurke“, meint Talia aus derselben Klasse. Auch Leni mag nicht jedes Gemüse. „Aber es könnte gut sein, dass sich das ändert, wenn wir erst unser eigenes Gemüse ernten.“ Max freut sich jetzt schon darauf, die Ernte im Sommer mit nach Hause zu nehmen. „Und es ist auch klasse, sich einfach mal die Hände schmutzig machen zu können“, ergänzt Travis.

Bereits im Vorfeld wurden die Schüler im Unterricht auf den Gemüsebau vorbereitet. Materialien von der Gemüseackerdemie unter der Schirmherrschaft des Berliner Vereins namens Acker zeigen für jedes Beet, was in welchem Pflanzabstand in den Boden kommt. „Außerdem haben die Schüler bereits etwas über Schädlinge und Nützlinge sowie die Gemüsevielfalt gelernt, sie haben Gemüse blind verkostet und erfahren, wie man den Boden mulcht und hackt“, berichtet Ackerlehrerin Nicola Vogel. Es freue sie, dass die Sechstklässler, die im vergangenen Jahr auf dem Acker waren, leicht neidisch auf die Fünftklässler blicken. „Damit lassen sie uns wissen, dass sie trotz eines zum Teil anstrengenden Ackerjahres sehr gerne auf dem Gemüsefeld gearbeitet haben.“ Damit sei das Ziel erreicht – nämlich einen guten Grundstein für die Freude am Gemüseanbau zu legen. Danken möchte Nicola Vogel ausdrücklich der Sparkasse Bodensee. „Ohne sie als Förderpartner könnte das Projekt gar nicht stattfinden.“