Der Markdorfer Peru-Kreis besteht aus etwas mehr als einer Handvoll Menschen. Umso erstaunlicher ist, was die Gruppe in den vergangenen 20 Jahren erreicht hat. Von 2002 bis in die Gegenwart wurde und wird Geld zusammengetragen, das in Huancaray, Partnergemeinde der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus, den Bau von Wasserleitungen ermöglicht. „Insgesamt haben wir 30 Leitungsbauprojekte abgewickelt“, erzählt Manfred Lorenz. Er ist neben Helga Konzet-Horn, Initiatorin der transatlantischen Partnerschaft, Hauptansprechpartner im Peru-Kreis.
Wasser ist Leben – für 14.000 Menschen
Und Kurt Rogalla, ein weiteres Mitglied der Gruppe, führt aus, was 30 Leitungsbauprojekte für die Menschen im Gebiet der Partnergemeinde Huancaray bedeuten. „30 Projekte haben dazu geführt, dass rund 3000 Haushalte Zugang zu frischem und vor allem zu sauberem Wasser bekommen haben.“ 3000 Haushalte beziehungsweise Häuser, die von rund 14.000 Menschen bewohnt werden – das bedeute, dass Dank des Engagements des Markdorfer Peru-Kreises in der Partnergemeinde etwa ebenso viele Menschen mit Wasser versorgt werden, wie Markdorf Einwohner hat.

Was in Peru niemand glauben will
In Peru glaube das niemand, erzählt Kurt Rogalla. Bei ihren Reisen in die Partnergemeinde haben die Mitglieder des Peru-Kreises durchaus schon mit Fachleuten gesprochen. Auch über die Kosten ihrer Leitungsbauprojekte im Andenhochland. Würden die Projekte von offiziellen Stellen in die Hand genommen, so erklärt Kurt Rogalla, „sie würden das Fünffache kosten“.
Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe
Und statt der Einwohner von Huancaray beziehungsweise der um den Kernort liegenden Dörfer und Weiler sowie der beiden vom Peru-Kreis beauftragten „Wasserbauingenieure“, würden Tiefbauunternehmen und tatsächliche Ingenieure herangezogen, um auf 3000 bis 4000 Metern Höhe Leitungen zu verlegen. Der Kostenrahmen wäre gesprengt. Einhalten lasse der sich nämlich nur deshalb, weil alle bisherigen aus Markdorf unterstützten Leitungsbauprojekte auf dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe beruhen.
„Drei bis vier Monate dauert solch ein Projekt.“Kurt Rogalla, Peru-Kreis
„Es ist ganz einfach“, erläutert Manfred Lorenz, „wir geben das Geld fürs Material.“ Für die Leitungsrohre aus Kunststoff, für den Bau der notwendigen Sammler. „Und unsere Partner in Peru verlegen die Rohre und bauen die Reservoirs.“ Unter der sachkundigen Anleitung von jenen beiden Wasserbaufachleuten, die sich ihr Wissen während ihrer vieljährigen Bautätigkeit erworben haben. „Drei bis vier Monate dauert solch ein Projekt“, erläutert Kurt Rogalla. Im Anschluss komme die Abrechnung nach Markdorf. Sie führe im Detail auf, wie viel Material verbaut wurde – und wie viel dafür bezahlt werden musste.

Worüber der Gast aus Peru besonders staunte
„Die Bewohner der Dörfer und Weiler schweißt das gemeinsame Bauen zusammen“, erklärt Ernst Arnegger. Er war es, der vor rund zwei Jahrzehnten den Stein ins Rollen gebracht hat. Arnegger erinnert sich noch genau: „Der damalige Bürgermeister von Huancaray, Lazaro, war 2001 zu Besuch in Markdorf – und beim Abschiedsabend im ‚Adler‘ hat er seine Eindrücke geschildert.“ Besonders beeindruckt habe Lazaro die gut funktionierende Wasserversorgung. „Doch bei uns in Huancaray“, zitiert Arnegger den Gast aus Peru, „haben die Menschen nicht einmal sauberes Trinkwasser.“ Ihn habe das berührt, erinnert sich Arnegger. Er beschloss, eine Spendenaktion zu initiieren. Und schon ein Jahr später konnte das erste Leitungsprojekt erfolgreich abgeschlossen werden – dank der in Markdorf gesammelten Spenden in Höhe von 5000 Euro.

„Ohne die vielen Spender in Markdorf könnten wir unseren Partnern in Peru auch nicht weiterhelfen.“Manfred Lorenz, Peru-Kreis
Die jüngste im April fertiggestellte Leitung misst rund 7,4 Kilometer und versorgt den Ort Lamera Pampa mit Wasser. Auf 3455 Metern Höhe entstand ein Wasserreservoir. „Wir werden weiter bauen“, blickt Manfred Lorenz in die Zukunft. Und Ernst Arnegger ergänzt: „Mittlerweile müssen die alten Leitungen auch schon erneuert werden.“ Einig sind sich Manfred Lorenz, Ernst Arnegger und Kurt Rogalla in einer Sache ganz besonders: „Ohne die vielen Spender in Markdorf könnten wir unseren Partnern in Peru auch nicht weiterhelfen“, so formuliert es Manfred Lorenz.