Anfang Februar verirrte sich eine Fledermaus in eine Wohnung in Markdorf. Das geschwächte Tier kam zur Pflege an die ehrenamtliche Fledermaussachverständige Sylvia Koß aus Friedrichshafen. Sie berichtet in einem Pressetext der Nabu-Gruppe Eriskirch-Meckenbeuren, dass das Tier vermutlich über die offene Balkontür in die Wohnung gekrochen ist. Nachdem sie das Tier begutachtet hatte, konnte sich feststellen, dass es leicht verletzt war, da die Katze des Finders schon damit „gespielt“ hatte.
Fledermausschützerin Sylvia Koß macht eine interessante Entdeckung
„Nach der Erstversorgung habe ich mir die kleine Fledermaus genau angeschaut und Fotos von bestimmten Merkmalen gemacht, denn viele Fledermausarten sehen sich auf den ersten Blick ziemlich ähnlich“, so Koß. Nachdem sie einen Bestimmungsschlüssel hinzugezogen hatte, stößt sie auf eine interessante Entdeckung: Es könnte sich um eine Alpenfledermaus handeln, für die es in Baden-Württemberg noch keinen Nachweis gibt.

Was Sie über die Alpenfledermaus wissen müssen
Gutachter Christian Dietz bestätigt die Vermutung: Erstnachweis einer Alpenfledermaus
Sylvia Koß war klar, dass diese Art Alpenfledermaus hier nicht vorkommt und schickte die Bilder an Christian Dietz, Fledermausgutachter, Autor und für landesweite Fledermausprojekte zuständig. Dietz bestätigte die Merkmale und freute sich, das wäre eine Sensation: ein Erstnachweis für Baden-Württemberg! Dietz reiste nach Friedrichshafen und schaute sich den noch sehr geschwächten Pflegling an und bestätigte erneut die Vermutung von Koß. „Ich freute mich sehr, eine Alpenfledermaus richtig bestimmt zu haben“, sagt die ehrenamtliche Fledermausschützerin im Bodenseekreis.
Das Fledermausmännchen wird derzeit mit Mehlwürmern und Drohnenbrut gefüttert. Einen Namen hat er auch schon: Arthur. Koß benennt Dauerpfleglinge nach den Anfangsbuchstaben ihrer Art. Bei den vielen Zwergfledermäusen gingen ihr bei „Z“ schon mal die Ideen aus. „Arthur wird jeden Tag fitter und ist schon ein paar Runden geflogen. Ich hoffe, der Kleine kann bald ganz gesund bei guter Witterung in die Freiheit entlassen werden“, teilt Koß mit.

Ob es weitere Alpenfledermäuse in der Region gibt, bleibt abzuwarten
Offen bleibt laut Christian Dietz, ob die Alpenfledermaus in Baden-Württemberg aktuell bereits etabliert ist, oder ob es sich um eine Fernansiedlung oder ein umherschweifendes Tier handelt. Durch eine verstärkte akustische Überwachung von Uferbereichen am Bodensee und von Innenstädten insbesondere größerer Siedlungen könnte die Nachweislage verbessert werden.
Weiter bleibt abzuwarten, ob unter den Fund- und Pflegetieren weitere Alpenfledermäuse auftauchen, da die Art durch ihre ausgesprochen synanthrope Lebensart und die Bevorzugung von Innenstädten in ihren regelmäßigen Vorkommensbereichen zu den häufigen Fundtieren gehört.
