Für Michael von Schmidsfeld zählt nur eins: Er muss seine Kneipe, das „Mojo„, so schnell wie möglich wieder aufmachen. Zwar dürfen nach der neusten Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg Kneipen und Bars unter Auflagen erst offiziell ab 2. Juni wieder öffnen, doch da der Markdorfer Wirt auch eine Erlaubnis zum Betrieb einer Speisewirtschaft besitzt, darf er bereits seit dem 18. Mai wieder geöffnet haben – zu diesem Zeitpunkt waren aber die Renovierungsarbeiten im „Mojo„ noch nicht abgeschlossen.
Ab Freitag sind nun endlich wieder Gäste willkommen. Auch das BeerPub La Capri und die Turmstube sind seit dieser Woche wieder geöffnet. Die Markdorfer dürfen sich also wieder auf Kneipenabende freuen – allerdings sind diese nur unter den geltenden Abstandsgeboten und Kontaktbeschränkungen möglich.
Neue Terrasse am „BeerPub La Capri“ fertiggestellt

„Ich freue mich einfach, endlich wieder aufhaben zu können“, sagt Burak Tunckiran, der das BeerPub La Capri erst vor wenigen Monaten eröffnet hat, und aufgrund der Vorpächter ebenfalls eine Konzession als Speisegaststätte besitzt.
Der erste Abend mit dem Bundesliga-Spitzenspiel Bayern München gegen Borussia Dortmund sei von den Gästen gut angenommen worden. „So kann es die nächsten Wochen weitergehen“, sagt Tunckiran, der die freie Zeit genutzt hat, um die Terrasse fertig zu stellen.

Hier stehen fünf Tische und Burak Tunckiran hofft, dass er den fehlenden Platz im Innenbereich mit dem Außenbereich auffangen kann. Um wieder aufmachen zu dürfen, ist aus dem Raucherlokal nun eine Nicht-Raucher-Kneipe geworden, was Burak Tunckiran definitiv weiterbehalten möchte. Die vergangenen Wochen seien nicht einfach gewesen.

„Ich bin froh, dass ich so gute und starke Freunde habe, die mich unterstützt und motiviert haben“, sagt der junge Gastronom. Soviel Freizeit sei er nicht mehr gewohnt gewesen, umso mehr habe es ihn gefreut, diese mit seinem kleinen Sohn und seiner Frau verbringen zu können.
Das „Mojo„ erstrahlt in neuem Glanz
Michael von Schmidsfeld hat die vergangenen Wochen genutzt, um Arbeiten in der Bar zu erledigen, die sonst bei einem normalen Kneipenbetrieb nicht möglich gewesen wären. „Wir haben grundgereinigt, neu gepolstert und die Wände gestrichen“, sagt von Schmidsfeld.
Beim Aufräumen und Ausmisten habe er auch viel Ware wegschmeißen müssen, er schätzt den Wert auf bis zu 800 Euro. „Das ist mir erst später bewusst geworden, was man hier auch an Geld verloren hat, wenn man zum Beispiel Säfte, Kaffeesahne oder Milch wegschütten musste.“

Seit Mitte März war das „Mojo„ geschlossen, eine Zeit in der von Schmidsfeld keinerlei Einnahmen generiert hat. Die Soforthilfe, die er vom Staat bekommen hat, hat die prekäre Lage etwas auffangen können. „Ohne die Soforthilfe wäre das nicht gegangen“, so von Schmidsfeld. Seine Reserven seien mittlerweile aufgebraucht.
Stadt Markdorf erlässt den Gastronomen die Pacht
Die Stadt, der das Gebäude gehört, habe ihm für die Zeit der Schließung die Pacht erlassen, ob er das Geld nach – bzw. zurückzahlen muss, wisse er nicht. „Generell wurde und wird man sehr spärlich informiert“, sagt Michael von Schmidsfeld. Er habe sich über die Homepage des deutsche Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga über alle Änderungen und Vorschriften auf dem Laufenden gehalten.
Turmstuben-Pächterin freut sich auf die Gäste
Anita Jegler-Sinzig von der Turmstube hat Anfang der Woche die Erlaubnis zur Öffnung vom Markdorfer Ordnungsamt erhalten. Auch sie besitzt eine Konzession für Speisen. „Wir laufen als Bistro und nicht als reine Bar“, sagt die Wirtin, die froh ist, wieder hinter der Theke stehen zu dürfen.

Auch sie war in den vergangenen Wochen nicht untätig und hat die Kneipe auf Vordermann gebracht. „Langweilig war es nicht, wir hatten immer etwas zu tun“, so Jegler-Sinzig. Auch ihr hatte die Stadt die Pacht erlassen, die die Wirtin aber dennoch weiterbezahlt hat.

Markdorfer Wirte hoffen auf umsatzstarken Sommer
Alle drei sind sich einig, dass sie weitere Wochen der Schließung wirtschaftlich nicht überstanden hätten. Sollte es zu einer zweiten Welle und einem erneuten Lockdown kommen, würde dies vermutlich das Aus bedeuten. Die Markdorfer Wirte hoffen nun auf einen guten Sommer, für sie selber ist jeglicher Urlaub gestrichen.
„Wenn jetzt keine Feste stattfinden und mehr Menschen den Sommer nicht im Ausland, sondern in Markdorf verbringen, wirkt sich das hoffentlich auf unsere Gästezahlen aus“, sagt Michael von Schmidsfeld.