Den derzeitigen Lockdown dürften wieder einige Markdorfer nutzen, um zuhause auszumisten. Doch wohin mit den aussortierten Kleidern, nachdem die Container voll oder abgebaut worden sind und es derzeit keine Tauschmärkte oder Second-Hand-Basare stattfinden?
Platz und Personal sind beim Kleiderladen begrenzt
Eine Möglichkeit wäre der Caritas (CKD)-Kleiderladen in der Markdorfer Poststraße, doch auch hier sagen die Verantwortlichen: Sie nehmen gerne Kleiderspenden an, aber Platz und Personal sind begrenzt. Daher ist das Team eine Kooperation mit den Markdorfer Segelfliegern eingegangen, die in ihrer Halle mehr Kapazität haben. „Der Gebrauchtkleidermarkt ist im Sommer zusammengebrochen, da kein Austausch mehr stattfinden konnte“, sagt Gerda Dilger vom Organisationsteam des Kleiderladens.
Ein Großteil der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen gehöre zur Risikogruppe, verständlicherweise möchten daher einige nicht mehr in den Kundenkontakt, berichtet Dilger. Daher wurden die Öffnungszeiten reduziert, das Geschäft ist dienstags von 11 bis 17 Uhr und donnerstags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Und auch nur in diesem Zeitrahmen darf Kleidung abgegeben werden. „Bitte nichts vor die verschlossene Tür stellen. Das ist in den vergangenen Wochen leider öfters vorgekommen“, so Evi Gräble-Kopp, ebenfalls vom Organisationsteam.

Kundin Marion Keller freut sich über das nachhaltige Konzept
Vor dem Geschäft steht zu den Öffnungszeiten ein Wagen mit Kisten bereit, in die die Sachen hineingelegt werden können. Kundin Marion Keller lobt das Konzept. „Ich finde es gut, wenn etwas in Umlauf kommt. Das ist gut für die Nachhaltigkeit“, sagt Keller, die selbst mal in einem Kleiderladen in Friedrichshafen gearbeitet hat und legt einige Stücke in den Korb.

Während des SÜDKURIER-Gesprächs, das vor dem Kleiderladen stattfindet, kommen immer wieder Kundinnen. Die Mitarbeiterinnen achten darauf, dass sich nicht mehr als drei Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten und bitten, kurz zu warten oder die Kleidung in die Kisten zu liegen. Eine Kundin gibt eine Schachtel mit Schmuck ab, den sich die Helferinnen Lydia Stenger und Helga Fischer genauer anschauen.

Organisationsteam ist dankbar für die Mitarbeiterinnen
Evi Gräble-Kopp und Gerda Dilger bestätigen, dass nicht mehr nur sozial schwächer gestellte Personen oder Tafelkunden in den Kleiderladen kommen, sondern verstärkt „ganz normale Kunden“. Sie sind dankbar, dass es Mitarbeiterinnen gibt, die weiterhin im Laden arbeiten, so wie beispielsweise Lydia Stenger, Monika Ahlendorf und Gerlinde Brandmaier. „Ich bin vorsichtig im Umgang mit den Kunden, das ist einem schon bewusst“, sagt Lydia Stenger und Monika Ahlendorf ergänzt: „Es macht einfach Spaß und ich bin froh, wenn ich raus komme und unter Leuten bin.“
Ehrenamtliche sortieren Kleidung im Hinterzimmer
In einem separaten Zimmer sortieren Diana Ilieva und Ismeta Zemic die abgegebene Ware und entscheiden, was zur Altkleider-Sammlung, zum Upcycling-Projekt, in den Müll oder in das Geschäft kommt.

Upcycling setzt sich zusammen aus dem englischen „up“ (nach oben) und recycling (Wiederverwertung). Benutzte Produkte oder Stoffe werden von Ursula Hübler, Anke Nembach und Gesine Wabra umgewandelt oder aufgemotzt, Neues entsteht. Mit dem Projekt nahm das Team am zweijährig ausgeschriebenen bundesweiten Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ teil.
Kleiderladen gibt es im Dezember seit vier Jahren
Im Dezember feiert der Kleiderladen sein vierjähriges Bestehen. „Wir sind alle gesund und froh, den Betrieb soweit am Laufen halten zu können“, sagt Gerda Dilger. Der Kleiderladen trägt sich mittlerweile selbst, die laufenden Kosten können gedeckt werden.
