Lust auf den Kaffee zwischendurch oder auf ein Mittagsmenü im Büro? Da ist Coffee to go – also Kaffee zum Mitnehmen – oder Takeaway-Essen einfach praktisch. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Müllberge von Einwegverpackungen und mit ihnen der Ressourcenverbrauch und die Belastung für Umwelt und Klima immer weiter wachsen. Dem entgegenwirken soll seit Jahresbeginn das neue Verpackungsgesetz. Demnach müssen Anbieter von Essen und Getränken zum Mitnehmen zusätzlich zur Einwegverpackung aus Kunststoff eine Mehrwegverpackung anbieten. Der SÜDKURIER hat sich in Markdorf umgehört, wie und ob die neuen Vorgaben umgesetzt werden.

Mehrwegbecher werden von Kunden angenommen

In der Bäckerei Hamma läuft das Mehrwegsystem für Kaffee bereits. „Für den Becher verlangen wir 2 Euro, für den Deckel 1 Euro Pfand“, berichtet Filialleiterin Bettina Wieland. Die Mehrwegbecher werden von den Kunden gut angenommen. „Viele Kunden bringen aber auch ihre eigenen Becher mit“, so Wieland. Ansonsten spiele das Thema Mehrweg in der Bäckerei aktuell keine Rolle, da Produkte wie Brot und Brötchen in Papiertüten und Kuchen papierumwickelt auf einem Tablett aus Pappe verkauft werden.

In der Markdorfer Filiale der Bäckerei Hamma ist das Thema Mehrweg für Getränke angekommen: Filialleiterin Bettina Wieland findet das gut.
In der Markdorfer Filiale der Bäckerei Hamma ist das Thema Mehrweg für Getränke angekommen: Filialleiterin Bettina Wieland findet das gut. | Bild: Claudia Wörner

Eigene Behälter als Alternative zu Mehrweg

„Aktuell sind wir dabei, uns zu erkundigen, aber bislang haben wir für uns noch nicht das richtige System gefunden“, sagt Renate Seitz von der gleichnamigen Metzgerei. Wenn das Pfandsystem beispielsweise nur über das Handy laufe, sei dies für ihre Kundschaft nicht ideal. Wichtig ist Seitz der Hinweis, dass jederzeit eigene Behälter sowohl für die Fleisch- und Wursttheke als auch für den Imbiss mitgebracht werden können.

„Das ist seit Corona nicht mehr richtig in den Köpfen“, stellt sie fest. Aber jetzt sei es wieder problemlos möglich. Ziel der Metzgerei Seitz sei, in Kürze auch ein praktisches Mehrwegsystem anzubieten, das auch beim Bäcker funktioniere.

Renate Seitz von der Metzgerei Seitz ist aktuell noch auf der Suche nach dem passenden Mehrwegsystem. Sie erinnert daran, dass Kunden ...
Renate Seitz von der Metzgerei Seitz ist aktuell noch auf der Suche nach dem passenden Mehrwegsystem. Sie erinnert daran, dass Kunden wieder ihre eigenen Behälter mitbringen können. | Bild: Claudia Wörner

Mehrwegbecher sind bestellt

Auch die Backstube Kloos in der Ravensburger Straße hat die Mehrwegbecher bereits bestellt und wird sich dem System Recup beziehungsweise Rebowl für Takeaway-Essen anschließen, sagt Mitarbeiterin Jasmina Secic. Dafür haben sich in Markdorf zum Beispiel auch das Café Auszeit, das Wirtshaus am Gehrenberg und Edeka Sulger entschieden. Der Vorteil: Die Cups und Bowls können deutschlandweit gegen Pfandrückgabe bei allen Partnerbetrieben wieder abgegeben werden.

Das Mehrweggeschirr für Essen und Getränke zum Mitnehmen ist im Café Auszeit angekommen: Inhaberin Amela Stett freut sich, dass sie ab ...
Das Mehrweggeschirr für Essen und Getränke zum Mitnehmen ist im Café Auszeit angekommen: Inhaberin Amela Stett freut sich, dass sie ab sofort noch nachhaltiger arbeiten kann. | Bild: Claudia Wörner

Amela Stett, Inhaberin des Café Auszeit, freut sich, dass sie ihren Kunden jetzt auch Mehrwegcups und -bowls anbieten kann. „Direkt nach ihnen gefragt wurde jedoch noch nicht. Aber manche Kundinnen bringen ihre eigenen Becher zum Befüllen mit“, berichtet Stett. Auch wenn das Thema Mehrwegverpackung für sie zunächst mal eine Investition bedeute, stehe sie hinter der Idee. „Auch sonst vermeide ich in meinem Café Verpackungsmüll, zum Beispiel habe ich offenen Zucker im Gläschen und Milch auf den Tischen“, erläutert sie.

Bei Pappe- und Aluverpackung noch keine Pflicht

Die Familie Singh, Inhaber des Restaurants Goa im Proma, hat sich dagegen mit dem Thema Mehrwegverpackung noch nicht näher auseinandergesetzt. „Ich will erst mal abwarten, wie es sich entwickelt. Aktuell werden bei uns keine Mehrwegverpackungen nachgefragt“, sagt Balit Singh. Jedoch werden sich manche Gäste auch im Restaurant Goa ihre eigene Schüssel für das Essen außer Haus befüllen lassen.

Im Restaurant Goa wollen Balit Singh und seine Frau Kaur Surjit erst mal abwarten, wie sich die Nachfrage in Sachen Mehrweg entwickelt.
Im Restaurant Goa wollen Balit Singh und seine Frau Kaur Surjit erst mal abwarten, wie sich die Nachfrage in Sachen Mehrweg entwickelt. | Bild: Claudia Wörner

Im Ristorante Pizzeria Lamm sieht es aktuell ähnlich aus. Da die Mitnahmeverpackungen aus Karton, Papier oder Alu und nicht aus Kunststoff bestehen, besteht dafür auch kein gesetzlicher Handlungsbedarf. „Im Moment werde ich noch nichts ändern“, sagt Lamm-Inhaber Romolo Gentile.

Das sagt Simone Keller, Inhaberin des Markdorfer Unverpacktladens „Heimatliebe“, zur Mehrwertpflicht

Frau Keller, das Thema Mehrwegverpackung ist quasi Ihre Kernkompetenz. Was sagen Sie zur neuen gesetzlichen Regelung?

Sie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber Mehrwegverpackungen to go nur als Alternative anzubieten bringt meines Erachtens nicht viel. Im Grunde müssten die Kunden bei jedem Außerhauskauf direkt darauf hingewiesen werden.

Für Simone Keller ist die Mehrwegpflicht ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Für Simone Keller ist die Mehrwegpflicht ein erster Schritt in die richtige Richtung. | Bild: Nosswitz, Stefanie I SK-Archiv

Haben Sie Tipps für Restaurantbesitzer, Cafés und Imbissanbieter?

Bowls und Cups im Pfandsystem sind eine sehr gute Idee. Sie könnten ihren Kunden vermitteln, dass sie damit 0,0 Müll produzieren. Das ist einfach ein gutes Gefühl.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Ihren Kunden in Sachen Mehrweg?

Kaffeebecher spielen bei uns keine große Rolle, da die Kunden ihren Kaffee eher in Ruhe im Sitzen genießen. Die Pfandgläser für verschiedene Produkte haben sich bewährt. Ansonsten bringen unsere Kunden ihre Behälter von Zuhause zum Befüllen mit. Insgesamt stelle ich bei ihnen das Bewusstsein fest, dass sie so wenig Müll wie nötig produzieren wollen.