Entrümpeln ist angesagt: Das Markdorfer Standortmarketing Markdorf Marketing, Vertreter der Händler und der Verwaltung haben sich ein ehrgeiziges Projekt für 2021 vorgenommen, das die Stadt insgesamt besser aufstellen soll, wenn das öffentliche Leben nach dem erhofften Abklingen der Corona-Krise wieder Fahrt aufnehmen wird.
Drei Internet-Auftritte, drei Mal ähnliche Inhalte
Es geht um den Fremdenverkehr und den Einzelhandel. Wer in Markdorf Urlaub machen oder gezielt Bummeln möchte und dafür online nach Informationen sucht, muss sich bislang durch vier Internet-Auftritte durchwühlen: Sowohl die Stadt selbst als auch die Aktionsgemeinschaft der Einzelhändler, das stadteigene Standortmarketing und die Tourismusgemeinschaft (TG) Gehrenberg-Bodensee decken in etlichen Untermenüs Angebote und Infos zu Tourismus und dem Handel vor Ort ab – manches doppelt sich, manches gehört aber eigentlich auch gar nicht dorthin, wo es gerade steht.
Damit soll nun Schluss sein: Alle vier Internet-Auftritte sollen aufgeräumt, besser miteinander koordiniert und entschlackt werden, das städtische Portal dabei von Profis, der Agentur CM City Media (Bühlerzell), die die Stadt schon länger zu ihren Online-Aktivitäten berät. Der Anstoß dazu kam aus der Hauptversammlung des Standortmarketings im Herbst, als Nico Schneider vom Vorstand der Proma-Werbegemeinschaft das Info-Durcheinander kritisierte und Verbesserungen anmahnte.

Noch in der Sitzung wurde eine Arbeitsgruppe auf den Weg gebracht, der neben Schneider und Markdorf-Marketing-Geschäftsführerin Lucie Fieber noch andere Akteure aus Handel und Tourismus sowie Bürgermeister Georg Riedmann angehören.
Kritik in der Standortmarketing-Versammlung
„Auf allen vier Internetportalen werden teils die selben Aktivitäten beworben, das ist für Menschen, die sich für das Angebot in Markdorf interessieren, unübersichtlich und verwirrend“, hatte es Schneider in der Versammlung auf den Punkt gebracht. Schneider selbst führt ein Herrenmodegeschäft im Einkaufszentrum Proma.

Unter den Mitgliedern hatte es seinerzeit Einigkeit über den Handlungsbedarf gegeben. Nun, einige Monate darauf, seien laut Fieber die ersten Schritte zur Besserung eingeleitet. Die ersten Ergebnisse des Arbeitskreises seien ans Rathaus weitergeleitet worden.
Der städtische Internetauftritt bekommt ein neues Gesicht
Die wichtigste Konsequenz: Der Internetauftritt www.markdorf.de soll noch im Frühjahr einem Relaunch, also einer Neugestaltung, unterzogen werden. Dann sollen Interessenten von außerhalb zum Beispiel schneller zu den Zimmervermietern und den Einzelhändlern gelangen.

In der Menüleiste könne es künftig sechs oder sieben Themenbereiche geben statt wie bisher drei Bereiche mit unzähligen Verzweigungen. „Ich bin generell fürs Verschlanken, denn nur so bekommen auch die Smartphone-Nutzer rasch und gebündelt die Infos“, sagt Fieber.
Die Homepage der Tourismusgemeinschaft soll fürs erste bleiben, wie sie ist, die von Markdorf Marketing in den städtischen Internetauftritt integriert werden. Wie die Homepage der Händlervereinigung Aktionsgemeinschaft besser gestaltet und vor allem besser mit dem städtischen Internetauftritt verknüpft werden kann, soll noch entschieden werden.
Markdorf-App kommt im Januar
Außerdem soll noch im Laufe des Januar eine Markdorf-App angeboten werden, womit die Stadt vor allem den Smartphone-Nutzern entgegenkommen möchte. „Der Anteil der Smartphone-Nutzer wächst beständig, darauf muss auch eine Stadtverwaltung reagieren“, sagt Fieber.
In der App wird es dann auch die Möglichkeit geben, Hinweise oder Wünsche ans Rathaus zu richten, ähnlich dem Portal „Sag‘s doch“ in Friedrichshafen.
Schlechte Umfragewerte gaben zusätzlichen Schub
Den nötigen Schub hatte dem Projekt auch eine Umfrage der Stadtverwaltung zu ihrem eigenen Internetauftritt www.markdorf.de gegeben. Denn die fiel offenbar verheerend aus. Das gesteht auch Fieber ein: „Nur zehn Prozent des Internetauftritts scheinen interessant zu sein beziehungsweise werden von den Besuchern auch genutzt“, berichtet sie von den Ergebnissen der Umfrage. „Es sind schlicht zu viele Inhalte enthalten, die überhaupt nicht genutzt werden“, sagt sie.

Neue Geschäfte im Proma und Geld fürs Standortmarketing
Wenn der Lockdown vorüber ist, werden im Einkaufszentrum Proma zwei neue Geschäfte eröffnen. Außerdem bekommt das Stadtmarketing zusätzliche finanzielle Mittel:
- Herrenmode Outlet: Nico Schneider, Geschäftsführer und Mitinhaber des Herrenausstatters Wolfram S wird direkt neben seinem bestehenden Store im Erdgeschoss die Ladenfläche des nun geschlossenen Esprit-Stores übernehmen. Dort will der 28-Jährige zum 1. März ein Outlet für sportive Männermode eröffnen, vorausgesetzt, die Läden werden bis dahin wieder öffnen dürfen. Markenmode zum günstigen Outlet-Preis das gesamte Jahr über, beschreibt Schneider das Konzept. Möglich macht dies das um drei Monate zeitversetzte Angebot: Die aktuelle Sommermode wird es nicht schon im Frühjahr geben, sondern erst zu Sommerbeginn. Ebenso verhält es sich mit den anderen Kollektionen. Sein bisheriges Geschäft werde er dann ganz auf die klassische Herrenmode ausrichten, sagt Schneider.
- Beratung rund um Internet-Dienste: Das Meersburger Start-up Virtual Appearance – Online Consulting GmbH wird im ersten Obergeschoss in die Räume des bisherigen „Hauswerkstatt“ der Firma tga Bodensee einziehen. Virtual Appearance realisiert Online-Auftritte und Online-Marken für Unternehmen und Selbstständige und berät auch die Stadt Markdorf zu ihrer Online-Präsenz. Außerdem bieten die Meersburger individuell zugeschnittene Werbekampagnen für Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram an. Auch für das Proma hat die Firma bereits ein Image-Video gedreht. Gründer und Geschäftsführer sind Lars Tschaut und Alexander Klappenberger.
- Geld fürs Standortmarketing: Auf Antrag der Freien Wähler, der jüngst im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde, wird das Budget für 2021 des Standortmarketingvereins Markdorf Marketing um zusätzliche 15 000 Euro aufgestockt werden. Das zusätzliche Geld soll dazu dienen, den lokalen Handel und die Gastronomie nach dem Lockdown mit gezielten Aktionen zu fördern und die Marke „Einkaufsstadt Markdorf“ zu unterstützen, hieß es in dem Antrag der Fraktion der Freien Wähler. Die Kosten für die App belaufen sich auf rund 5000 Euro und kommen aus dem Budget des Standortmarketing. Zum Vergleich: Das Amtsblatt kostet die Stadt Markdorf rund 55 000 Euro im Jahr. Für den Relaunch des städtischen Internetauftritts geht Stadtkämmerer Michael Lissner von Kosten in Höhe von rund 10 000 Euro aus.