Als das Staatliche Schulamt Markdorf mit dem Wunsch auf ihn zugekommen sei, den Rektorenposten an der Grundschule Leimbach mit zu übernehmen, sei er nicht gerade in Begeisterung ausgebrochen, berichtet Tilo Weisner, Rektor der Grundschule Kluftern, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Trotzdem entsprach der 62-Jährige dem Wunsch. Genau genommen, sei es ein Auftrag gewesen: Der Auftrag, kommissarisch die vakante Schulleitung zu übernehmen. Die frühere Rektorin Peggy Müller, die erst 2019 nach Leimbach kam und ab 2020 dann auch die Schule im Deggenhausertal mit leitete, hatte sich dafür entschieden, nur noch Rektorin in Wittenhofen zu sein.

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Mit Hilfe leitet Tilo Weisner zwei Grundschulen

Auch Tilo Weisner, seit 21 Jahren Schulleiter in Kluftern, wird nun zwei Schulen führen. „Dann bekommst du ja doppelt so viel Geld, haben meine Freunde gescherzt“. Dem sei aber keineswegs so, stellt er klar. Doch die Arbeitsbelastung, die habe sich an vielen Stellen verdoppelt. Trotz gewisser Entlastungen, die ihm das Schulamt gewähre. So müsse er nun keinen eigenen Unterricht mehr erteilen. Zum Teil darf er auch auf die Hilfe von Kollegen zurückgreifen.

„Zum Glück sind ja beide Grundschulen, Leimbach und Kluftern, ausreichend mit Lehrerinnenstunden versorgt“, sagt Tilo Weisner. In Kluftern unterrichten neun Lehrkräfte 120 Kinder. In Leimbach sind es 16 Lehrkräfte bei 140 Kindern. Wobei dort weniger Vollzeitstellen sind. In Leimbach kommt eine Vorbereitungsklasse hinzu, in der die Schüler erst noch Deutsch lernen müssen.

Krankheitsausfälle bringen das System an seine Grenzen

Zunächst hatte Tilo Weisner im Gespräch noch von einer guten Versorgung mit Lehrkräften gesprochen. Das „gut“ nahm er dann jedoch wieder zurück, um es durch ein „ausreichend“ zu ersetzen. „Sobald Kolleginnen ausfallen, weil sie krank sind, weil sie in eine Fortbildung gehen, stoßen wir sehr rasch an unsere Grenzen.“ Dann sei das System bald überfordert.

Am Rande seiner Möglichkeiten sei das System derzeit auch durch die Corona-Pandemie. Hatten die wenigen Infektionsfälle in Kluftern zunächst noch keinen größeren Handlungsdruck, keine einschneidenderen Maßnahmen erfordert, so musste aktuell eine Klasse separiert werden. „Wir erteilen dann Kohortenunterricht“, erläutert der Schulleiter. Die betreffende Klasse wird von den übrigen Klassen insofern getrennt, als sich die Schüler nicht mehr begegnen dürfen. Sie tragen wieder Masken und werden fünf Mal in der Woche getestet. Auch das bindet in ganz erheblichen Umfang Lehrkräfte.

Freundlich und hell: ein Klassenraum der Leimbacher Grundschule. (Archivbild)
Freundlich und hell: ein Klassenraum der Leimbacher Grundschule. (Archivbild) | Bild: Jörg Büsche
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Die Schulen lernen, mit Corona zu leben

Was die Pandemie indessen insgesamt anbelangt, verfolgt Tilo Weisner mit einer gewissen Gelassenheit. „Wir müssen lernen, mit Corona zu leben.“ Positiv stimmt ihn, wie gut die Eltern sich in den vergangenen Monaten auf die Pandemie eingestellt haben. „Ausnahmen gibt es natürlich immer.“

Die Zusammenarbeit mit den Eltern sei übrigens in beiden Schulen sehr gut, weiß Weisner inzwischen zu berichten. Nicht nur bei den Corona-Tests wird kooperiert. Es geschieht zu Hause, entlastet somit die Schule und stellt insbesondere bei den jüngeren Schülern eine große Unterstützung dar.

Eltern sind eine wertvolle Stütze

In Kluftern wie in Leimbach seien die Eltern eine wertvolle Stütze. Ihn freue, so erklärt Rektor Weisner, dass sich die beiden Grundschulen auch in dieser Hinsicht so ähneln. Überdies gilt: In Kluftern wie in Leimbach sind die Schulen eng in ihr Umfeld eingebunden. Sie spielen eine wichtige Rolle im sozialen Miteinander der Ortschaften.

Der neue Arbeitsplatz von Rektor Tilo Weisner: die Grundschule Leimbach. (Archivbild)
Der neue Arbeitsplatz von Rektor Tilo Weisner: die Grundschule Leimbach. (Archivbild) | Bild: Christiane Keutner

Nicht zuletzt werden beide Schulen von den Schulträgern gut unterstützt. Zum Beispiel bei der Digitalisierung des Unterrichts. Die notwendigen Tabletts für die Schüler werden beschafft. Für eine sinnvolle Medienbildung seien sie heute mindestens so wichtig wie der Stift zum Schreiben lernen, erklärt Weisner.

Schulpolitik des Landes bereitet Tilo Weisner Sorgen

Sorgenvoll blickt der 62-Jährige also nicht auf die kommunalpolitische Ebene, Sorge bereitet ihm die Schulpolitik des Landes. Wenn dort nicht bald das Problem des Rektorenmangels gelöst wird, verschärfe sich die Situation noch mehr.

„Kaum jemand ist bereit, die Leitung einer Schule zu übernehmen“, so Weisner. Das habe verschiedene Gründe. Aber das sei ein anderes Thema, findet Tilo Weisner, der den Schulleiter-Spagat zwischen Kluftern und Leimbach übrigens nur ein Jahr lang machen muss. Dann wird er pensioniert.

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