Der 22. März ist Weltwassertag. Seit 1992 erinnern die Vereinten Nationen an diesem Datum daran, wie wichtig die Ressource für die Menschheit ist. Der diesjährige Welttag des Wassers steht unter dem Motto „Nachhaltiges Entwicklungsziel 6“. Neben Entwicklungszielen wie „Keine Armut“, „Kein Hunger“, „Gesundheit und Wohlergehen“, „Hochwertige Bildung“ und Geschlechtergleichstellung“ – den ersten fünf Zielen von insgesamt 17 – ruft die UNO-“Agenda 2030“ zum Abbau der weltweiten Ungleichheit auf. Ebenso zur Verbesserung der Lebensverhältnisse – etwa im globalen Süden. Und ein wichtiger Beitrag dazu ist die Versorgung mit sauberem Wasser und mit Sanitäreinrichtungen – wie es das Entwicklungsziel Nr. 6 formuliert.

Der Perukreis informiert auf einer Stellwand in der Markdorfer St.-Nikolaus regelmäßig über die Fortschritte beim Leitungsbau – ...
Der Perukreis informiert auf einer Stellwand in der Markdorfer St.-Nikolaus regelmäßig über die Fortschritte beim Leitungsbau – aber auch über seine andern Projekte in Huancaray. | Bild: Jörg Büsche

In Markdorf arbeitet der Huancaray-Kreis schon länger an diesem Ziel. Seit 2002 sammelt die Gruppe um Helga Konzet-Horn Spenden, damit in Huancaray, der katholischen Partnergemeinde der Markdorfer St.-Nikolaus-Pfarrei, der Bau von Wasserleitungen finanziert werden kann. Rund 280000 Euro kamen in den zwei Jahrzehnten seither zusammen. Dank der mehr als 30 abgeschlossenen Leitungsprojekte haben inzwischen mehr als 14000 Menschen Zugriff auf sauberes Wasser.

Das Trinkwasser kommt nie in die Häuser. Die Leitungen münden immer in eine Wasserstelle auf dem Grundstück.
Das Trinkwasser kommt nie in die Häuser. Die Leitungen münden immer in eine Wasserstelle auf dem Grundstück. | Bild: Perukreis

Vor wenigen Monaten sah alles noch so positiv aus

Regina und Manfred Lorenz vom Markdorfer Huancaray-Kreis, waren im vergangenen Herbst in der Partnergemeinde. Sie wollten sich ein Bild von den aktuellen Projekten machen – darüber hinaus aber auch den Kontakt zu den peruanischen Partner beziehungsweise Freunden pflegen. Nach der Rückkehr berichtete Manfred Lorenz von seinen Eindrücken. Und sein Resümee lautete: „Es geht langsam aufwärts in und rund um Huancaray“. Den Menschen in der abgelegenen Andenregion verhilft das saubere Wasser außer zu mehr Hygiene, mehr Gesundheit auch zu etwas mehr Wohlstand. Können sie das Nass doch auch zum Bewässern ihrer Felder nutzen. Was insofern immer wichtiger wird, führt der Klimawandel zu immer mehr Trockenheit.

Leitungsbau mit einfachsten Mitteln – in unwegsamem Gelände.
Leitungsbau mit einfachsten Mitteln – in unwegsamem Gelände. | Bild: Perukreis

Schlechte Nachrichten aus der Partnergemeinde

Seit etlichen Wochen aber sorgt sich der Huancaray-Kreis um die Partner in Peru. Zum einen sind da die Nachrichten. Die Medien berichten von blutigen Protesten, von Toten im Andenstaat. Nach der Absetzung des peruanischen Präsidenten Castillo im Dezember mehren sich die Zusammenstöße von Sicherheitskräften und Demonstranten. Das Auswärtige Amt rät, von Perureisen besser abzusehen. Diana Boluarte, die Interimspräsidentin verhängt den Ausnahmezustand. „Und dann haben wir einen Brief aus Huancaray bekommen“, berichtet Kurt Rogalla, Mitglied im Huancaray-Kreis auch er. Padre Mario, der Geistliche in der Partnergemeinde und zuverlässioger Verwalter der Wasserbau-Projekte, schreibt darin von 60 Toten in der Region um Huancaray. „Die staatlichen Sicherheitskräfte schießen auf die Protestierenden“, erklärt Rogalla. Auf dem Land dringen sie in die Häuser der Bauern ein und machen auch dort Gebrauch von ihren Waffen.

Hier entsteht ein Wasserreservoir.
Hier entsteht ein Wasserreservoir. | Bild: Perukreis

Transportarbeiterstreiks lähmen den Leitungsbau

Manfred Lorenz beschreibt das Szenario auch als Folge des starken sozialen Gefälles. Insbesondere die jüngere Landbevölkerung will ihre zementierte Armut nicht mehr länger hinnehmen. Gleichzeitig leidet sie verstärkt unter der teils exzessiven Gewalt der Polizeiorgane. „Peru ist eine Zweiklassengesellschaft“, erklärt Lorenz. „Die Auschreitungen haben sich unmittelbar auf unseren Leitungsbau ausgewirkt“, berichte Kurt Rogalla. Mit einem längst geplanten Projekt konnte nicht begonnen werden, weil es an Material fehlte. Während des Streiks ließ sich das benötigte Material nicht heranschaffen. Kein Eisen, Kein Zement für die Wasser-Reservoirs, weil Streikende die Straßen blockierten. „Es kamen aber auch keine Lebensmittel“, berichtet Manfred Lorenz. Die Folge: Die Preise für Reis, für Zucker, für Öl schossen in die Höhe. Und der Huancaray-Kreis, der in der Partnergemeinde eine Suppenküche für bedürftige Senioren unterhält, spürte das empfindlich.“

„Wir können nur hoffen“, sagt Regina Lorenz. Hoffen, das sich die politische Krise in Peru wieder entspannt. Hoffen, dass die Arbeit an den nächsten Wasserprojekte fortgesetzt werden kann. Denn eines sei sicher: „Die Menschen um Huancaray brauchen sauberes Wasser.“ Und nach drei Jahrzehnten seien manche Leitungen inzwischen sanierungsbedürftig geworden.

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