Noch leitet Jan Münzer das Jugendreferat. Das aber nur noch bis zum Jahresende, dann wechselt der Sozialarbeiter und studierte Erzieher seinen Arbeitsplatz. „Ich bleibe aber in der Region“, erklärt er. Wohin er geht, das will er nicht verraten. Die Stelle als Jugendbeauftragter war Münzer, der im Deggenhausertal aufgewachsen ist, im Frühjahr 2018 angetreten. 

Sein erklärtes Ziel damals: die Jugendlichen in die Verantwortung für ihre Einrichtungen einzubinden. Und stets sei ihm klar gewesen, dass ein anderes – im Markdorfer Gemeinderat oft und eingehend diskutiertes – Ziel, einen eigenen Jugendgemeinderat einzurichten, überaus hoch gesteckt ist. „Einen Jugendgemeinderat kann man nicht bestellen“, erklärt Münzer, „ein funktionierender Jugendgemeinderat muss wachsen.“

Jan Münzer begleitete die Vorbereitungen für den geplanten Jugendgemeinderat.
Jan Münzer begleitete die Vorbereitungen für den geplanten Jugendgemeinderat. | Bild: Jörg Büsche

Corona bremst Wahl zum Jugendgemeinderat aus

Vieles schien auch schon gut vorbereitet – damit das geplante Gremium für die Jugendlichen in Markdorf gedeihe. Im Herbst 2019 diskutierten Jugendliche mit Stadträten und Vertretern der Gemeinde, wie denn die politische Beteiligung der Zwölf- bis 21-Jährigen gelingen könnte. Der Kreis derjenigen, die Bereitschaft zeigten, sich zu engagieren, überhaupt Verantwortung zu übernehmen wuchs. Vom Jugendreferat wurden eigens Kurse zur Schulung von ehrenamtlich agierenden Jugendleitern angeboten.

Und im Herbst 2020 kümmerte sich ein Konzeptteam darum, wie die Jugendlichen am besten über Social-Media oder Flyer zur Stimmabgabe bei der Wahl um Jugendgemeinderat zu bewegen seien. Wobei sich allerdings schon die Kandidatensuche als keine ganz einfache Aufgabe herausstellte. „Wer in den Jugendgemeinderat geht, muss viel Zeit investieren“, erklärt Jan Münzer.

Dies sei auch der Grund, weshalb das Projekt Jugendrat beziehungsweise Jugendgemeinderat selbst in größeren Städten scheitert. In Markdorf war es die Pandemie, die dazu geführt hat, dass die Stadt immer noch kein Gremium hat, in dem Jugendliche die Interessen und Anliegen ihrer Altersgenossen vertreten.

November 2019: Jugendliche im Gespräch mit Stadtrat Jonas Alber und Bürgermeister Georg Riedmann über die Jugendbeteiligung in der Stadt.
November 2019: Jugendliche im Gespräch mit Stadtrat Jonas Alber und Bürgermeister Georg Riedmann über die Jugendbeteiligung in der Stadt. | Bild: Jörg Büsche

Projekte brauchen zu lang in der Umsetzung

Seine Enttäuschung, dass der Schritt zum Jugendgemeinderat noch immer nicht gemacht ist, klingt durch, wenn Jan Münzer zurückblickt. Enttäuschtsein macht ihm auch zu schaffen, wenn sie ihm bei Jugendlichen begegnet. Und das sei relativ häufig vorgekommen. Wenn sich Projekte verschieben oder am Ende anders darstellen, als von den Jugendlichen mitgeplant. „Manchmal ist es richtig schwer, jungen Menschen bürokratische Hemmnisse zu vermitteln“, bedauert Jan Münzer. Sie fordern Transparenz – und müssen sich oftmals vertrösten lassen.

Das Zeitfensterproblem: Jugendliche engagieren sich in der Stadt, ziehen dann aber nach Ende der Schullaufbahn fort.
Das Zeitfensterproblem: Jugendliche engagieren sich in der Stadt, ziehen dann aber nach Ende der Schullaufbahn fort. | Bild: Jörg Büsche

Trendsportanlage und Ferienspiele erfolgreich umgesetzt

Sehr viel Anerkennung zollt Bürgermeister Georg Riedmann seinem derzeitigen Jugendbeauftragten. „Jan Münzer ist es gelungen, dem Jugendreferat stabile Strukturen zu geben.“ Sowohl das Jugendhaus Zepp, wie auch der Treff bei der Skateranlage funktionieren inzwischen sehr gut – und werden angenommen. Lobend erwähnt Riedmann überdies, dass die Ferienspiele von Jan Münzer sogar noch ausgeweitet worden sind.

Für die Umgestaltung der Trendsportanlage haben Jugendliche ihre Ideen eingebracht. Heute ist sie ein Anlaufpunkt für Familien.
Für die Umgestaltung der Trendsportanlage haben Jugendliche ihre Ideen eingebracht. Heute ist sie ein Anlaufpunkt für Familien. | Bild: Jörg Büsche

„Er vermag die Jugendlichen anzusprechen“, sagt der Bürgermeister. Dadurch seien die Schritte zur Jugendbeteiligung erst möglich gewesen. Gleichwohl begegne das „ewig gleiche Thema: das enge Zeitfenster“. Allzu oft ziehen die Engagierten nach Schulabschluss aus Markdorf weg – gehen ins Ausland, zum Studium, zum Arbeiten in eine größere Stadt.

Riedmann bezeichnet Weggang als „großen Verlust“

Dass Jan Münzer dass Jugendreferat verlässt, bedauert Bürgermeister Riedmann. „Das ist ein großer Verlust für uns.“ Trotzdem hat er Verständnis dafür, „wenn jemand woanders noch mehr Verantwortung übernehmen möchte“. Eine Möglichkeit, den künftigen Jugendreferenten seinen administrativen Arbeiten zu entlasten, von Planung und Verwaltung, sieht Riedmann jedoch nicht.

„Dafür ist im Rathaus die Personaldecke zu knapp“, erklärt er. Er baut darauf, dass es auch weiterhin gelingt, in der jungen Generation motivierte Leute anzusprechen und zu gewinnen, damit sie sich für ihre Altersgenossen einbringen. „Dann können wir schon sehr zufrieden sein“, so Riedmann.

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