Wenn Altförster Konrad Jegler über den Bau von Windkraftanlagen auf dem Gehrenberg spricht, dann argumentiert er nur in zweiter Linie mit dem Wald. Noch vor dem Schutz wertvoller Lebensräume für Pflanzen und Tiere und auch vor dem Hinweis auf den finanziellen Vorteil, den die Gemeinde aus der Waldnutzung zieht, steht ein aus seiner Sicht noch viel triftigerer Grund gegen Windräder auf der Kuppe des Markdorfer Hausberg. „Der Boden dort oben hält das nicht aus, wir haben da einen Molassefelsen“, betont Jegler, der 31 Jahre lang Revierleiter im Stadtforst war.

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Das Thema war jüngst im Gemeinderat wieder aufgekommen, nachdem aktuell der Teilregionalplan Windenergie fortgeschrieben wird und der Regionalverband den Gehrenberg als potenzielles künftiges Ausbaugebiet untersucht. Ex-UWG Rat Karl King hatte massiv Partei für die Windkraft ergriffen und Bürgermeister Georg Riedmann gebeten, für die Stadt ein Signal in Richtung Regionalverband zu geben. Dies hatte Riedmann abgelehnt.

Die Abbruchkante der 200 Meter breiten Hangrutschung am Gehrenberg.
Die Abbruchkante der 200 Meter breiten Hangrutschung am Gehrenberg. | Bild: Jörg Büsche

Sandstein und Molasse seien zu weich

Im Grunde handele es sich beim Gehrenberg vor allem um Sandstein, sagt Jegler. Generell sei die aus Schuttansammlungen gewachsene Molasse insgesamt ein weiches Konglomerat. Doch hinzu komme: „Der Boden dort oben ist in Bewegung, am Rutsch kann man das ganz deutlich erkennen.“ Dort zeige sich der Wechsel von wasserdurchlässigen Kalksandsteinschichten und wasserstauendem Mergel.

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Die Felsrutsche geht zwar vermutlich auf ein Erdbeben zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Unter der Oberfläche arbeiteten die Schichten aber nach wie vor weiter, so der Altförster. Fehlender Wind hingegen sei mit den neuen, deutlich höheren Anlagen nicht mehr das Problem, bekennt auch er. Dies sei 2011, zur Zeit der letzten gründlichen Untersuchung, noch nicht der Fall gewesen. Seinerzeit spielte noch das Argument der mangelnden Windhöffigkeit eine Rolle. „In 300 Metern Höhe, da gibt es natürlich genug Wind.“

Die sogenannte Gehrenbergrutsch an der Kuppe ist eine steile Klippe mit langem Abhang. Hier bewegt sich die Erde immer noch.
Die sogenannte Gehrenbergrutsch an der Kuppe ist eine steile Klippe mit langem Abhang. Hier bewegt sich die Erde immer noch. | Bild: Jörg Büsche

Für solche großen Anlagen brauche es aber „sehr massive Fundamente“. Viele Tonnen Beton müssten für die Gründung der riesigen Anlagen sorgen. Der Altförster hegt starke Zweifel, ob sich das mit dem porösen Molasseuntergrund vereinbaren lasse. Am wenigsten aber seien die Waldwege den Belastungen gewachsen, wenn das Material für einen 1000-Tonnen-Sockel angefahren würde.

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Schließlich kommt er doch noch auf den Wald zu sprechen. „Auf dem Gehrenberg wächst Holz der besten Bonität, zum Teil sind das 100 Jahre alte Bäume.“ Hier große Flächen abzuholzen, stelle einen kaum wieder gutzumachenden Eingriff in ein intaktes Ökosystem dar, einen Lebensraum für seltene Arten – etwa den Milan. Hinzu komme, dass der Gehrenbergwald eine wichtige Rolle fürs Markdorfer Mikroklima spiele. Erhebliche Eingriffe müssten zwangsläufig das ökologische Gleichgewicht des gesamten Areals stören, meint Jegler.