Die Theatergruppe "kreuz & quer" studiert ein neues Stück ein. "Wege mit dir" heißt das Schauspiel von Daniel Call, einem gebürtigen Aachener, der heute in Berlin lebt und dort als Regisseur und Schriftsteller arbeitet. Das Melodram in drei Akten kreist um eine Liebesbeziehung. Und es thematisiert, wie sich das Verhältnis zwischen zwei Menschen verändert, wenn einer von ihnen unheilbar erkrankt.
Sie ist begeistert. Er ist es ebenfalls. Ihr hat's die Dichterlesung angetan, ihm ihr rotes Kleid. Es kommt, wie es kommen muss. Beim Gespräch über den literarischen Abend geraten die beiden aneinander. "Kann man sie denn gar nicht beleidigen?", fragt sie ihn – ziemlich entnervt und offensichtlich auch ein bisschen ratlos. "Doch, und wie!", räumt er ein. Um sie gleich schon im nächsten Satz einzuladen, ihn näher kennenzulernen. Schließlich habe er sich unsterblich in sie verliebt – in sie und ihr rotes Kleid.
Birgit Zimmermann und Rudolf Görner spielen das Paar. Sie spielen das erste Zusammentreffen Annas mit Kaspar, haben Sektkelche in der Hand. Aber sie tanzen auch – versonnen, glücklich. Beim Proben kommt es auf die Einzelszenen an, nicht auf deren Reihenfolge, den Ablauf im Stück. Und es ist bereits sehr wenig, an dem Regisseur Harald Eilers noch feilt in diesem Stadium. Hier korrigiert er einen Blick, der sich noch zu unbestimmt ins irgendwo richtet. Dort lässt er die Intonation wiederholen – mehr Nachdruck hineinlegen.

Derweil sitzt Andreas Piekniewski unterhalb der Bühne. Er wartet auf seinen Einsatz als Laszlo, den abgewiesenen Freund von Anna, der gleichwohl zum Vertrauten von Kaspar geworden ist. Laszlo ist Mediziner. Gehirnchirurg zwar, dennoch bereit, sich um Kaspar zu kümmern, der ihn, an Alzheimer erkrankt, um Rat ersucht. Und der ihn auch noch darum bittet, sich um Anna zu kümmern. Damit für die das Leben nicht durch seine, durch Kaspars Krankheit beziehungsweise den absehbaren Tod ausgebremst wird.
Solche Momente zu spielen verlangen einiges. Da sollen gewichtige Sätze mit einer gewissen Selbstverständlichkeit gesprochen werden. Selbst kleine Quäntchen Pathos würden die Situation zerstören. Rudolf Görner als Kaspar gelingt dieses – für Laiendarsteller überaus beachtliche – Kunststück ebenso wie Andreas Piekniewski. Gekonnt manövrieren sie sich durch dieses schwere Fahrwasser aus Gefühlen, dieser Gemengelage aus Mitleid, Tapferkeit, Besorgtheit, aber auch nach wie vor glimmender Rivalität.

"Es ist keineswegs nur ein trauriges Stück", erklärt Regisseur Eilers. Er hat "Wege mit dir" ausgesucht. Das Thema Krankheit, das Thema unabwendbares Abgleiten in Hilflosigkeit, die damit einhergehende Ratlosigkeit der Angehörigen, konnte ihn nicht abschrecken. Dass es einigen Mutes bedarf, solch ein Stück zu inszenieren – zumal für ein kleines Ensemble, ist Eilers klar. Doch vertraut er auf die Qualität des Stücks. "Da gibt es manche heitere Momente", versichert der Regisseur. Überhaupt biete es ein beeindruckendes Bild menschlicher Gefühle. Schließlich aber vertraut Eilers auf das Können seiner Schauspieler. Und das mit gutem Grund, wie der Probenbesuch zeigt.
Die Aufführung
"Wege mit dir" ist ein Stück von Daniel Call, einem 1967 in Aachen geborenen Regisseur und Bühnenautor. Uraufgeführt 2006 vom Schauspiel Chemnitz. Weitere Inszenierungen in Wesel, Langen, Brunsbüttel, Reutlingen und Bern. In der Presse hat das Stück großen Anklang gefunden.
Es spielen mit: Birgit Zimmermann, Tatjana Strohmaier, Rudolf Görner, Robert Amann und Andreas Piekniewski. Regie und Bühnenbild: Harald Eilers.
Aufgeführt wird "Wege mit dir" am Freitag und am Samstag, 13. und 14. April, um 20 Uhr und am Sonntag, 15. April, um 19 Uhr in der Stadthalle Markdorf. Karten gibt es ausschließlich an der Abendkasse (10/5 Euro).