Markdorf (büj) Die Überraschung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Jedenfalls jenen, die von draußen in die St.-Nikolaus-Kirche kommen. Denn die ist voll. So voll wie an höchsten Feiertagen, wundert sich eine Besucherin. Dabei ist ein gewöhnlicher Sonntagnachmittag gegen Ende Oktober. Noch dazu ein sonniger Sonntagnachmittag. Das merkt Pfarrer Ulrich Hund an, als er das Publikum zum Konzert des Markdorfer Gospelchors begrüßt. Für all die vielen Menschen bieten die Kirchenbänke längst nicht genug Platz, sie stehen deshalb an den Seiten oder hocken auf der Wendeltreppe zur Orgelempore. Einige ergattern einen der Klappstühle für den Kirchenchor. Mehr als 500 Zuhörer wollen das Benefizkonzert zugunsten der Mittleren Kaplanei hören.
Wenn die Ts explodieren
Die Ts knattern, explodieren, als seien es Schüsse. Das Rattern und Knattern der T-Laute passt zu dem, was die Männer singen. Sie singen von der Schlacht bei Jericho, "Battle of Jericho". Wobei es die Männer sind, die die fünf Silben in rasendem Stakkato wiederholen. Die Frauen erzählen derweil die Geschichte von den einstürzenden Mauern der Stadt und der Hilfe Gottes, die zum Sieg seines Volkes geführt hat – durch den bloßen Schall der Posaunen.

Sie wissen sich zu inszenieren. Optisch sowieso – etwa durch ihren Einzug zu Beginn des Konzerts oder durch die abgestimmte Farbauswahl bei ihrer Kleidung. Aber die Sängerinnen und Sänger des Gospelchors wissen sich darüber hinaus auch gesanglich in Szene zu setzen. Was bei "Joshua fit the battle of Jericho" besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Wie die Stimmen verteilt sind, wie der Gospel anschwillt, sich dramatisch entwickelt – quasi ein Panorama im Kopf erzeugt -, das ist schon überaus kunstvoll.
Dirigent Hans Jörg Walter prägt den Chor
Dirigent Hans Jörg Walter vermag es, seinen Chor zu lenken und dessen spürbare Sangesfreudigkeit, dessen hörbare Begeisterung in mitreißende Rhythmik, in fein abgestimmte Harmonie umzuprägen. Dazu passen Florian Loebermanns fabelhafte Saxofonläufe. Das Publikum ist ergriffen. Kein Wunder, dass die Gospelchorauftritte so gut besucht werden.
