Schlimmer geht immer. Aber viel Luft nach unten blieb – was das Wetter belangt – beim 28. Dreikönigslauf nun wirklich nicht: Am Parkplatz Vogelsang oberhalb von Möggenweiler standen die Teilnehmer am Sonntagmorgen gegen 9.30 Uhr im Schneeregen, das Thermometer zeigte gerade einmal zwei Grad an. Wassermassen schossen die Fahrrinne herunter, die mehr einem Bachbett glich, als einer Straße. Präsentierte sich tags zuvor der Gehrenberg noch als echtes Winterwunderland, war am Sonntag kaum noch etwas davon übrig.

Teilnehmer auch aus dem Allgäu
Ein echtes Wunder also, dass gut 60 Läufer, Walker und Wanderer trotz der erschwerten Bedingungen den Weg zum Berg gefunden hatten. "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung", sagte Organisator Herbert Eberhardt vor dem Start. "Und eine gute Ausrede", fügte er scherzhaft bei.
Tatsächlich waren einige Läufer mehr für den traditionellen Lauf angemeldet, als an diesem Morgen erschienen waren. "Da hat wohl mancher das Sofa heute vorgezogen", sagte Eberhardt. Andere haben dafür sogar richtig weite Anfahrten auf sich genommen. Karin Gutemann etwa kam mit dem Auto an diesem Sonntagmorgen direkt aus Wangen im Allgäu. "Da weiß man erst, was viel Schnee und schlechte Straßenverhältnisse bedeuten", erzählte die gebürtige Markdorferin. Die Verhältnisse am Gehrenberg seien dagegen kaum der Rede wert. "Ich wollte den Lauf unbedingt mitlaufen, weil die Stimmung jedes Jahr so toll ist", betonte sie ihren persönlichen Bezug zu dieser Laufveranstaltung.

Wege nur schwer zu erkennen
Viele der Teilnehmer kennen sich am Gehrenberg aus, kommen direkt aus Markdorf, aber auch aus dem gesamten Bodenseekreis und sogar von weiter weg. Viele waren zum wiederholten Male bei dieser Laufveranstaltung mit von der Partie, aber für manche war es auch eine Premiere. Felix Bellgardt etwa hat an diesem Sonntag den Berg erst kennengelernt – und der Linzgau-Drumlin zeigte sich beileibe nicht von seiner besten Seite. "Wir müssen unbedingt zusammen bleiben, habe ich irgendwann zu den anderen gesagt", erzählte der Sipplinger nach dem Lauf. Denn wenn das Wegenetz auf dem Gehrenberg ohnehin schon äußert schwierig zu durchschauen und zu durchstreifen ist, wie schwer findet man sich dann erst zurecht, wenn aufgrund der Schneehöhen überhaupt keine Wege mehr zu erkennen sind?

Läufer müssen Strecke abkürzen
"Tatsächlich mussten wir die Strecke variieren", sagte Willi Metzger, der zusammen mit Felix Bellgardt und sieben weiteren Läufern in dieser kleinen Gruppe unterwegs war. "Je höher wir kamen, desto mehr hat es geschneit, und bald war von den Wegen überhaupt nichts mehr zu sehen", erzählte er. Sogar für den geübten Läufer sei das Laufen bei diesen Schneeverhältnissen sehr schwierig gewesen. "So schwierig, dass wir die Strecke abkürzten, denn die lange Distanz von 22 Kilometern wollte heute keiner laufen", erklärte der ambitionierte Langstreckenläufer.

Schwierige Orientierung auf verschneiten Abschnitten
Auch wenn von Wollen nicht die Rede war – ein Teilnehmer lief unfreiwillig weiter, als geplant. Reiner Kammer aus Salem-Beuren war in einem Zweierteam unterwegs. "Irgendwann verlief sich die Spur völlig und der Weg war nicht mehr erkennbar. Dann mussten wir wohl falsch abgebogen sein", erzählte er. Der Schnee sei immer höher geworden, sie seien immer tiefer eingesunken, und das Durchkommen sei immer beschwerlicher geworden. Die beiden Läufer mussten den Gehrenberg von einer ganz neuen Seite entdeckt haben: "Da war ich mein Leben lang noch nie, wo wir überall gelaufen sind", sagte der Salemer, der sich bislang in seiner Heimat auszukennen glaubte. "Wir hatten keinen Plan mehr, wo wir sind. Und eigentlich wollten wir auch nicht so weit laufen", erzählte Reiner Kammer, der im Nachhinein darüber lachen konnte – und das nach immerhin rund 20 Kilometern.

Strapazen sind nach dem Lauf schnell vergessen
Die Strapazen des Laufs im Tiefschnee waren ihm nach dem Lauf nicht mehr anzusehen. Er strahlte, und seine Wangen waren gut gerötet. So, wie alle Wangen der nach und nach in ihren triefenden Jacken und schmatzenden Schuhen im Gasthof Paradies eintrudelnden Läufer, Walker und Wanderer. Beim traditionellen Hock nach dem Dreikönigslauf vergaßen sie schnell das Wetter draußen vor der Tür.
Die Laufveranstaltung
Der Dreikönigslauf am Gehrenberg findet seit 28 Jahren jedes Jahr am 6. Januar statt. Im Anschluss findet im Gasthaus Paradies in Möggenweiler ein gemütlicher Hock statt. Ursprünglich fand der Lauf auf der Trainingsstrecke der Friedrichshafener Langstreckenstaffel statt. In den 1990er Jahren konnten nur Profisportler und Spitzenläufer an der Veranstaltung teilnehmen. Seit einigen Jahren ist dieser Lauf ein sogenannter Jedermannslauf, an dem neben Walkern und Nordic-Walkern auch Spaziergänger und Wanderer teilnehmen können. Es gibt verschiedene Strecken. Die lange Strecke ist rund 22 Kilometer lang, die mittlere Strecke rund 18 Kilometer. Die Hobby-Läufer-Distanz beträgt rund zwölf Kilometer, die Nordic-Walking-Runde ist rund zehn Kilometer lang. Wanderer und Spaziergänger können individuelle Routen wählen.