Wem es im vergangenen Jahr am Dreikönigstag mit minus zehn Grad zu kalt war, der konnte sich beim Dreikönigslauf in diesem Jahr wirklich nicht beklagen. Was auch keiner wagte. Im Gegenteil: Das sonnige Wetter und die milden Temperaturen lockten knapp 90 Laufbegeisterte zu dieser traditionellen Veranstaltung an den Gehrenberg. "Ich bin begeistert, wie groß der Anklang ist und wie viele Spitzenläufer in diesem Jahr mit dabei sind", sagt Organisator Herbert Eberhardt, als sich gegen halb zehn der Wanderparkplatz Vogelsang immer mehr füllt und man trotz bester Weitsicht den Überblick verlieren kann. "Angemeldet waren rund 65 Läufer, nun sind aber viel mehr gekommen", freut sich der frühere Langstreckenläufer aus Friedrichshafen. "Das ist ganz klar dem super Wetter zu verdanken."

Dennoch lagen einige "Stolpersteine" im Weg. Wo vor einem Jahr Neuschnee gefallen war, waren es in diesem Jahr die gefällten Baumriesen von Sturmtief "Burglind". Und so machte manch querliegender Baumriese die Strecke zwar nicht unpassierbar, lediglich ein klein wenig sportlicher. Früher als Trainingsstrecke der Häfler Langstreckenstaffel war diese Runde in den 1990er Jahren nur den Profisportlern und den ganz Hartgesottenen vorbehalten. "Damit sich aber eine Laufveranstaltung für alle ergab, haben wir daraus bald einen Jedermanns-Lauf gemacht", erklärt Eberhardt heute ganz ohne Wettkampf-Ambitionen.

Zufall oder abgesprochen? Karin Gutemann, Adelheid Myrzik und Annette Gutemann freuen sich über ihren Partnerlook.
Zufall oder abgesprochen? Karin Gutemann, Adelheid Myrzik und Annette Gutemann freuen sich über ihren Partnerlook. | Bild: Helga Stützenberger
Im Anmarsch zum Dreikönigslauf: Annette Gutemann (von links), Manu Knop und Karin Gutemann.
Im Anmarsch zum Dreikönigslauf: Annette Gutemann (von links), Manu Knop und Karin Gutemann. | Bild: Helga Stützenberger

Unter diesen Vorzeichen hat sich auch Marion Zorell zum ersten mal an den Berg gewagt. Seit August ist sie Sekretärin beim SÜDKURIER in Markdorf und seit Herbst ambitionierte Läuferin beim Mittwochslauftreff des Turnvereins Markdorf. "Aber über den Gehrenberg bin ich noch nie gelaufen", sagt sie kein bisschen außer Atem, nachdem der erste wirklich steile Stich bezwungen ist. "Manchmal ist es gut, nicht zu wissen, was einen erwartet." Sie hat gut lachen, läuft munter mit dem bunten Laufpulk mit. Wie lange die Strecke ist, kann sie nicht einschätzen: "Ich laufe einfach bis wir wieder unten sind."

Aber erst einmal oben am Scheitelpunkt angekommen, ist das Glück groß. Denn jetzt geht's nur noch bergab, und das geht fast von allein. "Das ist das Schöne am Berglauf", philosophiert Manfred von Schmidsfeld, "wenn man oben ist, hat man es eigentlich geschafft."

Richtig geschafft ist zurück am Parkplatz Vogelsang keiner dieser Gruppe. Denn mit zwölf Kilometern war dies zwar kein Pappenstiel, aber gut zu bewältigen. Die andere Läufergruppe indes, die mit den echten Spitzenläufern, die soll noch eine ganze Weile unterwegs sein. Denn mit 22 Kilometern hat es diese Distanz und das entsprechende Höhenprofil wahrlich in sich. "Die Spitzengruppe mit der Elite war mir heute tatsächlich zu schnell", räumt Willi Metzger, selbst Spitzenläufer bei den Linzgau Runnern, im Nachhinein ein. Manche ließen es sich also nicht nehmen, sich doch ein privates Wettrennen zu liefern. Und einige haben sich im komplexen Wanderwegnetz am Gehrenberg auch regelrecht verheddert. "Ein Guide für die unterschiedlichen Strecken wäre für die Ortsunkundigen gewiss sinnvoll", ist Metzger der Ansicht. Aber das ist auch alles, was noch verbesserungsfähig wäre bei dieser Laufveranstaltung.

Wo schnell gelaufen wird, fällt Dreck an. Die Laufklamotten sind schlammverspritzt. Joffrey Jannicke (Mitte) und Claudia Maier (rechts).
Wo schnell gelaufen wird, fällt Dreck an. Die Laufklamotten sind schlammverspritzt. Joffrey Jannicke (Mitte) und Claudia Maier (rechts). | Bild: Helga Stützenberger
Die Laufabordnung vom SÜDKURIER: Helga Stützenberger (links) und Marion Zorell mit Sportsfreund Louis.
Die Laufabordnung vom SÜDKURIER: Helga Stützenberger (links) und Marion Zorell mit Sportsfreund Louis. | Bild: Helga Stützenberger

"Dieses Jahr gab es am Gehrenbergturm zum Likör sogar Zopfbrot und Bredle", sagt Bernd Gutemann, der sich zum zweiten Mal an die Walking-Gruppe angehängt hat, als alle im Gasthaus Paradies um den Kachelofen sitzen und die unterschiedlichen Strecken noch einmal Revue passieren lassen. Da werden die Gesichter der Läufer nun doch lang und länger. "Das Catering auf der Laufstrecke muss unbedingt im nächsten Jahr optimiert werden", scherzt Tochter Annette Gutemann. Es hat also sogar der Gehrenberg noch Luft nach oben.

Können denn Brathähnchen, Pommes und Schnitzel im "Paradies" Sünde sein? Nach dem Dreikönigslauf eindeutig nicht.
Können denn Brathähnchen, Pommes und Schnitzel im "Paradies" Sünde sein? Nach dem Dreikönigslauf eindeutig nicht. | Bild: Helga Stützenberger