Herr Kessler, Sie sind in jüngster Jahresversammlung der Feuerwehr als neuer Kommandant der Abteilung Stadt gewählt und in jüngster Gemeinderatssitzung am Dienstagabend bestätigt worden. Aus welcher Motivation heraus haben Sie sich entschieden, dieses Amt von Patrick Krebs zu übernehmen?
Zum einen liegt mir das Ehrenamt am Herzen. Ich will mich der Aufgabe stellen, die Feuerwehr Markdorf voranzubringen. Ich war zuletzt fünf Jahre lang stellvertretender Jugendwart der Jugendfeuerwehr und wollte eine neue Aufgabe wahrnehmen.

Wann genau fiel die Entscheidung?
Ziemlich genau vor einem Jahr. Gesamtkommandant Daniel Kneule leitete einen Workshop, wie die Feuerwehr für die Zukunft strukturiert werden soll. Damals ging es auch um die Nachfolge von Patrick Krebs sowie um organisatorische Regelungen und die Verteilung von Aufgaben.
Welche allgemeinen und organisatorischen Aufgaben haben Sie als Abteilungskommandant? Nennen Sie Beispiele.
Allem voran steht die Aufgabe, die aktive Mannschaft und das Haus mit Fahrzeugen und Ausrüstung auf dem aktuellen Stand zu halten. Zum Beispiel die Umstellung auf Digitalfunk wird dieses Jahr auf alle Fälle kommen. Da sind technische Herausforderungen zu bewältigen.
Welche persönlichen Ziele haben Sie sich gesteckt?
Für mich ist die Kameradschaft ganz wichtig. Denn im Grunde sind wir nicht nur Feuerwehrangehörige, sondern auch wie eine große Familie. Deshalb will ich versuchen, die privaten Familien und die Feuerwehr so gut es geht zu vereinen. Das können zum Beispiel gemeinsame Treffen außerhalb des üblichen Feuerwehralltags sein.
Welche mittel- und langfristigen Ziele wollen Sie durch Ihr Mitwirken in der Feuerwehr Markdorf erreichen?
Da sind wir beim Thema. Wir müssen ganz klar unsere Einsatzbereitschaft halten. Wir sind zwar in der glücklichen Lage, dass wir die Tagesbereitschaft halten können, dennoch ist das eine ständige Daueraufgabe. Und um tagsüber größere Einsätze leisten zu können, wird die Zusammenarbeit auch mit benachbarten Feuerwehren und Abteilungen immer wichtiger. Ich denke da beispielsweise an den Brand einer Werkstatt in der Oberen Gallusstraße im August 2018. Oder an den Dachstuhlbrand eines Wohn- und Geschäftshauses in der Altstadt im September 2018. Bei solchen Lagen kann es auch mal notwendig sein, dass mehrere Feuerwehren zusammenarbeiten. Das ist Fakt.
Wann sind Sie in die Freiwillige Feuerwehr Markdorf eingetreten und wie kam es dazu?
Ich bin im April 2012 als Aktiver in die Feuerwehr Markdorf. Davor war ich von 2009 bis 2012 bei der Freiwilligen Feuerwehr Eriskirch. Ich war schon als Zehnjähriger im Rettungswesen, damals beim Jugend-Rot-Kreuz Bad Waldsee, ehe ich zur Feuerwehr wechselte. Mein Opa war Maschinist und Gerätewart bei der Feuerwehr Bad Waldsee, das hat mich fasziniert und begeistert. (lächelt) Opa hat mich sozusagen angesteckt.
Wie sieht es mit der Personalstärke der Abteilung Stadt aus – sprich ist das Anwerben von weiteren Freiwilligen ein Thema?
Derzeit sind wir 81 Aktive in der Abteilung Stadt. Natürlich sind wir froh um jeden Neuzugang. Die Türen stehen für alle Frauen und Männer offen.
Und wie ist es aus Ihrer Sicht um die Jugendfeuerwehr bestellt – lässt sich eine Quote benennen, wie viele von der Jugendfeuerwehr in die Reihen der Aktiven wechseln?
In der Jugendfeuerwehr sind wir in Markdorf echt stark. Aktuell sind es 28 Mitglieder, davon fünf Mädchen. Die Ausbildung der Jugend wird für alle drei Abteilungen in Markdorf wahrgenommen. Eine Quote, wie viele zu den Aktiven wechseln? Das lässt sich schwer sagen und ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. 2019 wechselten sieben zu den Aktiven, dieses Jahr waren es zwei.
Vervollständigen Sie den Satz: Aktiv in der Feuerwehr mitzuwirken macht Spaß, weil…
(lächelt) weil wir eine große Familie sind. Und weil es einem auch ein gutes Gefühl gibt, wenn man anderen helfen kann. Ob das nun ein Mülleimerbrand ist, der gelöscht werden muss... oder wenn man Menschen aus misslichen Lagen befreit.
Welches war Ihr bislang anstrengendster Einsatz?
Das war der Großbrand auf dem Hofgut Wiggenweiler im August 2013. Das große Problem war die abgeschiedene Lage und die schwierige Wasserversorgung. Zunächst mussten mehrere Tanklöschfahrzeuge pendeln, um die Brandbekämpfung aufrecht zu erhalten. Es mussten leistungsfähige Versorgungsleitungen aufgebaut werden, die Gesamtlänge der beiden Versorgungsleitungen war bei rund 4,5 Kilometern.

Und welcher Ihrer Einsätze war der kurioseste?
Das war im Juli 2017. Da wollte ein Fahrer mit einem Schaustellerfahrzeug zum Schlossseefest nach Salem. Aber das geladene große Karussell war so schwer, dass der Auflieger im Mini-Kreisel bei der Sparkasse hängen blieb. Der Fahrer konnte nicht mehr rangieren, da ging gar nichts mehr. Wir stellten Starkstrom zur Verfügung, damit das Hydrauliksystem des Aufliegers betrieben werden konnte. Die Schausteller haben den schweren Anhänger stückchenweise aufgebockt und dann wurden Bohlen unter die Räder gelegt, bevor‘s nach knapp zwei Stunden weitergehen konnte...