Die Sommerferien stehen bevor, und derzeit geht es etwas ruhiger zu in der Schulmensa am Bildungszentrum (BZM). Nicht so vor Markdorfs Discountern, die Mittag für Mittag einem Ansturm an Kindern und Jugendlichen standhalten müssen. An was liegt es, dass viele Schüler das Essen in der Mensa verweigern und den Discounter vorziehen?
Schüler gehen beim Discounter einkaufen
„Grundsätzlich dürfen die Unterstufenschüler das Schulgelände über die Mittagszeit gar nicht verlassen“, sagt Gymnasial-Schulleiterin Diana Amann, die sich sehr wohl dieser Thematik bewusst ist. Nichtsdestotrotz stehlen sich viele Schüler immer wieder davon, um in den nahe gelegenen Discountern ihr Mittagessen – oder was immer man sich darunter vorstellen muss – zu besorgen. „Wir kommen dagegen kaum an“, sagt Amann.

Ständige Kontrollen durch die Lehrer würde es zwar geben, aber oftmals genüge schon eine tief ins Gesicht gezogene Kapuze. „In der Oberstufen haben wir darauf ohnehin keinen Einfluss mehr“, ergänzt die Schulleiterin. Ob man Schüler dazu verpflichten könne, in der Mensa zu essen anstatt sich mit Fast Food vom Discounter zu versorgen? „Nein, wir sind lediglich eine teilgebundene Schule“, betont Diana Amann. „Bei einer Ganztagesschule geht das, aber nicht bei uns“, zieht sie den Vergleich etwa zur Bodenseeschule in Fischbach.

Lieber im Stehen essen
Ist der Grund, sich nicht mehr gemeinsam zum Essen niederzulassen auch ein gesellschaftliches Problem? „Ich kann nicht behaupten, dass es deutlich weniger Schüler werden, die bei uns in der Mensa regelmäßig zum Essen kommen“, sagt Günther Schatz, der in seinem 20. Jahr die Schulmensa, das „Bistrino“, betreibt.
Umgangsformen haben sich geändert
„Aber die Umgangsformen sind ganz klar andere geworden“, ergänzt der fast 60-Jährige. „Früher“, sagt er, „wurde noch zusammen am Tisch gegessen und die Schüler hatten noch Respekt vor den Erwachsenen.“ Das sei heute längst nicht mehr der Fall. Auch ihm ist bewusst, dass sich ganze Horden von Jugendlichen Mittag für Mittag an den Supermarktkassen in der näheren Umgebung drängen und sich wilde Schlachten liefern.

Sieht man einmal von den laut dröhnenden GBL-Boxes (vormals Ghettoblaster) an den Kassen und vor den Supermarkteingängen ab, wäre der Lärm und der Tumult durchaus schon genug. Die Angestellten der Discounter sehen‘s gelassener und behaupten, das sei hier jeden Mittag so; längst sei ihnen ein dickes Fell gewachsen.
Schulleiterin freut sich auf Zeit nach Umbau
Aber muss man erst ein dickes Fell bekommen, oder gibt es nicht einen Weg, gemeinsames Mittagessen, wenn schon nicht am Tisch, aber zumindest in der Gruppe auf dem Schulgelände wieder attraktiv zu machen? „Einerseits liegt es natürlich an den Räumlichkeiten unserer Mensa“, räumt Diana Amann ein.
Die Atmosphäre bedrückend und vergleichbar mit einer Industriekantine, die Möbel in die Jahre gekommen, und ach, der ganze düstere Raum. „Nach dem Umbau und der Vergrößerung haben wir hier ein ganz anderes Ambiente“, verspricht die Schulleiterin schon heute.
Bis im Herbst 2021 soll die Mensa dann in neuem Glanz erstrahlen und ein neues Konzept hinter dem gemeinsamen Essen stehen. Um die Zeit der Umbauphase zu überbrücken und dennoch für eine geregelte Mittagsmahlzeit zu sorgen, sollen mobile Foodtrucks auf dem Schulgelände platziert sein. „Ich könnte mir vorstellen, dass ein Pasta- oder Dönerwagen von den Schülern sehr gut angenommen wird“, sagt Amann.

Nachhaltigkeit und Regionalität
Günther Schatz bezieht nach eigenen Angaben sein Fleisch von einem ortsansässigen Metzger und kocht seine Gerichte täglich frisch. Freilich sieht auch er eine Entwicklung „weg vom Teller“. „Es ist nicht mehr cool, am Tisch und im Sitzen zu essen“, stellt er seit längerem fest. „Deshalb biete ich immer häufiger Hamburger, Hot Dogs und Pizza aus der Hand an.“ Selbstverständlich sei alles selbst gemacht.

„Künftig wollen wir durch Umweltprojekte auch auf gutes und nachhaltiges Essen aufmerksam machen“, sagt Schulleiterin Diana Amann. Gesetztes Ziel sei es, einen Umweltpreis an der Schule auszuloben. Dazu muss zunächst aber ein Umdenken in den Köpfen der Schüler stattfinden.
„Am Freitagnachmittag demonstrieren gegen den Klimawandel, aber sich keine Gedanken machen um die ganze Plastikverpackung vom Mittagessen aus dem Discounter, da passt was nicht zusammen“, resümiert Günther Schatz. Diana Amann ergänzt: „Es ist manchmal erschütternd, wie viele Plastikflaschen und Plastikverpackungen nach der Pause auf dem Schulhof liegen bleiben.“
Die Sanierung
Die Sanierung des Bildungszentrums Markdorf dauert rund drei Jahre, die Kosten sind mit rund 22 Millionen Euro veranschlagt. Die Baumaßnahme soll Ende 2021 abgeschlossen sein. Die Sanierung betrifft die Naturwissenschaftsräume sowie den Ganztagesbereich mit Küche, Aula und Caféteria. Laut Planung hat sich gezeigt, dass bei der Anzahl der täglich ausgegeben Essen enormes Potential vorhanden sei. Der landesweite Durchschnitt liegt bei rund 15 Prozent der Schüler, was bei rund 1800 Schülern und 150 Lehrern am BZM rund 300 Essen täglich entspricht. Aktuell werden täglich rund 70 Essen ausgegeben. Die heute wirtschaftlich übliche Art von Schulmensen stellt eine Verteilerküche mit Zukochmöglichkeiten dar.