Beim diesjährigen Neujahrsempfang der Stadt Markdorf am 7. Januar nahm Socialbit-Geschäftsführer Thomas Kekeisen noch eine Ehrung entgegen. Er und sein Team, kreative Entwickler von IT-Software und Apps für mobile Endgeräte, waren 2016 beim Landespreis für junge Unternehmen in Baden-Württemberg auf dem vierten Platz gelandet. Nur vier Tage später, am 11. Januar, musste der 27-Jährige beim Amtsgericht Konstanz Insolvenz anmelden. "Für uns kam das auch sehr überraschend, das war nicht absehbar gewesen", sagt Thomas Kekeisen im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Ende des vergangenen Jahres habe man bemerkt, dass der Wachstumsprozess des Unternehmens nicht mehr funktionieren würde. "Wir wollten zu schnell wachsen. Im Dezember haben wir alles versucht, um zu retten, was leider nicht mehr zu retten war", berichtet Kekeisen. Man habe über zuwenig Kapital und Kredite verfügt, um die Aufträge abwickeln zu können. Die Insolvenz anzumelden, sei kein leichter Schritt, aber die einzige Möglichkeit gewesen.
Kekeisen entwickelt Software seit er 13 Jahre alt ist, mit 21 Jahren hat er mit Andre Thum Socialbit gegründet. Von anfangs drei Mitarbeitern wurde das Start-Up-Unternehmen immer größer, zuletzt waren 17 Mitarbeiter angestellt. Zu den Kunden zählten unter anderem BMW, Mercedes-Benz, HSM oder Lillet. Auch mit regionalen und lokalen Unternehmen wurde zusammengearbeitet. Mit der Stadt wurde beispielsweise die Stadtfest-App und das Anmeldeportal für die Kinderferienspiele entwickelt. "Wir bedauern diese Entwicklung sehr, da wir nicht nur durch die vielfachen Auszeichnungen, die das junge Unternehmen erhielt, gespürt haben, welches Potential dem Team zur Verfügung stand, sondern weil wir auch selber in der Zusammenarbeit sehr gute Erfahrungen gemacht haben", so Bürgermeister Georg Riedmann.
Für das Unternehmen besteht laut der vorläufigen Insolvenzverwalterin Simone Kaldenbach keine Fortführungsaussicht. Viele der Mitarbeiter haben bereits neue Jobs gefunden, sodass eine Fertigstellung der laufenden Aufträge nicht möglich gewesen sei, sagt die Rechtsanwältin aus Friedrichshafen. "Die Entwickler sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt." Kaldenbach überprüft bei der Sachaufnahme die vorhandenen Vermögenswerte. Nun sei man bemüht, sogenannte "Auffanglösungen" für die Kunden zu finden und die Gläubiger zufrieden zustellen. Mögliche Gründe für die Insolvenz möchte Kaldenbach nicht nennen, sagt aber so viel: "Ich glaube nicht, dass die Unternehmer zu jung waren." Durch das schnelle Wachstum habe man sich vielleicht zu sehr auf das Programmieren konzentriert und den Aufbau anderer Strukturen vernachlässigt.
Dazu Thomas Kekeisen: "Wir haben meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Nur am Ende hat es nicht mehr gereicht." Die Räumlichkeiten in der Bergheimer Straße sind gekündigt. "Jetzt werden wir das alles ordentlich abwickeln und dann schauen wir, wie es weitergeht", gibt sich Kekeisen optimistisch. Seine berufliche Zukunft ist derzeit noch offen. Er kann sich aber gut vorstellen, wieder als Arbeitgeber tätig zu sein. Georg Riedmann wünscht dem Team für die Zukunft alles Gute: "Es besteht kaum ein Zweifel, dass alle Mitarbeiter auf dem Markt der Softwareentwicklung bald eine neue Aufgabe finden können."
Gute Nachrichten gibt es vom Verein "Toolbox". Diesen hatten die Macher von Socialbit gegründet, um dem technisch interessierten Nachwuchs einen Raum zu geben. "Diese Initiative hat einen wichtigen Pfeiler im Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene in unserer Stadt geschaffen", so Riedmann. Ab 1. März beziehen die Tüftler bei der Firma Intimus ein komplettes Haus. Das frühere Vorstandsgebäude steht leer und kann vom Verein genutzt werden. "Wir freuen uns sehr, dass wir helfen konnten und werden gemeinsame Projekte umsetzen", sagt Silke Wilhelm von Intimus.
Das Unternehmen
Socialbit GmbH wurde im Februar 2010 von den Geschäftsführern Thomas Kekeisen und Andre Thum in Markdorf gründet. Das Unternehmen beschäftigte zuletzt 17 Mitarbeiter, die Anwendungen für Smartphones, Facebook und Twitter entwickelten. Über 300 Projekte haben sie realisiert. 2014 zog das Unternehmen vom Gehrenberg-Center in größere Büroräume ins Industriegebiet Riedwiesen. Für den Nachwuchs wurde 2014 der Verein „Toolbox“ gegründet. Dieser ist in der Stadt sozial sehr engagiert und unterstützt mehrere Projekte. Socialbit erhielt zahlreiche Preise, unter anderem wurden das Team als "Kultur- und Kreativpiloten 2014" ausgezeichnet, im Oktober 2016 zählte man zu den Top 10 der jungen Unternehmen in Baden-Württemberg.