Am Tag, da das EU-Parlament ein Zeichen setzen wollte und den Klimanotstand ausrief, gingen in Markdorf erneut die Kritiker der aktuellen Klimapolitik auf die Straße: Die lokale „Parents for Future“-Gruppe und „Fridays for Future Bodensee“ hatten am Donnerstagabend zum Protestzug vom Sparkassenvorplatz bis zum Rathaus aufgerufen.

Protestzug durch Markdorf Video: Jörg Büsche

Die zweite Markdorfer Klimademo nach dem Auftakt am 19. September mit 1300 Teilnehmern war als Lichterzug geplant. Und erneut war es der örtlichen „Parents for Future“-Gruppe offenbar gelungen, Menschen aller Generationen zu mobilisieren.

490 Teilnehmer haben die Veranstalter gezählt.
490 Teilnehmer haben die Veranstalter gezählt. | Bild: Jörg Büsche

Insgesamt waren es rund 490 Teilnehmer beim Lichterzug, worüber sich die Veranstalter in Anbetracht der späten Uhrzeit und des schlechten Wetters hochzufrieden zeigten.

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„Klima-Paket“ statt „Klima-Päckchen“

Der Karton auf dem Sparkassenvorplatz zeigte bereits die Stoßrichtung des Abends. „Klima-Paket!“ prangte in großen Lettern darauf. Ein „richtiges“ Klimapaket sei nun dringlich, kein „Klima-Päckchen“, lautete die Forderung an Kanzlerin Angela Merkel.

Dietmar Mogwitz fordert das strikte Einhalten der 1,5-Grad-Grenze.
Dietmar Mogwitz fordert das strikte Einhalten der 1,5-Grad-Grenze. | Bild: Jörg Büsche

Und diese Botschaft aus Kartonage und farbigem Papier stand schon da, als sich die Protestzugteilnehmer allmählich einfanden. Manche hatten Lampen mitgebracht, andere Lampions wie für den Sankt-Martins-Umzug.

Barbara Bäder, Fritz und Nikola Löffler (von links) mit ihren Laternen beim Lichterzug.
Barbara Bäder, Fritz und Nikola Löffler (von links) mit ihren Laternen beim Lichterzug. | Bild: Jörg Büsche

„Wandel im Klimaschutz statt Klimawandel“

Ein paar Teilnehmer trugen Laternen mit Schriftzügen darauf. Zum Beispiel Barbara Bäder, bei der die Forderung „Wandel im Klimaschutz statt Klimawandel“ zu lesen war.

Sambagruppe sorgt für Stimmung Video: Jörg Büsche

„Parents for Future“ fordert, dass nun alles dafür getan wird, damit die maximale Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad begrenzt wird.

Redner machen Brisanz des Themas deutlich

„Wer sieht sich hier als Opfer des Klimawandels?“, fragte ein junger Mann auf dem Podium vor dem Sparkasseneingang. Die erwartete geringe Reaktion deutete er als Symptom. Kaum jemand nehme zur Kenntnis, dass die Klimakatastrophe bereits begonnen habe. Allein in der Bundesrepublik habe der Hitzesommer 2018 rund 5000 Todesopfer gefordert.

„Wir sind die Generation, auf die das Thema Klimawandel zukommt. Da muss man was tun.“ – Salome Nagel, 14 Jahre
„Wir sind die Generation, auf die das Thema Klimawandel zukommt. Da muss man was tun.“ – Salome Nagel, 14 Jahre | Bild: Jörg Büsche

Aktivisten wollen zum Handeln motivieren

Die Szenarien würden sich rasant verschlimmern, sobald die Permafrostböden aufgetaut und die Gletscher geschmolzen seien. Was sie bereits täten, wie sich in den Nachbarländern Österreich und Schweiz beobachten lasse, erklärte der Sprecher. Trotz zu erwartender Trinkwasserknappheiten, trotz Dürreperioden, sprach er gleichzeitig von Hoffnung. Vorausgesetzt, die Zweifler ließen sich überzeugen.

„Meine Eltern machen bei ‚Parents for Future‘ mit und ich will sie hier heute Abend unterstützen.“ – Ida ...
„Meine Eltern machen bei ‚Parents for Future‘ mit und ich will sie hier heute Abend unterstützen.“ – Ida Metzger, 13 Jahre | Bild: Jörg Büsche

Auch kritische Stimmen werden laut

Bei allem Applaus für solche Positionen wurden am Donnerstagabend aber auch Gegenstimmen und Vorbehalte laut. Susanne Felder aus Markdorf etwa störte die harsche Gut-Böse-Opposition, mit der eine „Fridays for Future Bodensee“-Aktivistin das Publikum fraktioniert hatte.

AfD-Kandidat Andreas Piekniewski spricht von „Instrumentalisierung von Kindern“

Noch lauteren Einspruch sollte es dann später am Rathausplatz geben: Dort wandte sich Andreas Piekniewski, Kandidat bei der Bürgermeisterwahl in Markdorf vor sechs Jahren und AfD-Kandidat bei der jüngsten Kreistagswahl, zunächst lautstark „gegen die Instrumentalisierung von Kindern“ für eine vermeintlich gute Sache.

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Kritik an Argumentation von Redner Markus Pfeil

Später stellte er die Stichhaltigkeit von Markus Pfeils Argumentation bei seiner Rede auf dem Rathauspodium infrage. Pfeil ist Hochschullehrer in Weingarten und Nachhaltigkeitsbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule.

Plädoyer zum konsequenten Verzicht auf CO2-Emissionen

Unter anderem hatte er auf der Bühne von wissenschaftlichen Beratungsmöglichkeiten in kommunalpolitischen Gremien berichtet. Mit guten, wissenschaftlich fundierten Gründen lasse sich der Klimawandel längst nicht mehr anzweifeln, betonte Pfeil. Einziger Weg, die Erderwärmung einzudämmen, sei der weltweite konsequente Verzicht auf CO2-Emissionen.

Am Vorabend des „Black Friday“ lautete eine Forderung der Demonstrierenden: Konsumverzicht.
Am Vorabend des „Black Friday“ lautete eine Forderung der Demonstrierenden: Konsumverzicht. | Bild: Jörg Büsche

„Parents for Future“ wollen „Rote Klimakarten“ in Berlin abgeben

Mehr Konsequenz in der deutschen Klimapolitik war dann auch die Hauptforderung seitens der Protestierenden. Zum Abschluss der Demonstration folgte der Aufruf, jene „Roten Klimakarten“ auszufüllen, die „Parents for Future“ öffentlichkeitswirksam in Berlin überreichen will, damit die Regierung ihre Klimaziele deutlich verschärft.

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