Am Tag, da das EU-Parlament ein Zeichen setzen wollte und den Klimanotstand ausrief, gingen in Markdorf erneut die Kritiker der aktuellen Klimapolitik auf die Straße: Die lokale „Parents for Future“-Gruppe und „Fridays for Future Bodensee“ hatten am Donnerstagabend zum Protestzug vom Sparkassenvorplatz bis zum Rathaus aufgerufen.
Die zweite Markdorfer Klimademo nach dem Auftakt am 19. September mit 1300 Teilnehmern war als Lichterzug geplant. Und erneut war es der örtlichen „Parents for Future“-Gruppe offenbar gelungen, Menschen aller Generationen zu mobilisieren.

Insgesamt waren es rund 490 Teilnehmer beim Lichterzug, worüber sich die Veranstalter in Anbetracht der späten Uhrzeit und des schlechten Wetters hochzufrieden zeigten.
„Klima-Paket“ statt „Klima-Päckchen“
Der Karton auf dem Sparkassenvorplatz zeigte bereits die Stoßrichtung des Abends. „Klima-Paket!“ prangte in großen Lettern darauf. Ein „richtiges“ Klimapaket sei nun dringlich, kein „Klima-Päckchen“, lautete die Forderung an Kanzlerin Angela Merkel.

Und diese Botschaft aus Kartonage und farbigem Papier stand schon da, als sich die Protestzugteilnehmer allmählich einfanden. Manche hatten Lampen mitgebracht, andere Lampions wie für den Sankt-Martins-Umzug.

„Wandel im Klimaschutz statt Klimawandel“
Ein paar Teilnehmer trugen Laternen mit Schriftzügen darauf. Zum Beispiel Barbara Bäder, bei der die Forderung „Wandel im Klimaschutz statt Klimawandel“ zu lesen war.
„Parents for Future“ fordert, dass nun alles dafür getan wird, damit die maximale Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad begrenzt wird.
Redner machen Brisanz des Themas deutlich
„Wer sieht sich hier als Opfer des Klimawandels?“, fragte ein junger Mann auf dem Podium vor dem Sparkasseneingang. Die erwartete geringe Reaktion deutete er als Symptom. Kaum jemand nehme zur Kenntnis, dass die Klimakatastrophe bereits begonnen habe. Allein in der Bundesrepublik habe der Hitzesommer 2018 rund 5000 Todesopfer gefordert.

Aktivisten wollen zum Handeln motivieren
Die Szenarien würden sich rasant verschlimmern, sobald die Permafrostböden aufgetaut und die Gletscher geschmolzen seien. Was sie bereits täten, wie sich in den Nachbarländern Österreich und Schweiz beobachten lasse, erklärte der Sprecher. Trotz zu erwartender Trinkwasserknappheiten, trotz Dürreperioden, sprach er gleichzeitig von Hoffnung. Vorausgesetzt, die Zweifler ließen sich überzeugen.

Auch kritische Stimmen werden laut
Bei allem Applaus für solche Positionen wurden am Donnerstagabend aber auch Gegenstimmen und Vorbehalte laut. Susanne Felder aus Markdorf etwa störte die harsche Gut-Böse-Opposition, mit der eine „Fridays for Future Bodensee“-Aktivistin das Publikum fraktioniert hatte.
AfD-Kandidat Andreas Piekniewski spricht von „Instrumentalisierung von Kindern“
Noch lauteren Einspruch sollte es dann später am Rathausplatz geben: Dort wandte sich Andreas Piekniewski, Kandidat bei der Bürgermeisterwahl in Markdorf vor sechs Jahren und AfD-Kandidat bei der jüngsten Kreistagswahl, zunächst lautstark „gegen die Instrumentalisierung von Kindern“ für eine vermeintlich gute Sache.
Kritik an Argumentation von Redner Markus Pfeil
Später stellte er die Stichhaltigkeit von Markus Pfeils Argumentation bei seiner Rede auf dem Rathauspodium infrage. Pfeil ist Hochschullehrer in Weingarten und Nachhaltigkeitsbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule.
Plädoyer zum konsequenten Verzicht auf CO2-Emissionen
Unter anderem hatte er auf der Bühne von wissenschaftlichen Beratungsmöglichkeiten in kommunalpolitischen Gremien berichtet. Mit guten, wissenschaftlich fundierten Gründen lasse sich der Klimawandel längst nicht mehr anzweifeln, betonte Pfeil. Einziger Weg, die Erderwärmung einzudämmen, sei der weltweite konsequente Verzicht auf CO2-Emissionen.

„Parents for Future“ wollen „Rote Klimakarten“ in Berlin abgeben
Mehr Konsequenz in der deutschen Klimapolitik war dann auch die Hauptforderung seitens der Protestierenden. Zum Abschluss der Demonstration folgte der Aufruf, jene „Roten Klimakarten“ auszufüllen, die „Parents for Future“ öffentlichkeitswirksam in Berlin überreichen will, damit die Regierung ihre Klimaziele deutlich verschärft.