Seit Beginn dieser Woche stehen die Gewerberäume im Erdgeschoss der Immobilie Am Stadtgraben 10 leer. Klaus Paschke ist mit seinem Modegeschäft "Instyle" in die Hauptstraße umgezogen. Zwei Häuser weiter steht bereits seit einem halben Jahr eine Ladenfläche leer. Mieterin war Sabine Holzherr-Tausendfreund, die ihr Dessousgeschäft "Mode Neher – Feine Wäsche" ebenfalls vom Stadtgraben in die Hauptstraße verlegt hat.
Schlechte Lage, wenig Laufkundschaft
Die beiden Geschäftstreibenden geben auf SÜDKURIER-Nachfrage dieselben Gründe für ihren Umzug an: schlechte Lage, wenig Laufkundschaft, alte Gebäude, hohe Mieten. "Die Lage war mal gut, ist es jetzt aber nicht mehr", sagt Klaus Paschke, der sein Geschäft elf Jahre lang am Stadtgraben betrieben hat. In seinen neuen Gewerberäumen zahle er im Vergleich zu vorher nur "einen Bruchteil mehr".

"Ich bereue es nicht, sondern freue mich jeden Tag, dass ich jetzt hier bin", so Klause Paschke über seine neuen Räume im ehemaligen italienischen Feinkostgeschäft der Familie Mancino. Im Altbau am Stadtgraben habe er keinen barrierefreien Zugang und eine niedrige Deckenhöhe gehabt, zudem keine automatischen Türen. Der Pachtvertrag sei offiziell bereits vor über einem Jahr abgelaufen. In der Folge gab es lange Diskussionen mit dem Vermieter. Eine Einigung kam nicht zustande.
Glücklich über Umzug
Ähnliches berichtet Sabine Holzherr-Tausenfreund. Ihre alten Räume seien nicht mehr zeitgemäß gewesen. "Dort hatte ich unterschiedliche Deckenhöhen, vor dem Haus drei Stufen, innen nochmal zwei", sagt die Unternehmerin, die über ihren Umzug ebenfalls glücklich ist: "Ich zahle hier dieselbe Miete, habe aber bloß ein Drittel der vorherigen Energiekosten."

Georg Seitz, Inhaber der Metzgerei Seitz, wünscht sich mehr Geschäfte, die sich durch ihre Kundschaft "gegenseitig befruchten". Dieser Wunsch eint die Händler am Stadtgraben. Seitz ist verärgert, dass die Kunden, die extra zu ihm kommen und dazu bei ihm im Innenhof parken, häufig einen Strafzettel bekämen. "Die waren zum letzten Mal bei mir", sagt er und weiter: "Das stimmt mich schon nachdenklich, ob wir noch richtig sind."
Droht dem Stadtgraben ein Geschäftesterben? Aus dem unternehmerischen Umfeld wird die Einschätzung bestätigt, dass die Laufkundschaft weiter abnehme. Allerdings sei nicht zu erwarten, dass in absehbarer Zeit weitere Geschäfte schließen werden. Die umliegenden Händler sind entweder Eigentümer der Immobilien oder verfügen über langfristige Mietverträge. Für die ehemalige "Instyle"-Ladenfläche gebe es laut Klaus Paschke bereits einen Nachfolger. Über die Zukunft der anderen Immobilie ist derzeit nichts bekannt.
