Markdorf – Sneakersocken, die nur knapp über die Laufschuhkante ragen, Tights, die auf 7/8 Beinhöhe enden. "Wir sind erst von Ägypten zurückgekommen, ich bin noch ganz auf sommerliche Temperaturen eingestellt", lacht Judith Pfau, die in diesem "luftigen" Outfit steckt. Aber den legendären Dreikönigslauf am Gehrenberg, nein, den dürfe sie natürlich nicht verpassen, ergänzt die ambitionierte Läuferin.
An diesem Dreikönigsmorgen herrschen am Wanderparkplatz Vogelsang gerade mal 10 Grad. Wohlgemerkt Minus-Grad! Der Himmel ist blitzblau, die Sonne knallt auf den klirrenden Schnee – endlich präsentiert sich die Linzgau-Landschaft als Winterwunderland. "Seit 26 Jahren bereits findet dieser Lauf an Dreikönig statt", erklärt Organisator Herbert Eberhardt von der ehemaligen Langstreckenstaffel Friedrichshafen. "Eigentlich war dies unsere ursprüngliche Trainingsstrecke über den Gehrenberg", sagt der einstige Staffelläufer. Und eigentlich sei das ganz zu Beginn eine Veranstaltung für echt Hartgesottene gewesen. Um aber das breite Publikum zu erreichen, wurde dieser Lauf vor vielen Jahren ausgeweitet zu einem Jedermanns-Lauf, der in Distanz, Höhenprofil und Anforderung jedem Sport- und Naturbegeisterten gerecht wird. Und scheinbar jedermann scheint an diesem Freitagmorgen bei dieser eisigen Rutschpartie mit von derselbigen zu sein, wenn es heißt, den unterschiedlichen Strecken von knapp 23, 18, 12 oder zehn Kilometern rennend, laufend, walkend oder einfach spazierend auf den Zahn, ergo den kalten Bergrücken zu fühlen.
Judith Pfau lacht. "Nein, mir ist überhaupt nicht kalt." Und dann erzählt sie unermüdlich bergan, dabei beschwingt durch die Schneeverwehungen hüpfend, von Ägypten, vom 23 Grad warmen Meer, von ihren Laufversuchen in der Wüste. Und leise rieselt der Schnee von Zeit zu Zeit in ihre Laufschuhe. "Eigentlich muss es sich genauso anfühlen, durch den Sand zu laufen, wie durch den Pulverschnee", mutmaßt Hanni Czopiak. "Und eigentlich müsste die gelaufene Strecke mindestens mit dem Faktor 1,5 multipliziert werden", ergänzt Albert Braig, der, wie auch alle anderen bei jedem Schritt durch den weißen Puder wieder einen halben Schritt zurück rutscht. Aber irgendwie ist es halt doch nicht so ganz dasselbe. Was nicht nur den etwas differenten Temperaturen geschuldet ist. Denn die gemeine Sanddüne ist in ihrer Höhe nicht zu vergleichen mit dem sehr gemeinen und sehr verschneiten Gehrenberg.
So strahlend wie die Sonne zeigen sich am Ende die rotwangigen Gesichter. Kalte Hände, kalte Füße? Klar doch, und auch Judith muss wohl zumindest für die nächsten Wochen von Sommer auf Winter umschwenken. Dagegen hat Claudia Hirtler und ihr ganzes Team vom "Paradies"in Möggenweiler ein probates Mittel. Tee, Kaffe, Bier, Hähnchen, Schnitzel, Kartoffelsalat. Denn längst ist der anschließende Hock in der Traditionswirtschaft fester Bestandteil dieser Laufveranstaltung.