Das Streichholz schon in der Hand und dann: drei, zwei, eins – Feuer frei! Für viele Markdorfer wird der Countdown für den Jahreswechsel wieder verbunden mit dem Kommando zum Startschuss der ersten Silvesterraketen sein. Für viele Familien mit jungen Kindern ist das Feuerwerk nahezu ein Muss, können es die Kleinen doch mitunter kaum erwarten, bis die ersten Böller geworfen werden.
Im Markdorfer Einzelhandel beobachtet allerdings, dass der Funke wohl noch nicht übergesprungen ist. Karin Sulger vom gleichnamigen Edeka-Markt sagt, dass der Verkauf schleppend anläuft. "Es ist noch sehr ruhig", berichtet sie und erkennt, dass die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr nachlässt. Interessant allerdings die Erkenntnis, in welche Richtung sich die Vorlieben der Kunden verlagern: "Wenn Leute ein Feuerwerk kaufen, dann sind es die Batterien", berichtet Sulger. Kein Wunder, denn diese bieten durch bloß einmaliges Anzünden eine verhältnismäßig lange Lichtershow am Himmel.
Marktchefin begrüßt Rückgang
"Ehrlich gesagt, bin auf einer Seite sogar froh, wenn das Zeug weniger gekauft wird", sagt die Seniorchefin des Edeka-Marktes. "Es wäre doch sinnvoll, wenn man das viele Geld für sinnvollere Dinge ausgeben würde oder es einfach spendet."
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Martin Scheerer. Der Pressesprecher der Markdorfer Feuerwehr brennt seit einigen Jahren kein "exzessives Feuerwerk" mehr ab. "Aus den unterschiedlichsten Gründen", wie er sagt. Zum einen durch die Erfahrungen, die er als Feuerwehrmann macht. "In den Minuten kurz vor oder nach dem Jahreswechsel sind wir natürlich immer wieder beschäftigt." Zum anderen aufgrund der Umwelt. "Was da jedes Jahr für ein Dunst über das Land zieht", schüttelt Scheerer den Kopf. Ein entscheidender Aspekt sind für ihn auch die Tiere, "die unter dem Krach leiden".
Grundsätzlich verboten wissen will Martin Scheerer das Feuerwerk an Silvester aber nicht: "Es ist uraltes Kulturgut, das für viele Menschen wichtig ist und es gibt grundsätzlich auch nichts dagegen einzuwenden." Aber nur, so lange mit Bedacht damit umgegangen wird. Man müsse sich vorher Gedanken machen, wo man das Feuerwerk abbrennt. Betrunkene sollten es komplett unterlassen, fordert Scheerer. Auch wer selbst gar nichts abfeuert, sollte beispielsweise brennbare Sachen vom Balkon wegräumen oder das Auto in die Garage stellen.
"Ich finde es sinnvoll, einfach die Hälfte der üblichen Menge zu kaufen und das dadurch ersparte Geld zu spenden", sagt Scheerer. Er selbst handhabe es so und spende jedes Jahr an den Verein Paulinchen, der Kinder mit Brandverletzungen unterstützt.
Äcker und Wälder sind tabu
Landwirtschaftsminister Peter Hauk richtet in einer Mitteilung eine Bitte an die Bürger. In Ortschaften würde Müll entfernt werden, auf landwirtschaftlichen Flächen bleibe dieser allerdings liegen. „Wenn Tiere die Wiesen abweiden, könnten diese die Abfälle aufnehmen", erklärt Hauk. Neben dem Leid für die Tiere sei dies mit einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden für die Landwirte verbunden. "Landwirtschaftliche Bereiche sollten für ein Feuerwerk gemieden werden", sagt der Minister. Gleiches gilt für Pferdeställe und Bereiche in Waldnähe. Auch private Tierhalter sollten ihre Vierbeiner nicht alleine lassen.
Klaus Schiele, der Hauptamtsleiter in Markdorf, nimmt die laufenden Diskussionen um die Notwendigkeit des Feuerwerks wahr. In Ballungsräumen wird der Sinn von Feuerwerken angesichts bestehender Probleme mit Feinstaub hinterfragt. "Wenn jeder einen Böller weniger wirft, wäre damit schon etwas erreicht", sagt Schiele. In Markdorf seien solche Überlegungen allerdings noch kein Thema. Schiele hofft darauf, dass niemand in der Nähe historischer Gebäude ein Feuerwerk anzündet.
Gebote und Verbote
Was ist erlaubt und was nicht? Und welche Dinge sollten schlicht beherzigt werden, um möglichen Gefahren aus dem Wege zu gehen. Der SÜDKURIER hat die wichtigsten Anhaltspunkte zusammengestellt, damit es in der Nacht zu Neujahr zu keinen bösen Überraschungen kommt.
- Böllern ist nur von 18 Uhr am Silvesterabend bis 7 Uhr am Neujahrstag erlaubt. Verboten ist das Knallen in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern sowie Kinder- und Altenheimen.
- Für den Zeitraum zwischen dem 2. Januar und dem 30. Dezember eines jeden Jahres besteht ein Zündverbot von Feuerwerk. Ein Verstoß könnte mit einem Bußgeld von bis zu 50 000 Euro geahndet.
- Nur Feuerwerkskörper mit BAM-Prüfnummer verwenden und keine selbst gebastelten Feuerwerkskörper. Unbedingt Gebrauchsanweisung der Hersteller genau beachten.
- Feuerwerkskörper gehören unter keinen Umständen in die Hände von Kindern. Sie müssen bereits im Vorfeld über die Gefahren von Feuerwerkskörpern aufgeklärt sein.
- Auf keinen Fall Feuerwerkskörper selbst herstellen oder illegal aus dem Ausland importieren. Auf das Prüfzeichen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung achten. Sollte es fehlen: Hände weg!
- Aus Rücksicht auf Tiere Feuerwerkskörper nicht in unmittelbarer Nähe von Ställen und Koppeln zünden.
- Niemals mit Raketen und Böllern auf Menschen, Tiere, Gebäude oder Autos zielen.
- Feuerwerk gehört nicht in die Hände von betrunkenen Menschen. Raketen und Knaller sind nur im Freien abzubrennen.
- Raketen sollten niemals aus der Hand, sondern immer aus standsicheren Rohren oder Flaschen in Kisten gezündet werden. Die Lenkstäbe dürfen nicht verkürzt oder entfernt werden. Zudem sollte stets die Windrichtung beachtet werden.
- Keine Blindgänger aufheben, sie könnten noch verspätet zünden. Höchste Explosionsgefahr besteht beim Trocknen oder Anwärmen von Blindgängern.
- Türen und Fenster stets geschlossen halten, damit sich keine Knaller in die Wohnung verirren.
- Brennbares Material von Balkon und Terrasse entfernen.
- Beim Nachhausekommen überprüfen, ob sich keine Knaller oder Raketen beispielsweise in eine offene Tasche oder in die Kapuze verirrt haben.
- Das Auto in die Garage stellen, sofern die Möglichkeit dazu besteht.
- Wenn doch etwas passieren sollte: umgehend die Notrufnummer 112 anrufen und Hilfe anfordern.