Christian Geßler und Nathalie Sauter haben sich einen Traum erfüllt. 2017 haben sie den Bauernhof von Geßlers`Großeltern in Stehlinsweiler übernommen und ihn zu einem Biolandhof ausgebaut. Das junge Paar betreibt diesen im Nebenerwerb – der 30-Jährige arbeitet als Entwicklungsingenieur, die 29-Jährige im Personalbereich. Christian Geßler hat in seiner Kindheit viel Zeit auf dem Hof verbracht, der nun eine Generation nicht bewirtschaftet wurde.
Aufbauphase nimmt Zeit in Anspruch
Sieben Hektar Äpfel, ein Hektar Steinobst, acht Hektar Wald, 200 Hühner, Gänse, Schafe und Laufenten gehören zu dem Hof. „Das nimmt in der jetzigen Aufbauphase viel Zeit in Anspruch“, erzählt Nathalie Sauter. So wurde unter anderem ein kleiner Hofladen aufgebaut, in dem sich Besucher gegen Bezahlung selbst bedienen können.

Hier werden täglich und rund um die Uhr frische Bioeier angeboten, Gemüse und Obst sowie eigen verarbeitete Produkte wie Apfelsaft, Marmelade und Schnaps. Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer sind jederzeit zu einem Stopp eingeladen, das Steinobst wie Zwetschgen, Mirabellen und Kirschen darf gerne selbst gepflückt werden.
Hühner und Hähnchen
„Wir bieten auch Hähnchen an“, sagt Christian Geßler. Die Hähnchen leben, wie auch die Legehühner, in vollmobiler Haltung. Das Paar legt besonderen Wert auf regionales Biofutter. Durch die langsam wachsenden Rassen und dem Leben auf der Wiese sei das Fleisch laut Christian Geßler nicht mit konventionell hergestellten Hähnchen vergleichbar.

Die Hühner haben Sommer wie Winter 24 Stunden die Möglichkeit auf Freilauf. Sie leben in einer Obstanlage, die ohne Pflanzenschutz bewirtschaftet wird. Des Weitern werden Weihnachtsbäume angebaut. Nach 12-jährigem Wachstum freuen sich die völlig chemiefreien Bäume auf ihr Dasein als Christbaum. Die Pflege der Bäume übernehmen die Schäfchen. Eine spezielle Rasse mäht das Gras um die Bäume und lässt gleichzeitig das Nadelholz unangetastet.

Neben der Landwirtschaft möchten sich die beiden nun mit der Vermietung von Ferienhäusern ein weiteres Standbein aufbauen und haben sich dabei über ein Alleinstellungsmerkmal Gedanken gemacht.
„Ich fand Tiny Houses schon immer cool und so ist die Idee entstanden, diese als Unterkunft bei uns anzubieten“, sagt Christian Geßler. Bei der Oberschwabenschau in Ravensburg lernten sie einen Hersteller kennen – ein junger Schreiner, der mit dem Bau von Tiny Houses ein Start-up-Unternehmen gegründet hat.

„In einer Zeit voller Hektik und Überfluss setzen wir auf minimalistisches Wohlfühlen“, sagt Nathalie Sauter. Entspannung und Erholung sollen in der idyllischen Umgebung an erster Stelle stehen. Seit Juni steht nun das erste Tiny House auf dem Grundstück, im August kam ein zweites hinzu. Ein drittes soll folgen.
Die Häuschen gibt es in zwei unterschiedlichen Größen. Eins ist 30 Quadratmeter groß und kann für bis zu 3 Personen, das zweite mit zusätzlichem Slide-Out Essbereich ist 36 Quadratmeter groß und kann für bis zu vier Personen gebucht werden.

Die freistehenden Ferienhäuschen aus ökologischer Bauweise wurden bezugsfertig geliefert, beim Aufbau und Verankerung haben Familie und Freunde geholfen, es wurden Kanäle verlegt und eine neue Kläranlage gebaut. Eine kleine Terrasse lädt zum Verweilen und Rehe beobachten ein, auf dem gemeinsamen Grillplätze können schöne Abende miteinander verbracht werden.

Mit kleinen Details wurden die Häuser liebevoll dekoriert und ausgestattet. Selbst getestet haben Sauter und Geßler die Tiny Houses noch nicht, dafür sei bislang keine Zeit gewesen. Allerdings haben Eltern und Geschwister schon darin übernachtet und es für gut empfanden. „Es bietet mehr Platz, als man auf den ersten Blick annimmt“, berichtet Sauter.

Generell könnte sich das Paar sogar durchaus vorstellen in einem Tiny House zu wohnen – die Fläche zwischen 30 und 40 Quadratmetern würde ausreichen, sind sie sich sicher.
„Damit könnten wir gut leben“, so Christian Geßler. Allerdings brauchen sie Büro und Abstellraum – und somit wäre das Tiny House dann doch keine Alternative. „Aber ich bin sicher, dass das eine immer beliebtere Wohnform für die Zukunft werden wird“, sagt der 30-Jährige.

Für Geßler und Sauter ist die Vermietung an Paare und Familien eine weitere Herausforderung, der sie sich stellen möchten. Mit der Nachfrage sind sie zufrieden, über Social-Media-Kanäle wie Facebook und Instagram möchten sie ihre Zielgruppe erreichen, die Internetseite wurde überarbeitet und aktualisiert.
Vorfreude auf den eigenen Urlaub
„Über die Sommerferien ist es kein Problem. Die Frage ist, wie läuft es in den Monaten, die weniger frequentiert werden“, so Nathalie Sauter. Das Ziel wird sein, eine Konstanz hinzubekommen. Und irgendwann freuen sich beide darauf, selber mal wieder Urlauber zu sein.
Informationen im Internet:
www.biolandhof-bodensee.de