"Zur Sicherheit", erklärt Christfried Schneider, als er das Schild mit der Aufschrift "Belegt" überreicht. Damit am Morgen nicht die Reinigungskraft hereinschneit.

In Empfang nehmen das Schild Annette und Bernd Roth. Das Ehepaar aus Bermatingen ist heute Nacht zu Gast in dem von Schneider und seinem Team entwickelten Meeresbummler.
Container zieht seit Juli Blicke auf sich

Es ist ein als Hotelzimmer umgebauter Schiffscontainer, den die Markdorfer Konrad Knoblauch GmbH im Juli an der Einmündung Schießstattweg und Zeppelinstraße aufstellte. "Gedacht ist er als Prototyp", erläutert Christfried Schneider.
Denn es sei eine Sache, einen Frachtcontainer als Wohnraum zu planen, aber eine ganz andere Sache, auch tatsächlich darin zu wohnen. "Im Moment sammeln wir noch Erfahrungen." Erfahrungen, die die Mitarbeiter der Konrad Knoblauch GmbH machen, wenn sie im Meeresbummler übernachten.

Die Roths arbeiten nicht in dem Ladenbau- und Design-Unternehmen an der Zeppelinstraße. Sie dürfen in den Meeresbummler, weil sie Losglück hatten. Für SÜDKURIER-Leser gab es von Knoblauch ein Übernachtungsangebot. "Ich hab davon gelesen – und fand's spannend", erklärt Annette Roth. "Wir haben schon öfter mit den Kindern Sommerurlaube im Mobilheim gemacht."

Erfahrung vom Sommerurlaub im Mobilheim
Von daher sei das Thema Wohnen auf engem Raum durchaus nicht neu für das Ehepaar. Wie es um den Komfort bestellt ist, wenn die Grundfläche noch kleiner ist als in den mobilen Architekturlösungen für den Campingplatz, das hat die Roths neugierig gemacht.

Der erste Eindruck zählt. Und den macht die Dusche. Gleich hinter dem knapp bemessenen Eingangsbereich, in dem nun das Belegt-Schild liegt, blickt der Containerbesucher in den Nassbereich. "Das erfüllt hier die für Hotels üblichen Standards", erläutert Christfried Schneider und zeigt auf die edlen Armaturen.
Sanitärzone ist gut ausgestattet
Nur um des Kontrasts willen seien die schwarz gehalten, "damit sie sich auf Fotos besser machen" – für den Hotelalltag werden Duschkopf und Brausehebel gegen die verchromten Variante ausgetauscht. "Was für ein Luxus!", war der erste Kommentar, der zu hören war. So geräumig, so gut ausgestattet begegnet die gesamte Sanitärzone im Meeresbummler.

"Gut und bequem", antwortet Annette Roth am nächsten Morgen auf die Frage, wie sie geschlafen habe. Das Bett – 1,50 mal 2,10 Meter – ließ keine Wünsche offen. Kein Schlingern oder Schaukeln, wenn sich der Partner dreht. Und Bernd Roth ergänzt: "Vom Straßenverkehr draußen hab' ich gar nichts gehört."

Beim üppigen Frühstück im Knoblauch'schen Büroladen-Café bilanzieren die Roths ihre Eindrücke. "Gemütlich", "behaglich" lauten die Kommentare des Bermatinger Paars. "Unseren Kindern hat's auch gefallen", berichtet Annette Roth. Ihre erwachsenen Zwillinge haben am Abend vorbeigeschaut.
Hotellösung für Geschäftsreisende
Dann sei es aber schon eng geworden. Kein Wunder, ist der Meeresbummler doch als Hotellösung für Geschäftsreisende gedacht. Dies sei das Konzept des Auftraggebers, hatte Christfried Schneider am Vorabend erläutert.
Er wird sich nach dem Frühstück noch Zeit nehmen, die Anregungen der Roths zu notieren. "Zum Beispiel einen weiteren Stuhl an der Arbeitsfläche", sagt Bernd Roth, "wenn man noch einmal seine Unterlagen durchgehen will." Oder seinen Eintrag ins Gästebuch schreibt, in dem "ganz viel Lob steht", erklärt Annette Roth, "auch von einem Paar, das hier seine Hochzeitsnacht verbracht hat".

Meeresbummler
Nach 16 Jahren Fahrt über die Weltmeere wurde der Frachtcontainer vom auch gastronomieerfahrenen Ladenbau- und Design-Unternehmen Konrad Knoblauch zu einem Wohncontainer umgebaut. Das hatte sich ein nicht genannter Hotelbetreiber für den modularen Einsatz in einer bundesdeutschen Großstadt gewünscht. Bei den Kunden von Konrad Knoblauch stößt der Meeresbummler auf großes Interesse. In Zeiten, in denen das Wohnen auf geringem Raum verstärkt diskutiert wird, finden alle neuen Konzepte stets Anklang.