Vorführeffekt: Alles steht bereit. Aber Leni mag heute nicht. Doch es hat durchaus seinen Grund, warum die rot-schwarz-braune Hauskatze selbst durch gutes Zureden nicht mehr in den Käfig mit den hölzernen Gitterstäben zu bewegen ist. Katze Leni war heute schon beim Tierarzt. Da will sie sich nicht erneut in eine vergitterte Box bewegen, egal ob es sich dabei um ein Transportbehältnis für den Weg zum Tierarzt oder um eine Falle wie diese handelt. "Lebendfallen" heißen sie. Sie sind für gewöhnlich aus Metall und fast immer viel kleiner als das Exemplar, das Annemarie und Reinhard Hendricks in ihrem Garten aufgestellt haben. Das Außergewöhnliche an dieser Katzenfalle ist ihre Elektronik. Die Klappe fällt nämlich nicht herab, weil sie per Nylonfaden entriegelt wird, sondern sie löst per Funk aus.
Katzen können gezielt ausgewählt werden
So können die Katzenschützer auswählen, welches Tier sie einfangen wollen und welche Katze die Falle wieder verlassen darf – nachdem sie sich an den darin ausgelegten Leckereien gütlich getan hat. "Wir gehen mit unserer Funkfalle auf Höfe, auf Brachen oder Schrebergartengelände, um dort verwilderte Katzen einzufangen." Das geschieht dann, wenn die Tiere dort im Elend leben, weil sie sich stark vermehrt haben, sich niemand um sie sorgt – und es überdies auch an Futter mangelt. Ziel der Tierschützer ist es, die ungebremste Vermehrung der verwilderten Katzen einzudämmen, da sie deren Elend immer nur weiter verschlimmert. Einzige Lösung ist die Kastration beim Tierarzt.
Auf Knopfdruck, ähnlich wie ein Garagentor
Reinhard Hendricks hat den Einfangvorgang mit den üblichen Katzenfallen beobachtet. Ihm fiel auf, dass das Fangen damit oft schwierig war, weil sich der Nylonfaden – aus einem Versteck gezogen – leicht verhakte. "Über Funk geht das viel besser", war sein Gedanke. Also konstruierte der pensionierte Raumfahrt-Ingenieur und passionierte Elektroniktüftler eine elektronisch auszulösende Katzenfalle. Die arbeitet auf Knopfdruck "ganz ähnlich wie ein Garagentor", erläutert Reinhard Hendricks.
Tierschutzverein fängt fünf, sechs Tiere pro Tag
Sie funktioniere außerdem auch als sogenannte Selbstfalle. Denn vom Funkmodus kann sie auf den Selbstauslösermodus per Lichtschranke umgestellt werden. Der ist solange sinnvoll, wie es beim Einfangen noch egal ist, welche Katze in die Falle gegangen ist. "Wir schaffen immer nur fünf, sechs Tiere an einem Tag", erklärt Annemarie Hendricks, Vorsitzende des Markdorfer Tierschutzvereins – fünf, sechs Katzen, die zum Tierarzt gebracht werden müssen, zur Untersuchung und Kastration. Häufig aber werden die Tierschützer zu Häusern gerufen, in denen weit mehr wilde Katzen leben. So zieht sich der Einsatz der Katzenfallen über mehrere Tage hin – und es ist irgendwann nötig, gezielt die noch unbehandelten Katzen auszuwählen. Daher wird in der ersten Phase der Selbstauslösermodus angewandt, späte die zielgerichtete Funkverbindung.
Katzenfalle wird auch in Kreta genutzt
In Tierschützerkreisen hat sich die Hendricks'sche Funk-Katzenfalle bereits einen Namen gemacht. "Ich habe schon welche für die Schweiz, für Kreta und für Wien gebaut", berichtet Reinhard Hendricks. Ständig kommen weitere Anfragen. Und die befreundeten Tierschutzvereine in der weiteren Region arbeiten ohnehin mit dem elektronischen Modell aus Markdorf.
Zur Person
Reinhard Hendricks wurde am 21. Juni 1951 im westfälischen Hamm geboren und besuchte dort auch die Schule. Nach dem Abitur studierte er in Hannover Elektrotechnik. Sein Studium schloss er als Diplom-Ingenieur ab. Anschließend trat er bei Dornier in Friedrichshafen ein. Seit 2013 ist er in Rente. Reinhard Hendricks ist verheiratet mit Annemarie Hendricks, der Vorsitzenden des Markdorfer Tierschutzvereins, und hat eine Tochter. Zu seinen Hobbys gehört neben dem Radfahren das Entwickeln elektronischer Geräte.