Am 21. Oktober ist Schluss im Hotel Bischofschloss. Die Vorbereitungen auf das Ende laufen schon. Im Internet wird das Inventar des Hotels zum Verkauf angeboten und kann vom 21. bis 28. Oktober abgeholt werden – aber bis dahin wird es noch genutzt: "Wir werden 110 Prozent geben, bis zum letzten Tag, dann wird sich alles weitere ergeben", sagt Geschäftsführer Bernd Reutemann, der mit seiner Schwester Gerda das Hotel betreibt.
Es sei jetzt müßig darüber zu diskutieren, wie oder durch wen es zu der Entscheidung kam, dass die Stadt das Schloss von Albert Weber kaufte, um hier ihr neues Rathaus einzurichten. "Wir wollten das Hotel in Zusammenarbeit mit Albert Weber noch weitere 20 Jahre betreiben", betont Bernd Reutemann. Die Stadt sei aber zum Verkauf der Minderheitsanteile (insbesondere Tiefgarage und Rittersaal) nicht bereit gewesen. Seine klare Aussage: "Für uns persönlich kam die Stadt als Vermieter nicht in Frage", sagt Bernd Reutemann, "jedoch wäre es sicherlich möglich gewesen, Betreiber zu finden".

Vertreter von weltweit agierenden Unternehmen wie Airbus, Rolls-Royce oder auch von Fluglinien seien zu Gast gewesen. Dies sei ja nicht nur ein Erfolg des Hotels, sondern auch für die Gesamtwertschöpfungskette in Markdorf, sagt der Hotelier. An die 30 000 Besucher pro Jahr seien durch das Hotel in die Stadt gekommen. Erst vor kurzem sei eine amerikanische Familie auf Europaurlaub hier gewesen. Ihre Stationen seien Salzburg-Wien-Markdorf gewesen, macht es Bernd Reutemann anschaulich. Natürlich gebe es noch andere Hotels in Markdorf, aber würden später solche internationalen Gäste Markdorf wahrnehmen? Auch in der Stadt sei das Hotel aktiv gewesen, etwa mit Aktionen wie "Open Hair", "Geblitzt in Markdorf" oder dem bekannten "Märchenwald" im Schlosshof.
Bernd Reutemann wehrt sich gegen Spekulationen, das Hotel Bischofschloss sei nicht rentabel zu betreiben gewesen. Bis zum Schluss werde das Hotel eine Auslastung von 75 Prozent im Jahresschnitt haben. 15 Jahre sei das Hotel gelaufen, mit Ausnahme des Weltkrisenjahres 2009, und eine siebenstellige Summe investiert worden. Das wäre mit einem unwirtschaftlichen Hotel nicht möglich gewesen. "Sieht man hier einen Instandsetzungsstau? Auch das ist nicht der Fall", meint Reutemann: "Auch die letzte Nacht ist schon lange ausgebucht." Wirtschaftlich gesehen sei der Auszug ein "Unsinn". Hier würden viele Werte, Abschreibung hin oder her, vernichtet. Sie würden versuchen, alles bewegliche Inventar zu verkaufen oder auch zu spenden, über die Bürgerhilfsgemeinschaft Jakab für ein Altenheim in Rumänien und an hiesige Kindergärten.
Aber es blieben ja Dinge zurück, die fest eingebaut und nicht einfach anderswo wieder verwendet werden können, wie Bäder, Klimaanlagen, Zwischenwände, Böden oder Kühlräume. Sobald das Hotel ausgezogen sei, seien diese praktisch wertlos. Am 17. September ab 12 Uhr gibt es beim Mittelaltermarkt stündliche Führungen im Bischofsschloss, wo das Hotel noch einmal für die Öffentlichkeit zugänglich ist und Erinnerungsstücke zum Verkauf stehen. Am 28. Oktober ist ein Flohmarkt für den Rest geplant.
Größten Respekt haben Gerda und Bernd Reutemann vor ihren 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sehr oft sei es ja so, dass sobald bekannt werde, dass ein Unternehmen schließe, die Abwanderung beginne, so Gerda Reutemann: "Die Leute brauchen ja das Einkommen." Im Hotel sei jedoch die Einstellung "bis zum Schluss das Ding zu rocken". Reutemanns führen dies auf ihre humanistische Unternehmensführung zurück. "Das ist der Lohn, die Menschen immer respektvoll behandelt zu haben", sagt Bernd Reutemann: "Wenn es hart auf hart kommt, zeigt sich Loyalität."
Die Standortsuche für ein neues Hotelprojekt laufe in der Region, berichtet Bernd Reutemann. Entstehen soll ein Tagungshotel mit mindestens 80 Zimmern. Dafür werde ein Grundstück mit 5000 Quadratmetern Fläche benötigt – "ohne Eidechsen und ohne Altlasten", so Bernd Reutemann. Irgendwo einsteigen wollen die beiden nicht: "Wenn, dann entwickeln wir es selber."
Informationen im Internet:www.bischofschloss.dewww.bischofschloss-onlineshop.deUnterschriften und Kosten
- Die Initiative: Gegen die Verlagerung des Rathauses in das Schloss wendet sich eine Bürgerinitiative mit der Petition "Ein Hotel im Bischofsschloss in Markdorf". Sie sieht in der Schließung des Hotels einen Verlust der Attraktivität und Kaufkraft der Stadt sowie negative Auswirkungen für die ansässige Wirtschaft, da eine Hotelalternative auf diesem Niveau fehle. Erhebliche Risiken sieht die Initiative insbesondere in den Kosten für den Umbau und befürchtet finanziell negative Auswirkungen für die Stadtentwicklung. 407 Bürger, davon 264 aus Markdorf, haben bis Dienstag unterschrieben.
- Die Kosten: Die Kosten für den Umbau des Schlosses zu einem Rathaus sind derzeit noch eine grobe Kostenschätzung. Die Stadt hat das Gebäude für 3,85 Millionen Euro gekauft. Der Umbau wird mit Kosten zu 11,8 Millionen Euro beziffert, mit einer Unschärfe von +/- 25 Prozent. Im besten Fall, wovon auch wegen der teils denkmalgeschützten Bausubstanz nicht auszugehen ist, also 8,85 Mio., im schlechtesten Fall 14,75 Mio., inklusive Kaufpreis dann also bis zu 18,6 Mio. Euro. Es ist aber davon auszugehen, dass die endgültigen Kosten eher noch höher ausfallen. Sanierung und Teilneubau des bestehenden Rathauses wurden auf 15,8 bis 18,6 Mio. Euro geschätzt.