Der Landrat hat Wort gehalten. Als Lothar Wölfle vor zwei Jahren die Schüler-Ingenieurs-Akademie (SIA) des Gymnasiums am Markdorfer Bildungszentrum (BZM) besuchte, da stellte er der den jungen Tüftlern der Roboter-AG einen Spendenzuschuss in Aussicht. Er versprach, zu jedem Spenden-Euro, den die Schüler für ihre Arbeit in der AG von Unternehmen oder Privatleuten einwerben, einen weitern Euro aus dem Etat des Bodensee-Kreises hinzuzugeben. Bis dahin war die SIA von der Südwestmetall finanziell unterstützt worden. Weitere Kooperationspartner sind die Duale Hochschulen Baden-Württemberg und der Markdorfer Standort von BorgWarner. Nun hat Uwe Hermanns, der Finanzdezernent des Kreises, Christian Heinzel, dem neuen Leiter der Roboter-AG sowie der SIA, einen Scheck über 11 000 Euro übergeben. Die 11 000 Euro an Spenden, die zuvor gesammelt wurden, stammten von Unternehmen wie ZF, MTU und Airbus, Mittelständlern aus der Region sowie von Privatpersonen.
"Wer möchte Weltmeister werden?", fragte Hermanns in die Runde. Im Raum saßen die "Bodensee-Haie", jene Schüler, die sich mit ihren Robotern im vergangenen Sommer bei der "Junior Soccer Leage" des Robo Cup-Leipzig den Weltmeister-Titel erspielt hatten. Neben einigen "Bodensee-Piranhas", den Vizeweltmeistern, waren auch etliche jüngere Schülerinnen und Schüler da. Nachwuchs-Tüftler der Roboter-AG , weitgehend aus den unteren Klassen, die das Programmieren und den Zusammenbau von Elektronik erst noch vertiefen. Und fast alle hoben die Hand. Selber einen Weltmeistertitel zu erringen, reizt offensichtlich. Gleichwohl betonte Hermanns, dass solche Titel nur "schön" seien, während das Wesentliche die Kenntnisse seien, die die Schüler aus ihrer Arbeit mit selbstfahrenden Robotern mitnehmen – "und das fürs Leben". Weshalb sich der Landkreis dies gerne etwas kosten lasse.
Zuvor hatte AG-Leiter Christian Heinzel erklärt, dass nur dank der Spendengelder elektronisches Arbeiten auf einem Niveau möglich sei, das den gewöhnlichen Schulunterricht weit überschreitet. In diesem Zusammenhang verwies er auf den großen Anteil, den Andrea Wodtko, Klaus Kümpel und Uwe Preuß, die drei ehrenamtlichen Betreuer der Schüler, am Erfolg der Roboter-AG haben. "Man muss sich die Elektronik regelrecht erärgern", scherzte Klaus Kümpel. Die empfindlichen Bauteile unterlägen doch einem hohen Verschleiß. Um so kostenintensiver macht dies das Experimentieren der Schüler. "Wirklich unbezahlbar sind aber nur die Erfahrungen, die die Schüler dabei sammeln", so Kümpel.
Und das keineswegs allein in technischer oder theoretischer Hinsicht. "Unser Miteinander hier in den Teams funktioniert einfach gut", sagt Roboter-AG-Teilnehmer Sven Fromme, 17, am Rande der feierlichen Scheck-Übergabe. Dass solche – durch ein SIA-Zeugnis zertifizierten – Erfahrungen gut ankommen bei potenziellen Arbeitgebern, dass weiß auch Kathrin Thenhaus, 15.
Die Roboter-AG und die SIA
Hervorgegangen ist die Schüler-Ingenieur-Akademie vor vier Jahren aus der von Physiklehrer Gerd Kästle gegründeten Roboter-AG. Deren Teams haben in den zurückliegenden sechs Jahren überaus erfolgreich an den deutschen Meisterschaften, aber auch auf drei Kontinenten an Weltmeisterschaften teilgenommen. Die Austragungsorte der Weltmeisterschaften waren etwa die Türkei, Mexiko, die Niederlande, Brasilien, China und in diesem Jahr Leipzig, wo der sechs Jahre lang ersehnte Titel endlich erkämpft worden ist. Seit einigen Jahren gibt es am Gymnasium des Markdorfer Bildungszentrums die Schüler-Ingenieurakademie, die SIA. Dort vertiefen vor allem Zehntklässler und Oberstufenschüler ihre Kenntnisse im Programmieren. Sie begegnen aber auch Materialkunde und dem kleinen Einmaleins des Projekt-Managements.