Es sind Auftritte wie jener beim Mittelstandsforum Bodensee in der Messe Friedrichshafen am 22. März, die Christian Heinzl liebt: Der umtriebige Unternehmer aus Bad Waldsee und Chef der Heinzl-Firmengruppe lauscht vor großer Kulisse zusammen mit Ex-Wirtschaftsminister Walter Döring den Worten des Stargasts Uli Hoeneß. Heinzl gibt sich gern als Macher und Netzwerker. Seit ein paar Jahren veranstaltet er Unternehmerforen und holt sich Prominenz auf die Bühnen: Der frühere Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war schon da, das SPD-Urgestein Franz Müntefering ebenso, jüngst in Friedrichshafen auch Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel und Wolfgang Bosbach (CDU).

Doch nun steht Christian Heinzl, Chef über neun Firmen und unter anderem in der Personalvermittlung tätig, in einem ganz anderen Rampenlicht: Der 40-Jährige wird sich im Juli vor Gericht verantworten müssen. Nach Justizangaben wird Christian Heinzl Steuerhinterziehung, Betrug mit Sozialversicherungsabgaben und Verstöße gegen Markenrechte vorgeworfen. Steuerfahnder haben Christian Heinzl schon länger im Visier: "Ein erstes Ermittlungsverfahren ist im Jahr 2011 eingeleitet worden, ein zweites 2013", sagt Karl-Josef Diehl, Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Ravensburg. Die Ermittlungen seien kompliziert gewesen und durch personelle Veränderungen innerhalb der Ermittlungsbehörden verzögert worden. Die zwei erhobenen Anklagen sind vor Gericht miteinander verbunden worden. Das Verfahren ist beim Schöffengericht des Amtsgerichts Ravensburg anhängig, das Hauptverfahren ist eröffnet. Im Juli soll es zum Prozess kommen.

"Der erste Verhandlungstag ist am 6. Juli", sagt Matthias Grewe, Direktor des Amtsgerichts Ravensburg auf Anfrage. Bis dahin gilt gegenüber Christian Heinzl, wie bei jedem Angeklagten, die Unschuldsvermutung. Fünf Verhandlungstage sind angesetzt. "Das Verfahren ist extrem umfangreich", sagt Grewe, "die Anzahl der Leitz-Ordner habe ich schon gar nicht mehr gezählt, das Zimmer der Kollegen ist ziemlich voll."

Von Christian Heinzl gibt es keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Gleiches gilt für Benjamin Strasser, Firmensprecher und FDP-Kreisvorsitzende sowie Bundestagskandidat auf dem aussichtsreichen achten Platz der Landesliste. Ernüchtert ist man bei der Messe Friedrichshafen, wo die Heinzl-Firmengruppe im Rahmen der IBO das Mittelstandsforum veranstaltet hat: "Wir haben zu diesem Zeitpunkt von den jetzt veröffentlichten Vorwürfen nichts gewusst“, sagt Messe-Sprecher Wolfgang Köhle.

Walter Döring jedenfalls war die längste Zeit Vorsitzender des Heinzl-Beirats: Er legte den Posten im Januar nieder, moderierte aber weiterhin die Heinzl-Foren. Von den Vorwürfen gegen Heinzl hat Döring nach eigenem Bekunden laut Stuttgarter Zeitung nichts gewusst.

Christian Heinzl trat in der Öffentlichkeit bislang gerne als Mäzen auf. "Schließlich ist es für Herrn Heinzl Ausdruck unternehmerischer Verantwortung, sich auch für die Gesellschaft sozial zu engagieren und einzubringen", sagte Firmensprecher Benjamin Strasser im Vorfeld des Mittelstandsforums Bodensee im März dem SÜDKURIER, dessen Leiter des Politikressorts eine Diskussionsrunde zur Bundestagswahl mit Parteienvertretern beim Mittelstandsforum in der Messe moderierte. Strasser sagte weiter: Viele unserer Mitarbeiter kommen aus Ungarn und Rumänien. Für unsere Firmengruppe ist es selbstverständlich, dass wir diese Regionen in besonderer Weise unterstützen und über die Markdorfer Bürgerhilfsgemeinschaft Jakab–Rumänienhilfe etwas an die Benachteiligten in diesen Ländern zurückgeben."

Zur Person

Christian Heinzl, 40, ist in Friedrichshafen geboren und in Wangen-Deuchtelried aufgewachsen. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann war bei Obi und Edeka beschäftigt, bevor er sich mit seiner Frau Petra selbstständig machte. Zusammen hat das Paar vier Kinder.

Die Heinzl-Firmengruppe mit Hauptsitz in Bad Waldsee umfasst nach Angaben von Geschäftsführer Christian Heinzl neun Firmen. Zum Kerngeschäft zählt Personalmanagement, Unternehmensberatung sowie Arbeitnehmerüberlassung. Zur Gruppe gehören auch Auslandsgesellschaften in der Schweiz und Rumänien sowie verschiedene Beteiligungen. Heinzl betreibt auch Niki’s Outlet-Box und Niki’s Lounge (Gastronomie) in Gaisbeuren, eine Werbeagentur, einen Brennholzhandel in Bad Waldsee, ein Gästehaus in Friedrichshafen, ihm gehört auch das Gasthaus Sonne in Reute. Die Gesamtzahl der Beschäftigten in der Region Oberschwaben/Bodensee gibt Heinzl mit "250 bis 500" an.

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