Ausnahmsweise trägt Kai Eichler keinen Helm. „Anzugserleichterung“, erklärt er, als er sich am Mittwoch für den ersten von 365 geplanten einstündigen Läufen in Feuerwehr-Schutzkleidung sein Base-Cap aufsetzt. Dann marschiert er los, von der Herberge im Industrieweg in Friedrichshafen bis nach Immenstaad, bei 32 Grad im Schatten. Der Applaus der Sozialarbeiter Andrea Dymarski und Thomas Wicker begleitet Eichlers ersten Schritte. Sie können es kaum fassen, was der Feuerwehrmann aus Immenstaad vorhat und wollen ihn unterstützen, wenn es um die Kontaktaufnahme mit anderen Einrichtungen geht.

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Kai Eichler will auffallen und angesprochen werden, wenn er in Schutzkleidung durch die Welt marschiert. Er will, dass die Leute ihn fragen, warum er das tut. Außerdem hofft er, mit möglichst vielen obdachlosen Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Lebensgeschichte zu erfahren.

365 Mal eine Stunde in Feuerwehr-Schutzkleidung

Denn ihnen, Menschen in Wohnungsnot, will er mit seinem aktuellen Projekt eine Stimme geben. Um auf die Situation von Menschen in Wohnungsnotlagen hinzuweisen, wird er täglich, so der Plan, jeweils etwa eine Stunde unterwegs sein – in Immenstaad, im Bodenseekreis, irgendwo in Deutschland. Sein Ziel ist es, das Projekt nach 365 Tagen in der Tee- und Wärmestube in Berlin-Neukölln zu beenden. Für diese Einrichtung sei er vor langer Zeit schon einmal gelaufen.

Seitdem Kai Eichler keine Weltrekordversuche mehr unternimmt, läuft er für den guten Zweck. Zuletzt war er 112 Tage in Folge jeweils eine Stunde in Schutzkleidung unterwegs, um das Kinderhospiz Amalie ins Bewusstsein seiner Mitmenschen zu tragen.

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„Es gibt immer mehr Armut und es kann keiner sagen, ‚mich kann die Obdachlosigkeit nicht treffen‘“, erklärt Kai Eichler: „Das geht manchmal schneller, als man denkt.“ Er betont, wie wichtig es sei, dass es für diese Fälle Hilfe gibt. Die Herberge in Friedrichshafen bietet diese Hilfe. Eichler sammelt selbst keine Spenden, wobei diese – Geld, Decken, Kleidung, Lebensmittel oder Hygieneartikel – dort immer willkommen sind. „Sollte ich irgendwann für ein paar Tage ausfallen, wird das einfach hinten angehängt“, verspricht der Feuerwehrmann. Und wer ihn kennt, weiß, dass er Wort hält.