Wer den Höhepunkt zum Schluss möchte, sollte den Immenstaader Krippenweg in der Pfarrkirche St. Jodokus beenden. Sechs Stationen befinden sich im Kirchenraum, vom ganz auf die heilige Familie konzentrierten Glasweihnachtsbild aus der alten Kirche über ein Christkind mit Leuchter und Goldgewand bis zur Krippe des Owinger Holzbildhauers Hans Georg Benz aus dem Jahr 2009. Dort lagern auf grünem Moos Hirten mit liebevoll geschnitzten Schafen, die Krippe steht in frisch aufgeschütteten Sägespänen.

„Wir wollten etwas Weihnachtliches anbieten, das für alle Altersgruppen geeignet und coronakonform ist“, sagt der katholische Pfarrer Matthias Schneider. Der Krippenweg zeigt in aller Ruhe Interpretationen der Weihnachtsgeschichte aus unterschiedlichen Zeiten, Gegenden und Traditionen. In der Kapelle St. Michael ist die alte Krippe von St. Jodokus malerisch zwischen heimischen Fichten und alpinen Felsformationen aufgebaut. Die Hirten tragen Filzhüte und musizieren auf Schalmeien und Dudelsäcken. Die Kastenkrippe im Chorraum der alten Kirche St. Jodokus stellt die Geburt in Bethlehem im tiefen Schnee einer Alpenlandschaft mit Tannen und Häusern wie aus dem Allgäu vor. Direkt darüber liegt das Jesuskind im Paradiesgärtchen, luftig bekleidet vor prächtigen Blüten.

Die „Böhmische Krippe“ der Familie Nosse, die in der Tourist Information zu sehen ist, entstand um 1924 im Kreis Trautenau in der Nähe des Riesengebirges. Sie verlegt die Geburt in ein böhmische Städtchen mit hübschen Giebeln und Zwiebentürmen vor einer Felsenlandschaft, die an die „Adersbacher Felsenstadt“ genannte Sandsteinformation im heutigen Tschechien erinnert.

Das Jesuskind ist selten ein Neugeborenes, am ehesten noch in der Krippe von Hans Georg Benz. Auch auf dem alten Kirchenfenster legt Maria schützend eine Hand auf ihr Baby. Doch meist liegt in Kleinkind im Stroh, gern mit blonden Locken. Bei der Nachbildung einer gotischen Krippe, die in der Tourist Information steht, sitzt das Kind wie ein kleiner Erwachsener auf dem Schoß seiner Mutter. Vor dem Altar von St. Jodokus liegt es mit segnend ausgebreiteten Armen und wachem Blick zwischen weißen Weihnachtssternen. Es braucht seine Familie nicht mehr. Statt dessen ist es umgeben von Engeln unterschiedlichsten Alters und Form, die auf einer Himmelsleiter, auf dem Altar oder in kleinen Gruppen beten und musizieren.

In seiner Vielfalt ist der Weg nicht nur eine gute Gelegenheit, auch bei Winterwetter spazieren zu gehen. Er ist auch eine Anregung, sich selbst ein Bild zu machen, vom Glauben im Lauf der Zeit und von einer rund 2000 Jahre alten Geschichte.