Mit dem Integrierten Technologie-Zentrum richtet sich Airbus in Immenstaad frühzeitig auf steigende technische Herausforderungen im Bereich seiner Raumfahrtaktivitäten aus. Herzstück des Gebäudes wird ein 2000 Quadratmeter großer Reinraum sein, der fast 20 Meter hoch ist. Darin sollen künftig mehrere Satelliten gleichzeitig und sogar solche mit einer Höhe von bis zu 16 Metern Höhe integriert werden können. Hinzu kommen 1000 Quadratmeter weitere Integrations- und Laborräume. Ein knappes Jahr nach dem ersten Spatenstich wurde jetzt Richtfest gefeiert. Rund 160 Menschen arbeiten gleichzeitig auf der Großbaustelle. Viele von ihnen feierten beim Richtfest in einem von zwei künftigen Kontrollzentren mit. Ab Sommer 2018 soll in dem Gebäude gearbeitet werden können.

Standortleiter Dietmar Pilz (rechts) und Polier Wilhelm Stehle warfen nach dem Richtspruch ihre Gläser vom Gerüst.
Standortleiter Dietmar Pilz (rechts) und Polier Wilhelm Stehle warfen nach dem Richtspruch ihre Gläser vom Gerüst. | Bild: Gisela Keller

Standortleiter Dietmar Pilz nannte den zukünftigen Reinraum "das Herzstück der künftigen Raumfahrtaktivitäten und das Herzstück der Zukunft des Airbus-Standortes am Bodensee". Hier solle mit Metop-SG die modernste Generation von Wettersatelliten entstehen, mit Sentinel-6 zwei Satelliten zur Erforschung von Meeresströmungen und Ozeantemperaturen für das europäische Umwelt- und Sicherheitsprogramm Copernicus und weitere Satelliten zur wissenschaftlichen Erkundung des Weltalls. Auch die Raumsonde Juice, die im Juni 2022 zu den Eismonden des Jupiter starten soll, um etwa ab 2030 neue Erkenntnisse und Bilder von dort zu liefern, soll im neuen Technologie-Zentrum gebaut werden.

Der Blick von Süden in den künftigen Reinraum des Integrierten Technologiezentrums macht die Dimension des Raumes deutlich.
Der Blick von Süden in den künftigen Reinraum des Integrierten Technologiezentrums macht die Dimension des Raumes deutlich. | Bild: Gisela Keller

"Es ist ein sehr komplexes Gebäude, wie es so noch nie gebaut wurde", erklärte Bauleiterin Birgit Heußner, die zusammen mit Bauleiter Wolfgang Arnold die Arbeit koordiniert. Unter anderem sei der Untergrund am Bodenseeufer eine große Herausforderung gewesen. Das Gebäude wurde auf mehreren hundert Betonsäulen errichtet, die sehr tief in den Untergrund reichen. Projektleiter Christopher Heß erklärt weitere Besonderheiten des Baus: So stehen unter einem Teil der Halle vier 130 Tonnen schwere seismische Blöcke entkoppelt vom Gebäude auf einem speziellen Dämpfungssystem. Zwischen diesen Blöcken und den ebenfalls viele Tonnen schweren Granittischen, auf denen hochpräzise optische Instrumente integriert werden, befindet sich ein weiteres Dämpfungssystem, das verhindert, dass Schwingungen des Untergrundes Messwerte verfälschen können. Auch das Lüftungssystem sei europaweit einmalig, erklärt Heß. Es soll ohne Trennwände Bereiche mit unterschiedlichen Reinheitsklassen ermöglichen – bis hin zur allerhöchsten Stufe.

Das Herzstück des Gebäudes, ein riesiger Reinraum mit modernster Technik, wird in dieser Halle entstehen.
Das Herzstück des Gebäudes, ein riesiger Reinraum mit modernster Technik, wird in dieser Halle entstehen. | Bild: Gisela Keller

 

Das Technologiezentrum

  • Das Gebäude ist 70 Meter lang, 60 Meter breit und 20,5 Meter hoch.
  • 12 800 Kubikmeter Beton (etwa 3000 Betonmischer-Füllungen) und etwa 1300 Tonnen Stahl zur Bewehrung wurden verbaut.
  • Die Lüftung im zentralen Reinraum soll pro Stunde 800 000 Kubikmeter Luft bewegen. Das entspricht dem Füllvolumen von etwa 95 Zeppelin NT.
  • In dem Bereich des Reinraums mit den höchsten Reinheitsanforderungen soll nur noch eine sehr begrenzte Zahl von Partikel zu finden sein. Alle Partikel, die es dort noch geben darf, sind kleiner als Bakterien und haben eine Größe, die nicht mehr als einem Hundertstel des Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht.