Veränderungen der Arbeitswelt und ihre Auswirkungen auf die soziale Sicherung im Alter, bei Pflegebedürftigkeit oder Erwerbsunfähigkeit waren die Themen, die Staatssekretär Karl-Josef Laumann bei einer öffentlichen Veranstaltung bei Airbus in Immenstaad ansprach. Zu der Veranstaltung hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Lothar Riebsamen Parteimitglieder eingeladen, außerdem Gewerkschaftler und Menschen, die im Bereich Pflege engagiert sind. Viele nutzten die Gelegenheit, im Anschluss an Laumanns Vortrag Fragen zu stellen.

Seit 1990 mache er Sozialpolitik, stellte sich Laumann vor. Unter anderem war er von 2005 bis 2010 Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen, seit 2014 ist er Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Patienten und Bevollmächtigter für Pflege. Seinem Vortrag stellte Laumann voraus: "Wir haben seit sieben Jahren Aufschwung und in Deutschland eine so hohe Zahl von Beschäftigten wie noch nie". Zum Wohl der Arbeitnehmer sei in Zukunft vor allem wichtig: "Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir eine Industrienation bleiben". Das soziale Sicherungssystem funktioniere in Deutschland nämlich nur so gut, weil es vor allem in der Industrie viele Arbeitsplätze mit überdurchschnittlicher Bezahlung gebe.

Die zunehmende Digitalisierung ändere die Arbeitswelt. Regelungen wie das Arbeitszeitgesetz würden von vielen in Frage gestellt. Vor allem die zunehmende Zahl von Kleinstselbstständigen wirke sich auf die soziale Sicherung aus: Schon heute seien 50 Prozent der Rentner, die Grundsicherung beziehen, frühere Selbstständige. "Wir müssen etwas dafür tun, dass Selbstständige etwas für ihre Alterssicherung tun", schloss Laumann daraus. Dabei verschwieg er nicht das Problem, dass es etwa für einen Kioskbesitzer schwierig sei, an einem mittleren Einkommen orientierte Sozialbeiträge zu zahlen. Es dürfe auch nicht passieren, dass jemand, der lange gearbeitet habe und krankheitsbedingt erwerbsunfähig werde, auf die Grundsicherung zurückfalle.

Zum Vorschlag eines Zuhörers, zur Finanzierung der sozialen Sicherung künftig Kapitalerträge höher zu besteuern, sagte Laumann: "Wenn jemand von seinem Kapital lebt, sollte er nicht weniger Steuern zahlen, als jemand, der sein Geld durch Arbeit verdient". Ob es im Wahlkampf einen Überbietungswettbewerb in Sozialfragen geben werde, fragte ein anderer. Das bejahte Laumann – am meisten würden die Populisten bieten. Er warnte vor deren Forderung nach einer Abschottung des Nationalstaates: "Damit sägen wir an dem Ast, auf dem wir sitzen. Ausbaden würden es die Arbeitnehmer". Ein Krankenpfleger im Publikum berichtete von sinkender Qualität und Personal-Notstand in der Pflege. "wir müssen uns in der Personalbemessung auch in Krankenhäusern an den Pflegestufen orientieren", lautete dazu der Lösungsansatz von Lothar Riebsamen.