Er ist ein Impfskeptiker der etwas anderen Art: Hellmut Urban verzichtete während der Corona-Pandemie schriftlich auf ein Intensivbett. Die Vereinbarung ist auch heute noch gültig, betont der 78-Jährige im Gespräch. Dabei zweifelt Urban weder die Existenz des Coronavirus an, noch die grundsätzliche Wirksamkeit von Immunisierungen – denn gegen Tetanus und FSME sei er beispielsweise geimpft.
„Ich habe einfach meine Vorbehalte, was den Corona-Impfstoff betrifft. Das ging mir alles viel zu schnell“, erklärt Urban. Weil er das Gesundheitssystem mit seiner Entscheidung nicht belasten wollte, ging der Senior aus Heiligenberg noch einen Schritt weiter und verzichtete auf eine Intensivbehandlung.
Entscheidung mit Konsequenzen
Mit seiner Entscheidung gegen die Impfung erlebte Hellmut Urban die vergangenen Jahre als große Herausforderung: Beinahe täglich diskutierte er mit Bekannten, Freunden und Familie über das Thema, Freundschaften zerbrachen, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wurde immer schwieriger.
„Während es in der Familie keine Probleme mit den verschiedenen Auffassungen rund um das Thema Corona-Impfung gab, war es für mich sehr schockierend, dass Freundschaften durch den Impfstatus beeinflusst wurden und teilweise daran kaputtgegangen sind“, erzählt der 78-Jährige und betont: „Das hat mir wehgetan.“

Abseits der menschlichen Ebene gab es auch im gesellschaftlichen Leben Herausforderungen für den ungeimpften Hellmut Urban. So musste der Senior aus Heiligenberg etwa fast jeden Tag an einer Teststation einen offiziellen Corona-Schnelltest machen. „Für jede Busfahrt musste ich mich testen. Das war wirklich umständlich“, blickt der Heiligenberger zurück.
„Ich wollte ja niemanden anstecken und habe Kontakte und Ansammlungen in den Hochphasen der Pandemie ohnehin gemieden.“Hellmut Urban
Doch der 78-Jährige war für die Test-Möglichkeit auch dankbar. So konnte er sich immerhin selbst kontrollieren. „Ich wollte ja niemanden anstecken und habe Kontakte und Ansammlungen in den Hochphasen der Pandemie ohnehin gemieden. Ich habe eine Eigenverantwortung gegenüber der Gesellschaft, dessen bin ich mir sehr bewusst.“
Deswegen habe Hellmut Urban als Ungeimpfter auch nie ein schlechtes Gewissen gehabt. Andersherum fühlte er sich jedoch nach einer Weile ausgegrenzt. Und unter Druck gesetzt. „Es wäre viel einfacher gewesen, wenn ich mich doch noch für die Impfung entschieden hätte“, gesteht der Senior.
Verzicht auf Intensivbett gilt immer noch
Umso glücklicher sei er, dass er es geschafft habe und sich selbst treu geblieben ist. Würde sich der Heiligenberger heute noch einmal gegen die Corona-Impfung und gegen ein Intensivbett entscheiden? „Auf jeden Fall! Die schriftliche Zusicherung gilt immer noch im Corona-Fall und ist so bei meinem Hausarzt hinterlegt.“
Senior infiziert sich im März 2022 mit Corona
Hellmut Urban will sich also auch heute nicht gegen Corona impfen lassen – und das, obwohl er sich im Frühjahr 2022 sogar einmal mit dem Virus infizierte. „Am 8. März war mein Test positiv, am 9. März bekam ich den Quarantänebescheid von der Gemeinde“, berichtet der Senior. Die Tage allein daheim waren für ihn schwierig.
Zwar versorgte ihn eine Nachbarin mit Lebensmitteln, doch Urban hatte Angst vor der Entwicklung der Krankheit. „Ich wusste nicht, wie ich es verkrafte. Immerhin wusste ich auch von schlimmen Verläufen in meinem Umkreis. Vielen ging es wirklich schlecht.“ Doch bis auf Fieber und typische Erkältungssymptome blieb der Verlauf bei Urban mild.
„Corona wurde nicht aus der Welt geschafft, trotz Aufwand und Kosten. Aber wir haben gelernt, damit zu leben.“Hellmut Urban
Am 11. März machte der 78-Jährige dann einen PCR-Test: negativ. Die Corona-Erkrankung habe er rückblickend gut überstanden. Und auch ansonsten fühlt sich Hellmut Urban momentan gut – seinem Alter entsprechend. „Ein paar Kleinigkeiten gibt es immer. Aber das ist normal“, sagt er und schmunzelt.
Besonders freut ihn, dass es nun quasi in allen Bereichen des öffentlichen Lebens keine Maskenpflicht mehr gibt. Die Gesichter und die Emotionen in diesen Gesichtern haben dem Senior in den vergangenen Jahren gefehlt.
Gesundheitssystem soll sich stetig weiterentwickeln
„Corona wurde ja nicht aus der Welt geschafft, trotz Aufwand und Kosten. Aber wir haben gelernt, damit zu leben“, sagt er. Für die Zukunft wünscht sich der 78-Jährige, dass sich das Gesundheitssystem stets weiterentwickelt. Und dass Gremien wie die Ständige Impfkommission (Stiko) auch künftig wissenschaftlich und unabhängig vom Staat arbeiten.