Wer bei den derzeitigen Temperaturen eine Wanderung plant, freut sich sicher über eine Tour, die etwas Schatten bietet. Und den gibt es bei der Wanderung zur Freundschaftshöhle in Heiligenberg, tolle Ausblicke auf den Linzgau und das fürstliche Schloss inklusive. Der Wanderweg war lange gesperrt, die Freundschaftshöhle nicht zugänglich. Jetzt ist die Route wieder offen und die Höhle bietet sich für eine Pause an. Klein ist sie zwar, doch nicht so klein, dass darin nicht sogar jemand wohnte: Der „Hüllelimann“ hatte sich hier vor dem Jahr 1700 einquartiert.
Start vom Parkplatz am Rathaus
Kommt man mit dem Auto, kann man an der Betenbrunner Straße beim Rathaus parken. Dann geht man am Sennhof und der Künstlergemeinschaft Allerart vorbei zum Postplatz mit der historischen Gerichtslinde. Weiter führt der Weg auf dem Gehsteig Richtung Salem und bald schon geht hinter dem früheren Hotel Heiligenberg rechts ab auf den Wanderweg.
Entlang der Hangkante des Molassefelsens führt der Weg zu einer Gabelung. Eine Gabel führt über Stufen hinab und scheint direkt auf der Straße zu münden. Dem ist aber nicht so. Bald schon knickt dieser Weg nach rechts ab und führt horizontal weiter. So kommt man zum Zugang der Freundschaftshöhle in einem Steilhang.

Gemeinde investiert in Sanierung
Der Blick von hier auf den Linzgau, Schloss Heiligenberg und den Bodensee hat schon vor über 100 Jahren zu Postkartenmotiven inspiriert. Auf einer solchen historischen Karte kann man auch sehen, dass schon damals eine Mauer als Absturzsicherung stand. Sie ist heute noch da, inzwischen aber verstärkt und auf der Höhlenseite mit einem Stahlgeländer versehen, das erst jüngst installiert wurde. Dafür mussten die Geländerteile mit einem Spezialkran über den steilen Abhang über der Höhle hinuntergelassen werden. 25.000 Euro hat die Gemeinde für die komplette Sanierung bezahlt. Das Gelände inklusive Höhle ist im Besitz des Hauses Fürstenberg.
Der Wanderweg zur Freundschaftshöhle

Wo der „Hüllelimann“ einmal gewohnt hat
Die Höhle selbst ist so hoch, dass man darin gut stehen kann. Eine Betonsäule stützt das Höhlendach, einige Fugen sind mit Zement geschlossen worden. Auch eine Sitzbank gibt es. Ein Loch in der Decke dient in früheren Zeiten als Rauchabzug. Denn hier lebte einst ein Bediensteter des Fürsten: Hans-Georg Sauter, den man in Heiligenberg auch „Hüllelimann“ nannte, was man mit „der Mann in der kleinen Höhle“ übersetzen könnte.
Um die Höhle wohnlich zu gestalten, wurden einige Änderungen vorgenommen. Das muss vor dem Jahr 1688 gewesen sein. Denn in diesem Jahr stellte Hans-Georg Sauter den Antrag, an einer anderen Stelle ein Häuschen errichten zu dürfen, weil der Fels bröckle und er oft große Schwierigkeiten habe, seine Höhlenwohnung zu erreichen. Vor allem im Winter. Wer den Weg heute geht, kann das nachvollziehen, zumal es damals noch keine Treppenstufen aus Beton gab.

Höhlenbewohner darf sich neue Behausung bauen
Hans-Georg Sauter erhielt die Erlaubnis, 20 Jahre später, und baute in unmittelbarer Nähe eine neue Hütte, wie die Quellen besagen. Wo diese Hütte stand, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Direkt am Steilhang wird sie wohl nicht gestanden haben – oder etwa doch? Im Jahr 1802 wird nämlich berichtet, dass die Hütte samt ihrer Bewohner bei der Schneeschmelze in die Tiefe zu rutschen drohte. So durften die Bewohner in der Röhrenbacher Straße in Heiligenberg eine neue Behausung bauen. Bei den Einheimischen soll diese noch lange „Hillele“ genannt worden sein.

Auch König Friedrich Wilhelm von Preußen genoss die Aussicht
Auch ein prominenter Gast besuchte einst die Höhle: König Friedrich Wilhelm von Preußen war vom Ausblick begeistert, für ihn war die Höhle „ein Stück vom Himmel“. Immer noch ist der Ausblick himmlisch, doch übernachten darf man hier nicht. Für den Heimweg gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder zurück und die Treppe hoch oder in die andere Richtung auf idyllischem Waldpfad und ordentlich Steigung bis zum Bellevue-Platz, der zum Friedwald gehört. Hier steht eine Panoramatafel des Fotografen Achim Mende, auf der die Region dargestellt ist. Dann geht es zurück zum Ausgangspunkt der Tour.