Es war eine Veranstaltung ohne Pomp, dafür mit viel Pepp, mit der rund 300 Gäste ihren langjährigen Bürgermeister Frank Amann in den Ruhestand verabschiedeten. Statt einem kalten Büffet gab es heiße Würstchen und statt den üblichen Verabschiedungsfloskeln viele Gefühle und auch die eine oder andere Träne. „So einen Anlass hatten wir in Heiligenberg schon lange nicht mehr“, stellte Bürgermeisterstellvertreter Michael Moser fest.

Groß war die Zahl der Bürgermeister, die gekommen waren, um beim Abschiedsfest ihres langjährigen Kollegen mit dabei zu sein. Auch unzählige Bürger wollten erleben, wie ihr Bürgermeister nach 24 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wird. Mit dabei waren ebenfalls die beiden Landtagsabgeordneten Martin Hahn (Grüne) und Martin Hoher (FDP) sowie Christian Erbprinz von Fürstenberg, der Bürger von Heiligenberg ist.

Laudator Alfred Rock hatte aus 24 Jahren Frank Amann eine ganze Menge zu erzählen. Von Akzeptanz, Wertschätzung gegenüber dem ...
Laudator Alfred Rock hatte aus 24 Jahren Frank Amann eine ganze Menge zu erzählen. Von Akzeptanz, Wertschätzung gegenüber dem Gemeinderat, vielen Diskussionen, schönen Begegnen und von Freundschaft. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Die Laudatio hielt der langjährige Bürgermeisterstellvertreter Alfred Rock, für den Amann im Laufe der Zeit zu einem guten Freund geworden ist. „Loslassen, das ist so eine Sache, von Gewohntem, Liebgewonnenem, gar nicht so einfach. Aber es ist kein trauriger Moment, dein Abschied. Du bist und bleibst ja unter uns“, stellte Rock fest. Bekanntlich wird Amann im Luftkurort bleiben und weiterhin ganz in der Nähe des Rathauses wohnen. Eine Sitzung des Gemeinderates wird er aber keinesfalls besuchen, wie er dem SÜDKURIER verraten hat.

Reinhold Schnelle, Bürgermeister von Neukirch, dufte die rote Laterne mit nach Hause nehmen.
Reinhold Schnelle, Bürgermeister von Neukirch, dufte die rote Laterne mit nach Hause nehmen. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

„Eine neue Ära beginnt in Heiligenberg“, so habe der Südkurier am 10. Mai 1999 nach Amanns erster Amtseinsetzung getitelt und habe „den Neuen“ zitiert mit den Worten: „Ich will, dass jeder Bürger in Heiligenberg stolz sein kann auf seine Gemeinde.“ Das sei nun ein sehr schöner Wunsch gewesen. In den 24 Jahren als Gemeindeoberhaupt habe Amann dafür gesorgt, dass der Wunsch wahr werde. Eine lange Liste hatte der Laudator zusammengestellt und die machte deutlich, dass sich Heiligenberg während der Amtszeit Amanns enorm entwickelt hat. Als Visionär habe er in 24 Jahren die Gemeinde geprägt, weiterentwickelt, modernisiert und ihr ein neues Gesicht gegeben. Die Gestaltung des Postplatzes, der Schulstraße und die Anlage der Parkplätze vor dem Sennhof, die heute nicht mehr wegzudenken seien.

Keine Langeweile kam mit dem Gemischen Chor Heiligenberg auf. Wird sich Frank Amann in Zukunft auch von Chorleiterin Maria Brommer ...
Keine Langeweile kam mit dem Gemischen Chor Heiligenberg auf. Wird sich Frank Amann in Zukunft auch von Chorleiterin Maria Brommer dirigieren lassen? | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Der Umbau der Hummelscheune zum gemeindlichen Festsaal, die Errichtung von AllerArt, ein Haus und eine Heimat für Künstler, und die Entscheidung über den Erhalt oder Abbruch des alten Schulhauses, die äußerst schwierig war, und letztendlich zum Umbau zur Pizzeria Da Pino führte.

Rock erinnerte auch an den Umbau des alten Rathauses zum Vereinshaus, den Erwerb des Areals des Hotels Post, den Erwerb und die Erschließung von Gelände zur Bebauung innerhalb aller Ortsteile und die komplette Umgestaltung des Freibadareals.

Weit über die Gemeindegrenzen hinaus sei Heiligenberg durch den Friedwald bekannt geworden. Rock: „Er zählte vor circa 20 Jahren zu den ersten in unserer Region und war somit eine mutige und weitsichtige Entscheidung.“

Bürgermeisterstellvertreter Michael Moser (rechts) überreichte an Frank und Carmen Amann (von links) das Foto des Schreibtisches aus dem ...
Bürgermeisterstellvertreter Michael Moser (rechts) überreichte an Frank und Carmen Amann (von links) das Foto des Schreibtisches aus dem Rathaus. Mehr ging nicht, denn der neue für Denis Lehmann ist noch nicht da, | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Ein ganz anderes Projekt zum Beginn deiner Amtszeit, das ihn unter seinen Kollegen im Kreis sehr bekannt gemacht habe, war der Bau des Geh – und Radweges vom heutigen Parkplatz in Heiligenberg hoch zum Sportplatz. Die Erfüllung des lange gehegten Wunsches der Einwohner sei aber von einem Zuschuss abhängig gewesen und der wiederum vom Verkehrsaufkommen auf der Betenbrunner Straße. Daraufhin habe Amann einen Aufruf im Gemeindeblatt veröffentlicht. „Achtung Verkehrszählung! Ich appelliere an alle Bürgerinnen und Bürger, am Sonntag, den 11. und Sonntag, den 18. Februar jeweils zwischen 13 und 16 Uhr mit ihrem Fahrzeug die Strecke vom Postplatz bis zum Sportplatz mehrmals zu fahren“, konnte man da lesen.

Offensichtlich nahmen die Bürger die Aufforderung ihres Bürgermeisters sehr ernst. Rock: „Die Verkehrszähler haben sich über das hohe Verkehrsaufkommen in der Betenbrunner Straße sehr gewundert. Der Landrat war von dem Aufruf nicht begeistert.“ Dennoch wurde der Radweg gebaut und erfreut seither großer Beliebtheit. Er soll demnächst in Richtung Wintersulgen erweitert werden, wie der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung unter Leitung von Frank Amann beschlossen hat.

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Termine vor 10 Uhr? Lieber nicht!

Was ihm nicht so sehr lag, das seien Termine gewesen, die vor 10 Uhr morgens stattfanden. Wenig begeistert war der Schultes auch, wenn man ihm Themen vorsetzte. So wie gleich in seiner zweiten Sitzung als neuer Bürgermeister, als einige Gemeinderäte den Antrag stellten, die unechte Teilortswahl auf den Prüfstand zu stellen. Wintersulgen sollte einen Gemeinderat weniger und Heiligenberg einen mehr zugeteilt bekommen. Die Diskussion sei sehr hitzig und temperamentvoll gewesen. Ergebnis dieser Auseinandersetzung war, dass die unechte Teilortswahl abgeschafft wurde.

Die „BBB-Band“ besteht aus Bürgermeistern des Bodenseekreises und hatte ihren ersten Auftritt.
Die „BBB-Band“ besteht aus Bürgermeistern des Bodenseekreises und hatte ihren ersten Auftritt. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Sowohl Landratsstellvertreter Christoph Keckeisen als auch Reinhold Schnell als Vertreter der Bürgermeister des Landkreises zeichneten ein Bild des Mannes, der ebenso im Kreistag viele Jahre Maßgebliches geleistet habe. Jahrzehnte war er im Besitz der „Roten Laterne“ des dienstältesten Bürgermeisters, die er jetzt an Reinhold Schnell übergeben konnte. Der erinnerte an eine Marotte des geschätzten Kollegen. Amann benutze noch immer einen mit der Hand beschriebenen Taschenkalender. Dekan Peter Nicola macht das auch und machte gerne den Vorteil publik: „Wenn der herunterfällt, dann hebe ich ihn einfach auf.“ Zusammen mit seinem evangelischen Kollegen Matthias Schmidt erinnerte er an die sehr gute Zusammenarbeit Ammans mit den Kirchen.

Keine Langeweile kam mit dem Gemischen Chor Heiligenberg auf. Wird sich Frank Amann in Zukunft auch von Chorleiterin Maria Brommer ...
Keine Langeweile kam mit dem Gemischen Chor Heiligenberg auf. Wird sich Frank Amann in Zukunft auch von Chorleiterin Maria Brommer dirigieren lassen? | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Doch was wäre Heiligenberg ohne die Vereine? Die hatten unter Federführung von Wolkenschieber-Präsident Markus Leppert ein ganz persönliches Video gedreht. Anstatt einer Ansprache gab es dieses als digitalen Dank an Amann. Und zusätzlich noch eine Büste des Bürgermeisters, die Rudi Matt extra gefertigt hatte. Da Amann in Zukunft wohl mehr Freizeit haben wird, wurde er von Maria Brommer mit ihrem Gemischten Chor gleich als Sänger aktiviert. Nicht vielen Menschen wird die Ehre zuteil, dass der Musikverein Wintersulgen für sie persönlich den Marsch „alte Kameraden“ spielt. Der ist eigentlich verdienten Musikern des Vereins vorenthalten. Für Frank Amann machte man eine Ausnahme. Ihren ersten Auftritt hatte die „BBB-Band“, hinter der sich zahlreiche musikalische Gemeindeoberhäupter des Bodenseekreises verbergen und die mit Denis Lehmann an der Trompete bereits Amanns Nachfolger integriert hat.

Zum Schluss gab es stehenden Applaus. Auch Christian Erbprinz zu Fürstenberg (Dritter von rechts) zollte Frank Amann seinen Respekt.
Zum Schluss gab es stehenden Applaus. Auch Christian Erbprinz zu Fürstenberg (Dritter von rechts) zollte Frank Amann seinen Respekt. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Der vielfach gelobte Frank Amann hatte eine Postkarte mitgebracht, die er an seinen Nachfolger weiterreichen wird. Darauf ist der kleine Tiger von Janosch abgebildet mit dem Spruch: „Mach bloß keinen Mist.“ Die Karte hatte er nach seiner ersten gewonnenen Wahl erhalten und es stand noch drauf: „Wünschen guten Anfang, geärgert haben wir uns genug.“ In seinem Schlusswort machte Amann deutlich, dass es für Bürgermeister immer schwieriger werde, weil die Anforderungen sich ständig ändern. Sein persönliches Fazit: „Vieles war gut, manches war sehr gut.“ Sehr gut war auf jeden Fall die Party mit „DJ Burgermaster“ Arman Eigner, dem Bürgermeister von Eriskirch und vielen Bilden aus 24 Jahren.