Schon in der Bürgerfragestunde bei der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte Jürgen Lohr nachgefragt, wie es mit dem Bau eines Mobilfunkmastes zwischen Hattenweiler und Neuhaus aussieht. Dort habe ein Landwirt eine Fläche neben seiner Biogasanlage in Aussicht gestellt. Lohr wohnt nur 200 Meter vom projektierten Standort weg und hat „ein schlechtes Gefühl“, wie er dem Gemeinderat darlegte. Er befürchtet, dass eine Funkantenne für das 5G-Netz gebaut werden soll „Das Thema ist noch nicht ausreichend ausdiskutiert. Kann man garantieren, dass das keine gesundheitlichen Auswirkungen hat?“, fragte Lohr, der auch eine Wertminderung seiner Immobilie befürchtet. „Ein Gittermast heißt nicht unbedingt 5G“, stellte Bürgermeister Frank Amann fest. Müsse man eine Abwägung zwischen Funkübertragung und Gesundheit treffen? Die Gemeinde wolle die Öffentlichkeit diskutieren lassen. Aber: „Einen Funkmast können wir nicht verhindern.“ Voraussetzung sei, dass ein Grundstückbesitzer einverstanden sei. Und da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, wie beim Tagesordnungspunkt „Errichtung einer Funkübertragungsstelle mit Stahlgittermast“ zu erfahren war. Der Gemeinderat musste darüber beraten und sollte das Einvernehmen erteilen. Doch daraus wurde nichts. Einstimmig lehnten die Volksvertreter das Baugesuch aktuell ab.
Empfang ist derzeit gegen Null
Nun ist es nicht so, dass man in Hattenweiler kein Mobilfunknetz möchte. Ganz im Gegenteil. Schon in der vorletzten Sitzung hatte ein Einwohner bemängelt, dass ein solches eigentlich gar nicht vorhanden ist. Der SÜDKURIER hat einen Test gemacht. Die Balken auf dem Smartphone, die die Feldstärke anzeigten, blieben bei Null oder ganz knapp darüber stehen. Müsste schnell ein Notruf abgesetzt werden, wäre das fatal. Die Gemeindeverwaltung hatte deshalb bereits im Herbst 2017 mit der Deutschen Telekom Kontakt aufgenommen, um die Situation zu verbessern. Erst im Jahr 2019 wurden die Gespräche dann konkret. Der vom Gemeinderat vorgeschlagene Standort auf dem Dorfgemeinschaftshaus wurde von der Telekom aus technischen Gründen abgelehnt. Im Juli vergangenen Jahres gab es dann einen Termin auf dem Gelände der Biogasanlage. Die Telekom favorisiert diesen Standort. Eine Entwurfsplanung sollte bis Ende Juli 2019 vorgelegt werden. „Dies ist jetzt im Herbst dieses Jahres erfolgt. Die Gründe für die Verzögerung sind uns nicht bekannt“, betonte Amann. Bereits im Januar hatte der Gemeinderat beschlossen, ein Mobilfunkkonzept zu beauftragen. Mittlerweile hat sich in Heiligenberg der Verein „Info 5G Heiligenberg“ gegründet. Dem geht es vor allem um die Aufklärung über gesundheitliche Folgen des neuen 5G-Standards.
Abstimmung mit Mast in Herdwangen-Schönach
Vorsitzender Heiko Moser-John meinte im Gespräch: „Uns ist klar, dass das Mobiltelefon aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken ist. Insofern unterstützen wir das Ziel eines moderaten Mobilfunknetzausbaus, wie es auch die Gemeinde Heiligenberg mit ihrem Mobilfunkvorsorgekonzept verfolgt.“ Man spreche sich für einen Dialog zwischen Gemeinde und Mobilfunkanbieter aus, um eine konstruktive Lösung zu finden. Ziel müsse es sein, eine möglichst maximale Netzabdeckung mit einem minimalen Gesundheitsrisiko zu bekommen. „Für Hattenweiler bedeutet das, dass ein Mobilfunkmast auf der Gemarkung ausreichen muss. Außerdem sollte dieser Mobilfunkmast möglichst mit dem Standort eines geplanten Masten auf der Gemarkung Herdwangen-Schönach korrespondieren“, so Moser-John. Abgelehnt würde aber eine Vielzahl von neuen Sendeanlagen, wie es die 5G-Technologie benötigen würde.
Ursprünglich fünf Standortvarianten
Der Gemeinderat hatte im Rahmen des noch nicht ganz fertiggestellten Mobilfunkkonzepts für Hattenweiler fünf Standortvarianten in Betracht gezogen. Die Grundstückseigentümer wurden abgefragt, ob sie Gelände zur Verfügung stellen würden. Zwei Grundstücksbesitzer lehnten ab. Bei drei Standorten gab es eine grundsätzliche Bereitschaft. Diese Standorte wurden dem Gutachter am 5. Oktober übermittelt, um sie mit den Standorten in Herdwangen-Schönach abzustimmen. Die Ergebnisse stehen noch aus.
Dorffrieden soll erhalten bleiben
Für Peter Apfelstädt (Bürgerliste) ist klar, dass man die Bürger vor einer übergroßen Strahlenbelastung schützen müsse. Michael Moser (CDU) war für eine Ablehnung. Er wollte das Gutachten abwarten. Burkhard Haus (Bürgerliste) ging es „um eine Wahl zwischen Pest und Cholera“. Klar sei, dass man mit dem Mobilfunkkonzept nichts verhindern wolle. Es ginge um die Abwägung zwischen Belastung und Risiko. Hubert Nadler, Ortsreferent in Hattenweiler, meint, dass „das Mobilfunkkonzept etwas Gutes bringt“. Man sei auf die Aussagen des Gutachters angewiesen. Wilfried Jerg (CDU) will „gemeinsam eine Lösung finden. An der scheint auch der Landwirt interessiert zu sein, dem das Grundstück gehört. „Er will den Dorffrieden wahren und bei Ablehnung durch die Bevölkerung seine Haltung zur Grundstücksüberlassung überdenken“, konnte Amann berichten. Offen ist, wie das Landratsamt über den Bauantrag entscheidet.