Ein Volksbegehren zum Artenschutz, initiiert von zwei Imkern aus dem Raum Stuttgart, ruft Widerstand von Landwirten auf den Plan. Der Gesetzesvorschlag beinhaltet unter anderem das Verbot von Pflanzenschutzmitteln sowie eine Ausweitung der Flächen für Bioanbau bis auf 50 Prozent aller genutzten landwirtschaftlichen Flächen.

„In dem Volksbegehren Pro Biene werden Sachen gefordert, die wir zum Teil schon erbringen“, erklärte Apfelbauer Erich Röhrenbach den zum Ortstermin erschienenen Vertretern der Verbände aus Obst-, Wein- und Hopfenanbau sowie CDU-Politikern.
Landwirte würden schon jetzt viel tun
Im Gegensatz zum bayerischen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ seien die Forderungen für Baden-Württemberg noch viel krasser, was zur Folge hätte, dass zahlreiche Betriebe ihr Tun einstellen müssten, sagte Röhrenbach. „Wir sind in Sachen Artenschutz und Vermehrung von Wildbienen schon seit vielen Jahren am Start“, betonte der Obstbauer.
Mehr Schaden als Nutzen?
„Breit wirkende Insektizide werden schon lange nicht mehr eingesetzt, nur noch spezielle Mittel gegen einzelne Schädlinge.“ Ein kompletter Verzicht würde allerdings mehr Schaden als Nutzen bringen. „Wenn die ganze Landschaft unbehandelt wäre, wären an den Weinreben hier keine Blätter und Trauben mehr.
Durch die entstehende Sporenbelastung von Pflanzenpilzen wolle auch kein Urlauber mehr herkommen“, malte Thomas Pfisterer, Hagnauer Winzer nach Demeter-Richtlinien, ein düsteres Bild. Im Weinbau würde man ohnehin schon länger auf den Einsatz von Insektiziden verzichten und stattdessen auf die Verwirrung durch natürliche Duftstoffe mit Pheromonen setzen oder mechanisch durch Paraffinspritzung Ungeziefer ersticken, hatte Röhrenbach eingangs erläutert.

Nebenerwerbslandwirt Markus Maier zeigte auf einer seit einem Jahr unbehandelten Apfelanlage die Auswirkungen, wenn gar nicht mehr gespritzt wird. „Ein deutlicher Pilzbefall in so kurzer Zeit“, meinte Maier. Dieser könne sich zudem auf Nachbaranlagen ausbreiten.
„Wir brauchen den Pflanzenschutz für essbares Obst und trinkbaren Wein“, fasste Hubert Lehle, Vorsitzender des Obstbaurings Überlingen, zusammen und fügte an: „Wenn die strengen Richtlinien des Volksbegehrens durchkommen, haben wir hier eine ökologische Spielwiese, aber dann können wir hier nicht mehr produzieren und die Ware kommt aus dem Ausland.“

Das Volksbegehren ginge zu hoch hinaus, der Markt und die Käufer seien gar nicht bereit, so viele Bioprodukte aufzunehmen, schon jetzt zahle der Markt die Preise für Bioprodukte nicht, ergänzte Röhrenbach.
Hier wurden bereits Erfolge erzielt
Agrarbiologin Kerstin Röser machte auf die bereits erzielten Erfolge durch das Aufstellen von Nisthilfen und Insektenhäusern sowie Blühstreifen an den Rändern der bewirtschaften Flächen aufmerksam. Viele verschieden Bienen-, Insekten- und Tierarten hätten sich erfolgreich angesiedelt. Sie forderte, mehr Erstmittel in die Forschung zu investieren, um unter anderem resistente Sorten zu entwickeln.
Volksbegehren
Darin wird gefordert
- 50 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2035
- 100 Prozent der im Eigentum des Landes stehenden landwirtschaftlich genutzte Flächen werden ökologisch bewirtschaftet
- Halbierung der Pestizidmenge bis 2025
- Kein Pestizideinsatz in Schutzgebieten
- Besserer Schutz des Biotopverbunds
- Bessere Bildung zu ökologischer Landwirtschaft und Naturschutz
- Monitoring und jährlicher öffentlicher Bericht zur Artenvielfalt
Kritisch äußern sich unter anderem:
Bioland, Ökologischer Anbauverband Baden-Württemberg, Hopfenpflanzerverband Tettnang, Winzerverein Hagnau, Marketinggesellschaft Obst vom Bodensee, verschiedene kirchliche Landorganisationen, Landrat Lothar Wölfle (CDU), Martin Hahn, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, die Landtagsabgeordneten der CDU: Raimund Haser, Winfried Mack, August Schuler und Klaus Burger