Gegen Ende von „Wetten, dass…?“ sind Sie etwas verloren auf der Bühne gestanden, warum?

Thomas Gottschalk hatte mich vergessen, ich bekam keinen Blumenstrauß von ihm (lacht). Den hat mir dann erst nach der Sendung jemand überreicht. Aber das kann ja mal passieren.

Was passiert direkt nach der Show?

Als die Sendung vorbei war, durften wir weiter auf der Bühne bleiben. In Lützerath gab es ein Public Viewing, dort war der WDR dabei. Die wollten direkt ein Interview mit mir haben. Deswegen habe ich mich auf die Show-Treppe gesetzt – dort, wo die Gäste rauskommen – und mit ihnen gesprochen. Und anschließend konnte ich zu meinen Leuten, meinem Fanclub, die auf mich gewartet haben.

Der frisch gebackene Wettkönig wird von einem seiner Begleiter umarmt und gefeiert.
Der frisch gebackene Wettkönig wird von einem seiner Begleiter umarmt und gefeiert. | Bild: Benjamin Schmidt

Stimmt, Sie kamen ins Foyer.

Mit meinem Blumenstrauß in der Hand bin ich direkt raus, um meine Leute reinzuholen. Dort wollten viele Menschen Selfies mit mir machen. Irgendwann haben mich zwei Freundinnen geschnappt – und hinter die Bühne gebracht.

Haben Sie Thomas Gottschalk nochmal getroffen?

Wir haben Backstage gefeiert – da war auch Thomas Gottschalk dabei. Wir haben mit ihm ein Foto gemacht, also mit Gottschalk, Eckardt Heukamp – das ist ein Landwirt aus Lützerath – und mir. Auf dem Banner stand “Lützi bleibt“.

Zum Ende von „Wetten, dass...?“ bekamen viele Gäste einen Blumenstrauß von Thomas Gottschalk überreicht. Marten Reiß gehörte ...
Zum Ende von „Wetten, dass...?“ bekamen viele Gäste einen Blumenstrauß von Thomas Gottschalk überreicht. Marten Reiß gehörte nicht dazu. | Bild: Philipp von Ditfurth

Und dann haben Sie gefeiert.

Richtig. Wir haben getrunken und getanzt. Die Fans der anderen Wettkandidaten waren auch mit dabei. Insgesamt waren gut 300 Leute auf der Party. Viele waren auch Mitarbeiter vom ZDF.

Und wie lange ging die Party?

Puh, das weiß ich gar nicht mehr. Irgendwann sind wir dann mit unserem Kleinbus ins Hotel gefahren.

In welchem Hotel waren Sie denn?

Ich und einige Begleitpersonen waren im Ringhotel Krone in Schnetzenhausen, der Fanclub war in einer nahe gelegenen Ferienwohnung. Dort haben wir weitergefeiert. Und irgendwann sind wir ins Bett gefallen.

Was war Ihr erster Gedanke am nächsten Morgen?

Es war noch immer total unwirklich. Wir haben nur wenig geschlafen, maximal eine Stunde. Der Großteil von uns ist dann mit dem Kleinbus wieder nach Lützerath gefahren.

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Und dann ging der Presserummel los?

Als wir am Abend ankamen, wurden wir zunächst mit Feuerwerk und Jubel am Ortseingang begrüßt. Aber dann war ich wirklich durch – und bin ins Bett gegangen.

Dann war ja schon Montag. Auf dem Handy hatten Sie bestimmt schon tausend Nachrichten?

So ungefähr. Es gab sehr viele Presseanfragen. Deswegen habe ich mir Hilfe geholt im Team von „Lützi bleibt“. Dann haben wir uns zusammengesetzt, die Mailbox abgehört – und Termine geplant.

Mussten Sie gar nicht arbeiten?

Ich bin seit diesem Jahr selbstständig. Deswegen kann ich mir die Zeit nehmen.

Was ist das für ein Gefühl, plötzlich in der Öffentlichkeit zu stehen?

Es ist ein bisschen merkwürdig. Ich habe mich bislang davor gedrückt, im Mittelpunkt zu stehen. Aber es war ja eine bewusste Entscheidung: Ich springe ins kalte Wasser. Und mir geht‘s gut damit.

Ganz ehrlich: Ich wäre panisch, wenn ich ohne Medienerfahrung vor ein Millionenpublikum bei „Wetten, dass…?“ auf die Bühne müsste – und auch noch etwas vorführen. Wie schläft man am Abend davor?

Sehr schlecht. Aber als ich auf der Bühne stand, habe ich so viele Energiereserven mobilisiert, dass es mir relativ gut ging.

Wo ist denn der Backstage-Bereich bei „Wetten, dass…?“

Direkt hinter der Bühne. Dort sind vor allem viel Technik, Scheinwerfer und Stahlgerüste.

Marten Reiß während der Show: Er erkannte unter tausenden Fingerabdrücken einen, der ausgetauscht worden war.
Marten Reiß während der Show: Er erkannte unter tausenden Fingerabdrücken einen, der ausgetauscht worden war. | Bild: Philipp von Ditfurth / dpa

Haben Sie auch Stars wie Robbie Williams getroffen?

Als ich von meinem Sitz aufstand, um auf die Bühne zu gehen, habe ich festgestellt, dass da John Malkovich saß. Ansonsten habe ich nur die anderen Kandidatinnen getroffen.

Das heißt, die anderen Stars waren woanders?

Allzu weit weg waren sie sicherlich nicht, sie mussten ja auch in die Maske. Aber manchmal laufe ich auch mit Scheuklappen durch die Gegend, vielleicht bin ich auch an jemanden vorbeigelaufen.

Als Wettkönig haben Sie ja 50.000 Euro gewonnen. Hat das ZDF das Geld schon überwiesen?

Also gestern Abend haben wir mal das Konto geprüft. Da war es noch nicht drauf. Aber wir sind zuversichtlich, dass der Gewinn kommt (lacht).

Und was machen Sie nun damit?

Es gibt drei konkrete Ideen. Einmal gibt es einen gemeinnützigen Verein, der den Erhalt von Lützerath unterstützt. Andererseits gibt es eine Genossenschaft, die in Lützerath Grundstücke erwirbt, damit RWE sie nicht kaufen und roden kann. Die dritte Idee war es, eine Flüchtlingsorganisation zu unterstützen. Viele Menschen in Lützerath finden es wichtig, auch Geflüchtete zu unterstützen.

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Weil die Klimakrise zu Flucht und Vertreibung führt?

Richtig.

Und was steht als Nächstes an?

Heute Abend fahre ich nach Köln und bin live bei „Stern TV“.

Sind Sie aufgeregt oder schon längst ein Medienprofi?

Ach, das wird ein entspanntes Zwiegespräch. Die Aufregung bei „Wetten, dass…?“ war schlimmer.

Was war denn Ihr letzter Gedanke, bevor Sie damals auf die Bühne sind?

Augen zu und durch.