Suchend gehen an einem Samstag Familien ums Schulgebäude des Karl-Maybach-Gymnasiums (KMG). Sie erkunden die Umgebung, wollen wissen, wie die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist. Denn die Schulwahl steht an.

Hartmut Grünert hat vor allem das Alter seines Sohnes im Fokus seiner Grübelei: „Er ist jetzt schon überall der Jüngste. Wenn er jetzt G8 besucht, wird sich das fortsetzen.“ Obendrein frage er sich, wie stressig es werde, das Gymnasium in acht Jahren zu absolvieren.

Hartmut Grünert aus Immenstaad wägt für seinen Sohn Faktoren wie Alter und Stress ab.
Hartmut Grünert aus Immenstaad wägt für seinen Sohn Faktoren wie Alter und Stress ab. | Bild: Lena Reiner

„Ich habe einen Bekannten, der hat zwei Jungs durchgebracht; er meinte, das sei kein besonderer Stress.“ Gleichzeitig wolle er auch nicht, dass sich sein Sohn später im Unterricht langweile. „In Markdorf haben sie aber auch betont, dass G9 vom Stoff nicht etwa leichter sei. Es gibt nur eben die elfte Klasse, um Themen noch mal zu vertiefen.“

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Zum Zeitpunkt des Gesprächs wartet Grünert im Hof des Karl-Maybach-Gymnasiums auf den Beginn einer Führung in einer Kleingruppe, um weitere Detailfragen klären zu können.

Das Karl-Maybach-Gymnasium in Friedrichshafen.
Das Karl-Maybach-Gymnasium in Friedrichshafen. | Bild: Lena Reiner

„Als ich jung war, gab es das alles nicht“, betont er. In seinem Heimatort habe es ein Gymnasium gegeben, da habe man gar nicht überlegen müssen. Hier und heute würden die Schulen regelrecht um Schüler werben: „Das fühlt sich teilweise sehr nach Marketingveranstaltung an.“ Das mache die Entscheidung zusätzlich kompliziert.

Familien schätzen Infoangebot bei Führungen

Siana Gärtner geht nach dem Wohlfühlfaktor im Gebäude. „Hier sind die Flure schön hell, wenn man reingeht“, sagt die Viertklässlerin. Daher wolle sie sich für das KMG entscheiden. Ihre Mutter Tatjana Gärtner blickt auf andere Faktoren. „Wir haben geschaut, wo ihre Stärken am besten gefördert werden können“, erklärt sie – und dass die Führung in einer Kleingruppe sehr hilfreich gewesen sei: „Da konnten wir uns noch mal einen viel besseren Eindruck machen und viele Fragen stellen.“

Stephanie Schwarzkopf gehört ebenfalls zu den Wartenden. „Heute geht‘s drum, dass ihr Vater auch mal dabei ist“, erklärt sie, während dieser mit der Tochter das Gelände inspiziert. Die Entscheidung wollen sie letztlich alle zusammen treffen.

Familie Neuwirth ist schon einen Schritt weiter. Der bilinguale Zug am Karl-Maybach-Gymnasium hat sie überzeugt. Bettina Neuwirth sagt: „Wir haben die inhaltlichen Schwerpunkte der Gymnasien verglichen. Da wir beide zwar aus der Gegend sind, aber in Tettnang zur Schule gegangen sind, haben wir selbst keine Erfahrungswerte mit den Schulen.“ Tochter Elisabeth sieht dem Wechsel auf die weiterführende Schule entspannt entgegen: „Mir gefällt auch das Bilinguale. Einleben muss und werde ich mich sowieso an einer neuen Schule.“

Eltern stellen viele inhaltliche Fragen

Annette Fuchs, stellvertretende Schulleiterin des Graf-Zeppelin-Gymnasiums (GZG), schildert: „Die Themen, die bei der Schulwahl aufkommen, sind eigentlich immer dieselben. Vor allem werden Fragen nach Klasse 5 und 6 gestellt, wie genau da der Stundenplan aussieht und die Inhalte.“ Auch würden Fragen zu den Voraussetzungen gestellt, die ein Kind mitbringen müsse, wie viel Nachmittagsunterricht es gebe und welche zusätzlichen Betreuungsmöglichkeiten. Die Corona-Pandemie mache sich kaum noch bemerkbar, werde aber durchaus auch angesprochen. „Manche Eltern haben das Gefühl, dass es bei ihrem Kind Lücken gibt durch diese Zeit.“

Annette Fuchs, stellvertretende Schulleiterin des Graf-Zeppelin-Gymnasiums
Annette Fuchs, stellvertretende Schulleiterin des Graf-Zeppelin-Gymnasiums | Bild: Raupach, Corinna I SK-Archiv

Das Thema G8 oder G9 werde nur selten angesprochen. Zu den Schülerzahlen könne sie derzeit noch keine Auskunft geben: „Die Anmeldungen laufen an vier Tagen in dieser Woche. Am Ende sehen wir dann, ob eine Schülerlenkung notwendig wird. Das war jetzt ein Mal der Fall – im letzten Jahr.“ Dabei handle es sich um ein recht aufwendiges Verfahren.

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Wie viele Schüler sich anmelden, lasse sich allerdings nicht abschätzen. Grundsätzlich habe sie den Eindruck – „dazu standen wir auch im Austausch mit dem KMG“ – dass an den Informationsveranstaltungen etwas weniger Interessierte teilgenommen hätten. „Daraus lässt sich allerdings auch keine verlässliche Aussage zu den Schülerzahlen ableiten“, sagt sie.

Auch der geschäftsführende Schulleiter von Friedrichshafen, Gerold Ehinger, weiß nicht, wie viele Schüler derzeit vor der Schulwahl stehen: „Das läuft nicht über meinen Schreibtisch.“ Doch auch er bestätigt den Eindruck, dass dieses Jahr eigentlich alles so „wie immer“ sei; die Informationsveranstaltungen seien gut besucht gewesen, die Fragen und Themen grundsätzlich dieselben wie auch vor Corona schon.

Auswirkungen des Lehrermangels noch unklar

Es gebe auch noch einen weiteren Aspekt, der derzeit ungeklärt sei: wie sich der allgemeine Lehrermangel auf die Schulen in Friedrichshafen auswirken werde. „Da sind wir gespannt. Das lässt sich dann erst im Sommer genau sagen.“ Grundsätzlich sei der Bodensee ein attraktiver Standort, aber es gebe auch den Trend, von hier aus in die Schweiz zu gehen. Dort würden Lehrer finanziell bessergestellt.

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Annette Fuchs kommentiert diesbezüglich die aktuelle Situation des GZG: „Das ist wirklich ganz knapp auf Kante. Es darf eigentlich niemand krank werden. Wir können zu unserer Situation sagen: Im zweiten Halbjahr können wir die Pflichtversorgung sicherstellen, bis auf eine winzige Ausnahme.“

Fürs kommende Schuljahr fänden derzeit Bewerberverfahren statt, es folgten noch Listen- und Ländertauschverfahren.

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